Riedenburg
Wenn Papa in die Lehrerrolle schlüpft

Bei der Kooperation zwischen Elternhaus und Schule bereichern Mütter und Väter den Unterricht

04.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Um die Schulung des Körpergefühls ging es an der Mädchenrealschule St. Anna beim Bodypercussionkurs mit Andreas Donauer (links) und einer 90-minütigen Akrobatiklektion mit Edith Pleiner. Die Aktionen gehören zum sogenannten Kesch-Projekt. Bei dieser Kooperation mit den Eltern greift die Schule auf Talente und Fähigkeiten der Mütter und Väter zurück, um den Unterrichtsalltag zu bereichern. - Fotos: Schmied

Riedenburg (ksm) Man hört es schon auf dem Gang, das Stampfen und Schnippen, das laute Klatschen. Das liegt wohl nicht unwesentlich am Fischgrätparkett im Klassenzimmer. Eigentlich hätte der Bodypercussionkurs in der Turnhalle stattfinden sollen.

Aber Andreas Donauer wollte lieber auf Holzboden tanzen. Weil's einfach besser klingt. "Fühlt ihr die Pausen zwischen den Tönen", fragt Donauer - vielleicht besser bekannt als Donikkl - die 20 Mädchen, die mit ihm einen Kreis bilden. "Sie sind ungemein wichtig. Mindestens genauso wichtig wie die Töne selbst", erklärt der Musiker den Schülerinnen der Riedenburger Mädchenrealschule.

Für den 90-minütigen Bodypercussionkurs ist Donauer an diesem Tag nach St. Anna gekommen. Auch seine Tochter geht hier zur Schule. Der Nachmittag ist einer von mehreren, an denen die Schule zusammen mit den Eltern der Schülerinnen ein Projekt anbieten. Kesch nennt sich die Initiative und meint die Kooperation von Eltern und Schule. "Wir greifen dabei auf Ressourcen zurück, die die Mütter und Väter der Mädchen in den Schulalltag einbringen können, um ihn zu bereichern", erklärt Rektor Christian Fackler. Dabei orientiert sich die Mädchenrealschule auf ein Konzept der Stiftung Bildungspakt Bayern. In einem Elternbrief habe man das Vorhaben erklärt und viele Vorschläge seitens der Eltern erhalten, die man nun nach und nach im Unterrichtsalltag unterbringen will. "Dabei geht es nicht darum, das Ganze künstlich aufzublähen, sondern eine sinnvolle Ergänzung zum Lehrplan zu finden."

Drei dieser Elternangebote haben den Reigen nun begonnen. Karin Eberl behandelte mit der Klasse 6 b das Thema gewaltfreie Kommunikation passend zur Lektüre, die die Schülerinnen derzeit lesen. Edith Pleiner gab zusammen mit Steffi Kirner einen Akrobatikkurs, bei dem 18 Mädchen aus der siebten Jahrgangsstufe mitmachten. Die beiden Frauen tanzen seit über 20 Jahren und trainieren selbst zweimal pro Woche. "Wir schulen hier unser Körpergefühl", erklärte Pleiner. 90 Minuten lang - und barfuß - vollführten die Schülerinnen in der Turnhalle immer schwierigere Figuren und stellten sich laut der Kursleitern dabei ziemlich gut an.

Begeistert vom Rhythmusgefühl der Mädchen ist auch Donauer. "Ihr seid ja richtig gut", lobt er nach einer Runde mit wechselnden Schritt-, Klatsch- und Schnippfolgen. Auch bei seinem Kurs geht es um den Körper. An diesem Nachmittag wird er zum Musikinstrument. Füße, Knie, Oberschenkel, Oberkörper, Arme, Hände - alles kommt zum Einsatz, um Beat, Backbeat und Offbeat zu bedienen. Ganz nebenbei lernen die Schülerinnen von Donauer, was in Sachen Musik taktvoll ist und was eher nicht. "Versprecht mir bitte, das ihr ab sofort immer auf zwei und vier klatscht, und nicht mehr auf eins und drei", beschreibt er die richtige Handhabe beim Viervierteltakt. "Die Betonung von eins und drei macht alles kaputt. Das ist wie die Treppe herunter fallen - nicht schön", meint Donauer und erntet einige Lacher.

Die Stimmung ist ausgelassen. "Ich finde es total schön, dass so viele mitmachen", erklärt er in einer Pause. Für ihn habe es sich definitiv gelohnt, den Mädchen 90 Minuten seiner Zeit zu schenken.