Wenn Liebe blind macht

13.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:37 Uhr

In Liebe vereint: Titania (Marion Bordat), die Königin der Elfen, und Oberon (Christian Heller), der Elfenkönig - Foto: Kiemeyer

Erlangen (DK) Sommerlich heiter hebt dieser „Sommernachtstraum“ im Erlanger Markgrafentheater an, ehe ihm die Regisseurin Katja Ott, zugleich Intendantin des Theaters Erlangen, den Garaus macht und in einem Klamauk-Gewitter untergehen lässt.

Dabei verhieß der Anfang, in dem die (von Ulrike Schlemm gestaltete) Bühne für Shakespeares wundersamste Liebeskomödie mit alten Polstergarnituren zugemüllt und des Dichters ebenso poetische wie plastische Sprache effektvoll ausgestellt wurde, einen verfremdeten, ja ins Absurde gesteigerten Shakespeare-Abend.

In Frank Günthers moderner, dem zeitgeistigen Jugendjargon huldigenden Shakespeare-Übersetzung entfesseln die diversen Liebespaare, die alle Spielarten der Liebe durchbuchstabieren, ein brillantes Sprachfeuerwerk, das von den Brüchen zwischen dem gebundenen Versmaß und dem coolen Speech lebt: eine vielversprechende Sprachregie, die Shakespeares pittoresken Bilderreichtum in seinem „Sommernachtstraum“ zu bändigen verspricht.

Grandios führen das vor allem Christian Heller in der Doppelrolle des Theseus, des Herzogs von Athen, und des Elfenkönigs Oberon sowie Marion Bordat als Hippolyta und Elfenkönigin Titania vor. Was ihre jugendlichen Pendants konterkarieren: Hermia und Helena, Lysander und Demetrius (Gitte Reppin, Linda Foerster, Martin Laue und Steffen Riekers) toben sich im Sprach- und Liebes-Verwirrspiel in halsbrecherischer Sprach- und Körperakrobatik auf der Bühne aus.

Bis das Handwerker-Quintett um Squenz, Schnauz, Schnock und die anderen (Stefan Drücke, Winfried Wittkopp, Christian Wincierz, Hermann Große-Berg, und Robert Naumann) die bezaubernden Liebesspiele im Zauberwald mit ihrer Parallelhandlung des Trauerspiels um „Priamos und Thisbe“ in gnadenlos kalauernden Plumpheiten kaputt machen.

Das eingestreute Liedgut aus Schnulzen, Schlagern und Kuschelsongs nebst dramatisch eingespielter Filmmusik, was wohl dem Publikum großes rührseliges Hollywood-Kino suggerieren soll, zielen vielleicht auf süßlichen Liebes-Kitsch, als der Shakespeares tief lotende Liebeszauber entlarvt werden soll, geben allerdings einer Inszenierung den Rest, die sich effekthascherisch an ein Publikum ranschmeißt, dem man Poesie und Ironie versprochen hatte; worüber auch ein schenkelklopfender Applaus nicht hinwegtäuschen konnte.

Weitere Vorstellungen am Theater Erlangen: 16. und 17. Juli sowie in der nächsten Spielzeit, erstmals wieder am 15. Oktober. Karten unter Telefon (0 91 31) 86 25 11; E-Mail: service@theater-erlangen.de.