Schrobenhausen
Wenn die Wände Ohren haben

Gut besuchte Premiere der Eigenproduktion "Hochhaus-Krimi" am Gymnasium Schrobenhausen

20.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:01 Uhr
Wie es da zugeht! Beim "Hochhaus-Krimi" am Gymnasium gab es für das Publikum viel zu Lachen, denn die Bewohner des Hochhauses sind echte Typen mit teilweise sehr skurrilen Gewohnheiten. −Foto: Tyroller

Schrobenhausen (SZ) Was passiert, wenn 40 verschiedene Parteien, die unterschiedlicher nicht sein können, in einem Hochhaus zusammenwohnen? Konflikte über Konflikte. In der Eigenproduktion "Hochhaus-Krimi" der Theatergruppe des Gymnasiums Schrobenhausen geht es genau darum. Das Stück feierte nun bei vollem Publikum Premiere.

Bühne frei. Die Schriftstellerin Unzengruber (Giuliana Siegl) - wohnhaft im dritten Stock des Hochhauses - betritt die Bühne und stellt erstmal die einzelnen Anwohner des Hochhauses vor. Da gäbe es nämlich das Ehepaar Sonnenschein (Moritz Külpp, Hannah Heigl) mit ihren beiden kaufwütigen Zwillingen Bella (Sarah Glück) und Zoe (Annalena Burkert/ Hanna Leufer) oder den nur mäßig erfolgreichen Schauspieler Perzborn (Elena Huber). Nicht zu vergessen: das Hausmeister-Ehepaar Werner (Mathis Koschyk) und Irma Rein (Lea Weber) mit ihrem Punkersohn (Josua Moritz).

"Und natürlich gibt es hier auch eine Wohngemeinschaft", erklärt die Schriftstellerin. In dieser sogenannten Öko-WG wohnen vier Studentinnen zusammen, die sich leidenschaftlich für den Umweltschutz engagieren. Auch die temperamentvolle Russlanddeutsche Ivana (Katherina Richter) ist hier sesshaft. Für viele Lacher sorgt die Sektenanhängerin Mahagata (Tabea Schäffer), die permanent versucht, die anderen Anwohner in ihre Sekte zu bekommen. Nicht außer Acht gelassen darf freilich nicht Frau Kaiser (Amelie Pfeiffer), der die nahe gelegene Recyclinganlage gehört.

Kurzum, die verschiedenen Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein. Genau das richtige Ambiente für die ambitionierte Schriftstellerin, denn die möchte einen Hochhaus-Krimi schreiben. Und wo gäbe es mehr Inspiration, als in diesem besagten Hochhaus? "Wie gut, dass alle Wände so dünn sind!", ruft Unzengruber aus. Das erleichtert ihr schließlich, ihre Nachbarn genauestens unter die Lupe zu nehmen.

So bekommt sie zum Beispiel ein Gespräch zwischen dem Hausmeister und seiner Ehefrau mit. Die beiden entpuppen sich als völlig paranoid und gehen nicht ohne kugelsichere Weste und Pistole außer Haus. "300 Meter durch die Fußgängerzone sind schon gefährlich", sind sie überzeugt. Darum muss vor ihrem Besuch im Kino einiges erledigt werden. Die kugelsichere Weste überziehen, Pistole in die Tasche, Alarmanlage an - davor geht überhaupt nichts. Später werden die beiden ausgerechnet von ihrem eigenen Sohn beklaut werden - wie ironisch. Wild diskutiert wird auch bei den Öko-Studentinnen Ursel (Veronika Spöttl), Linda (Paulina Wölfel), Mathilda (Melinda Endres) und Eva (Loren Appelmann) über die mitgebrachten Einkäufe. Wie kann es eine von ihnen nur wagen, abgepackten Schinken zu kaufen, statt in die Metzgerei zu gehen?

Oder wie kann es die andere verantworten, in den Urlaub auf die Malediven zu fliegen, anstatt mit dem Zug in den Bayrischen Wald zu fahren. Und, und, und. Die Anschuldigungen werden einander nur so an den Kopf geknallt uns sorgen für einige Lacher beim Publikum. Genauso fulminant geht es mit den anderen Bewohnern weiter.

Das muss die Schriftstellerin auch gleich alles notieren. "Ich brauche einen Bestseller!", gibt sie ihrer Haushaltshilfe Marionetta (Lucia Pawlitschko) deutlich zu verstehen. Doch das sei ihr alles noch nicht genug Drama. Da trifft es sich gut, dass sie erfährt, dass in der Recyclinganlage Problemmüll gelagert wird. Und wie aus dem Nichts geht der Schriftstellerin nun ein Licht auf. "Du willst doch dein gesamtes Gehalt bekommen?", wendet sie sich an ihre Haushaltshilfe. Dafür müsse ihr Marionetta nur ein paar Gefallen tun. Und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Dabei handelt es sich bei dem "Hochhaus-Krimi" um eine Gemeinschaftsarbeit zwischen den Schülern, der Lehrerin Silvia Eckert-Wagner und Alex Schenke - eine ehemalige Schülerin, die mittlerweile Schauspiel studiert hat. Angelehnt ist das Stück an Joachim Reiss' Theaterstück "Ohne Ende Wände". "Eigentlich wollten wir das ursprüngliche Stück spielen", erklärt Eckert-Wagner. Das hätte dann aber so nicht gepasst, sodass letztendlich nur ein paar Szenen daraus übernommen wurden - so wäre das Stück nun auch moderner. Für Eckert-Wagner neigt sich mit dem Stück auch eine Ära dem Ende zu, schließlich wird es ihr letztes sein. "Das war immer meine große Leidenschaft und hat mir immer sehr viel Spaß gemacht", sagt sie abschließend.

Für Kurzentschlossene gibt es noch eine letzte Vorstellung des "Hochhaus-Krimis". Diese findet am Donnerstag, 22. November, um 19 Uhr in der Aula des Gymnasiums Schrobenhausen statt. Karten gibt es an der Abendkasse für fünf Euro, ermäßigte Karten für drei Euro.

Tabea Tyroller