Zell
Wenn ein Lächeln weiterhilft

Azubis von Leoni in Roth schnuppern in Zeller Werkstätten für Behinderte – Für guten Zweck

12.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:12 Uhr

Glückliche Gesichter beim Besuch der Leoni-Azubis in der Keramikwerktatt in Zell. Dort stellen sie Weihnachtssterne her, die in der Leoni-Bude am Rother Weihnachtsmarkt verlost werden – zugunsten der Behinderteneinrichtung. - Foto: Meyer

Zell (HK) Das ist mehr als nur ein Arbeitsbesuch: Azubis des Kabelherstellers Leoni in Roth besuchen regelmäßig die Behinderteneinrichtung in Zell, um Gewinne für die Weihnachtslosbude in Roth herzustellen.

Dabei kommen sich Beschäftigte und Auszubildende ungezwungen näher. Manchmal ist es nur ein freundliches Lächeln, das zur Verständigung reichen muss. Jedenfalls bis zur Mittagspause. Denn danach lernen die Azubis von Leoni in einem Crashkurs die wichtigsten Gebärden, um sich mit den Gehörlosen in der Werkstatt für behinderte Menschen bei Regens Wagner in Zell besser austauschen zu können.

Aber es geht auch ohne: Gesten und freundliche Blicke helfen dabei, um sich im Arbeitsalltag mitzuteilen. „Soziales Lernen steht im Vordergrund“, betont Werkstättenleiter Willi Wolfert, der sich freut, dass seine Beschäftigten regelmäßig Besuch von Auszubildenden des Weltkonzerns Leoni in Roth bekommen. „Ich finde es spannend, zu sehen, wie es hier läuft“, erzählt die angehende Industriekauffrau Janina Betz. „Und es ist auch schön, etwas Praktisches zu machen.“

Schulter an Schulter sitzen die Azubis mit den Beschäftigten der Werkstatt und stellen Weihnachtssterne sowie Raupen aus Keramik her, feilen Edelstahlbecher glatt, um daraus schöne Stifteboxen mit einem Filzeinsatz herzustellen und basteln eine Meisenbar aus Metall. Insgesamt 800 handgearbeitete Stücke wollen die Azubis in Zusammenarbeit mit Regens Wagner Zell anfertigen. Damit wird die Losbude am Rother Weihnachtsmarkt bestückt. Der Erlös wiederum fließt zurück an die Einrichtung. „Wir verbinden das Nützliche mit dem Sozialen“, betont Willi Wolfert. Eine weitere Kooperation gibt es zwischen dem Kabelhersteller und der Behinderteneinrichtung Auhof.

Den Jugendlichen macht es Spaß, ihren Arbeitsplatz bei Leoni, ob im Büro oder an der Werkbank, tageweise zu tauschen. Jeder der rund 70 Azubis und dualen Studenten soll mindestens einen Tag im Auhof und in Zell verbracht haben.

„Das ist eine total schöne Umgebung“, sagt Janine Kenner (17), Personaldienstleistungskauffrau im ersten Lehrjahr, über ihren temporären Einsatz in der Zeller Keramikwerkstatt. Ihre gleichaltrige Kollegin Alicia Zwick, die Industriekauffrau werden will, pflichtet ihr bei: „Ich finde das Arbeitsklima total gut, man lernt hier, wie Hörende und Gehörlose zusammenarbeiten.“ Ein Schritt dazu ist eben auch der Gebärden-Schnellkurs für die Azubis.

Der 40-jährige Tobias Teichert, der in der Werkstatt an der Drehscheibe arbeitet und Keramik bemalt, freut sich jedenfalls über die Abwechslung, auch wenn der Gehörlose natürlich bei weitem nicht alles versteht, was geredet wird. Aber „Gebärden ist einfach schwer“, stellt er fest und spart auch nicht an Lob: „Die Zusammenarbeit war gut“, bestätigt er den jungen Leoni-Mitarbeitern.

Der künftige Industriemechaniker Rafael Haufen (19), der die scharfen Ränder der Stiftebox poliert und glatt schleift, gibt zu, dass die Kommunikation schwierig ist. „Aber dann muss eben der Meister dolmetschen.“ Christoph Mödl (18), der eine Lehre als Elektroniker absolviert, findet es „angenehm, hier zu arbeiten“. Im Gegensatz zu den anderen hat er keine Gewinne für die Weihnachtslosbude produziert, sondern einfach mit den Beschäftigten der Elektrowerkstatt gearbeitet. „Die freuen sich alle, wenn man mithilft“, erzählt Christoph Mödl. Er sieht seinen Besuch in Zell als Bereicherung: „Da erlebe ich auch mal, wie es in anderen Firmen im Elektrobereich zugeht.“

Der technische Ausbilder Harald Lehner von Leoni freut sich über den Einsatz seiner Azubis. „Das fördert die Offenheit und nimmt Vorurteile.“