Ingolstadt
Wenn es mal mehr als nass wird

Für Starkregen wie im September muss sich jeder Hausbesitzer selbst rüsten

15.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:03 Uhr

Ein See unter der Autobahnbrücke am Ende der Goethestraße: So sah es heuer am späten Nachmittag des 18. September aus. Vor allem im Südviertel liefen viele Keller voll. ‹ŒArch - foto: Reiß

Ingolstadt (DK) Es waren keine zwei Stunden, doch die Menge an Wasser, die am 18. September plötzlich vom Himmel fiel, überflutete Keller, Unterführungen und Schächte in Ingolstadt. Laut den Kommunalbetrieben sind die Kanäle passend dimensioniert. Hausbesitzer brauchen aber eine Rückstausicherung.

Es ist fast auf den Tag genau zwei Monate her, dass besonders im Ingolstädter Süden die Fluten über die Hauseigentümer hereinbrachen. Ähnlich wie im August 2011 kam der Starkregen aber nahezu ohne Vorwarnung und "als lokal sehr eng begrenzter Regen". Fast straßenzugweise sah die Lage teils anders aus, wie Thomas Schwaiger gestern Abend erläuterte. Der Vorstand der Ingolstädter Kommunalbetriebe (INKB) widmete sich dem Thema Starkregen in der Verwaltungsratssitzung des städtischen Betriebs, weil unter anderem ein Antrag der ÖDP-Stadtratsfraktion dazu vorlag. Inhalt: Wie geht man mit Starkregen zukünftig um? Wo sie doch wegen des Klimawandels noch öfter kommen sollen. Die ÖDP mahnte eine "Handlungsstrategie" an.

Doch die sieht der INKB-Chef nicht in seinem Aufgabenfeld - und hat dabei die Unterstützung der Stadtspitze beziehungsweise des Verwaltungsrates. Die Kanäle seien in Ingolstadt vernünftig dimensioniert, sagte Bürgermeister Albert Wittmann, der Verwaltungsratsvorsitzende. "Bei Starkregen laufen die Kanäle voll, das ist nun mal so. Man braucht Regenrückhalteventile im Keller. Wer die nicht hat, tja, der muss lernen", so der Finanzbürgermeister.

43 Liter pro Quadratmeter prasselten am 18. September alleine zwischen 16 und 17 Uhr auf Teile Ingolstadts nieder, haben die INKB analysiert. Etwas weniger als 2011 - auch für die Feuerwehr. Waren es 2011 noch 318 Meldungen bei den Einsatzkräften, sank diese Zahl heuer auf 280. Wobei wohl erfahrene Gartenbesitzer im Süden einfach die Pumpe in den Keller hängten, anstatt die rödelnde Feuerwehr zu kontaktieren, die von einer Überflutung zur nächsten eilte.

"Es wird immer Ereignisse geben, die die Infrastruktur überlasten", sagte Schwaiger, der sich aber von der im Versicherungswesen üblichen Sprachweise distanziert. Denn dort wird nach einer statistischen Wiederkehrwahrscheinlichkeit eingeordnet. "Wir hatten alleine heuer in Manching drei ,200-jährige Ereignisse €˜", sagte Schwaiger kopfschüttelnd. Die von "Flutopfern" immer wieder vorgebrachte Kritik, das Kanalsystem und vor allem die Rohre in den Schächten seien in manchen Stadtvierteln oder Straßen zu klein dimensioniert, weisen die Kommunalbetriebe zurück. Selbst doppelt so große Rohre in den Gullys würden die Wassermengen bei vergleichbarem Starkregen nicht schaffen, rechnete Schwaiger vor. Wolle man in der gesamten Stadt alles doppelt so groß, würde das nicht nur monatelange Baustellen bedeuten, sondern auch rund 100 Millionen Euro verschlingen, "und es bringt nichts", so Schwaiger.

Statt auf Ausbauten setzen die INKB vor allem auf Information: Hausbesitzer sollten und müssten eben Rückstausicherungen nachrüsten, um gewappnet zu sein. Während 2011 von den befragten Betroffenen noch 58 Prozent ganz ohne Sperre waren, gaben es heuer 27 Prozent an. Bei weiteren 18 Prozent funktionierte die Sperre heuer allerdings nicht beziehungsweise war nicht aktiviert.

Was Schwaiger sorgte: Gleichbleibend rund 20 Prozent gaben an, quasi noch nie etwas von einer Rückstausperre gehört zu haben. Der Vorstand versicherte: "Wir werden nicht müde, da aufzuklären."