Aichach (roe) In der Regel kommen Interessierte zur Kunst und besuchen entsprechende Ausstellungen. Das Konzept der Aichacher Kunstmeile dreht den Spieß indes um: Hier kommt die Kunst zu den Menschen, schwärmt quasi aus, um so auch nicht zwingend Kunstinteressierte zu erreichen, sie vielleicht so ganz nebenbei "einzufangen".
So kann man Kunst im Dessous-Laden ebenso erleben wie im Trachtengeschäft oder im Rathaus. 24 Kunstschaffende sind bei der 15. Auflage der Kunstmeile mit von der Partie. In 20 Geschäften rund um den Stadtplatz, aber auch im Freien präsentieren sie ihre Werke. Neben altbekannten Gesichtern sind auch Künstler aus der Region mit von der Partie, die sich erstmals dem Aichacher Publikum präsentieren. Die Palette reicht vom filigranen Pinselstrich und von abstrakten Gemälden bis hin zur mächtigen Holzskulptur. Profis wie Maria Breuer, Irene Rung oder Hans Wiedemann zeigen ihre Werke, aber auch Hobbykünstler oder die Malgruppe des Hauses St. Vinzenz aus Oberbernbach, die Kunst als Therapieansatz nutzt.
Gerade die künstlerische Vielfalt zeichne die Kunstmeile aus, wie Bürgermeister Klaus Habermann bei der Eröffnung am Sonntag betonte und einmal mehr ein Plädoyer für Kunst im öffentlichen Raum hielt. Kunst und Kultur in der Stadt seien das gewisse "Mehr als Grundversorgung", das die eine Stadt von der anderen abhebe. Dabei solle Kunst nicht nur gefallen, sie solle anregen, sich kritisch mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen. Die Modebranche, die Kosmetikindustrie oder gar die Schönheitschirurgie, alle lebten sie von der Schönheit. "Nur in der Stadtplanung, im Stadtmarketing, verbieten wir uns noch zu oft das Reden über die Schönheit", so der Bürgermeister. Die Aichacher Kunstmeile läuft bis Ende Mai.
