Ingolstadt (ada) Eine Stadtratssitzung am Unsinnigen Donnerstag: Wenn das Hohe Haus heute zu seiner nächsten Sitzung zusammentritt, stehen einmal mehr zahlreiche wichtige und ernste Themen der Stadtpolitik, wie die 2019 geplante Erhöhung der Kindergartengebühren oder der Wohn?raummangel, auf der Tagesordnung.
Ob und wie viel dabei gelacht wird, bleibt abzuwarten. Dass es früher im Ingolstädter Stadtrat an diesem Tag recht heiter zuging, zeigt ein Blick zurück, wie gestern die frühere CSU-Stadträtin Mathilde Greil in einer E-Mail an die Redaktion in Erinnerung rief: "Zu meiner Zeit im Stadtrat gab es am Unsinnigen Donnerstag zweimal einen Auftritt mit Bürgermeister Paul Wegmann und mir als Marktbesucher", berichtet Greil. Die humorigen Texte des lustigen Duos hatte der damalige städtische Kulturreferent Rudolf Koller geschrieben.
Von Martin Adamczyk
Zwiegespräch zur Stadtratssitzung 1980
(verfasst vom Kultur-Referenten Rudi Koller)
Personen: Wastl, ein Bürger (gespielt von Bürgermeister Paul Wegmann) und
Resl, eine Bürgerin (gespielt von Stadträtin Mathilde Greil)
Resl: Du, Wastl, kumm amoi abi von deim Podestl, i mecht die was fragen.
Wastl: Was mechst denn wissen, Resl?
Resl: Wo war denn der OB so lang?
Wastl: Krank war er, woaßt des denn net?
Resl: Wiaso? Weil er ausgrutscht is beim Schifahrn?
Wastl: So schlimm wars a wieda net. Aba aus der Teilnehmerlistn für Lake Placid hams eam natürli gstricha.
Resl: Des is aba schad, zwengs dem habm ma also koa goldene Medaille gwonna.
Wastl: Dafür geht er im Sommer nach Moskau, wann der Carter und der Schmidt nix dagen ham.
Resl: Ja, hams denn do a Schifahrer?
Wastl: Na, natürli net, aba fürn Marathon is er nominiert, weil er in Marathonsitzungen so guate Erfahrungen hat.
Resl: Jetzt schleichst di aba mit deine blöden Sprüch! I möchte jetzt wissen, was am OB wirkli gfehlt hat. Irgendwas muß si eam doch auf’d‘ Niern gschlagn ham. Wars eppa, weil er mit seim Antrag auf Gewerbesteuersenkung durchgfoilln is?
Wastl: Des hat eam zwar an schwern Schlag versetzt, weil er moant, daß er zvui Geld in sein Haushalt hat, aba des is net gwen.
Resl: Wars dann zweng dem Atomkraftwerk?
Wastl: A na, des wars scho glei gar net. Da war er ja mächtig stolz drauf. Stell dir do vor, des war ja des erstemoi in der Gschicht vom Radio, daß a Ingolstädter OB in die Achte-Nachrichten - glei nachm Breschnew – gnannt worn is, und die Schanz glei nach Afghanistan.
Resl: Aba, i kannt ma vorstelln, daß da Strauß scho aweng gmamst hätt. Wastl: A geh, des gibt’s do glei gar net. Mir leben doch in am Freistaat.
Resl: Ja, recht hast scho, der Kiesl z’Minga hat a gsagt: „A jeda kann sei Meinung ham. Der Strauß hat sei Meinung und i hab mei Meinung.“
Wastl: Da gib i nix drauf, was so jeder Kiesl und jeder Tandler daherredet. Resl: Aba jetzt möchte i endli wissen, was mit unserm OB los war!
Wastl: Ja, ganz gwiß woaß i des a net. Vielleicht wars de innere Opposition, die eam zuagsetzt hat.
Resl: Was is jetzt des wieda? De innere Opposition?
Wastl: Ja, i moan hoit as Gwissn von da CSU.
Resl: Wieso, Wastl, hat denn de a a Gwissn?
Wastl: Freili, des Gwissn hat sogar an Nama! Herrmann hoaßts.
Resl: Ja, des kannt scho stimma, a gwissenhafter Mensch war er scho allerweil.
Wastl: Wen moanst denn jetzt da? An OB oder an Herrmann?
Resl: Du, da sag i jetzt gar nix. Da mach i vo meim Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Hast denn du no nix von am Frackzwang ghört?
Wastl: Resl, du moanst woi an Fraktionszwang.
Resl: Des is mir wurscht, wia du den Zwang nennst, von mir hörst da jedenfalls nix. Aba, daß der 0B glei so weit weg müssn hat von seiner Regina!
Wastl: Ja, woaßt, Resl, er wollt hoit amoi richti ausspanna.
Resl: In oam Jahr hätt er nimma fortfahrn müssn.
Wastl: Warum no net?
Resl: Weil mia dann an Gsundheitspark ham. Dann wird in da Schanz überhaupt koana mehr krank. As Krankensilo, des wo no gar net fertig is, kennas dann a glei wieda abreißn oder einstampfn. Und alle Leit wern wieda jünger. Nachher kenna ma die Oitengemeinschaften auflösen, weil di dann wieda zum Schmusen und zum Kreisltreibn genga oder gar in d’Diskothek.
Wastl: Und wer betreibt dann de Gschicht?
Resl: An Gärtner hams scho für den Park, sogar an Spezialisten, nemli an Baum-Gärtner. Und der Regensburger woaß a scho, wo man den Park hi tean.
Wastl: Wohi dann?
Resl.: Ins oite Feierwehrhaus.
Wastl: A geh, da könnens an Park höchstens aus japanische Zwergbäum macha, mit a bißerl an Schnittlauch dazwischen.
Resl: Du woaßt ja, der Regensburger is a sparsamer Mensch, wanns net um an Verkehrs- Übungsplatz geht. Und da hat er gmoant, d’Feierwehr konnt da leicht a paar oide Schleich vergessen haben. De kannt ma dann glei für de Blitzgüß verwenden. Außerdem hat er an der Feierwehr sein Narrn gfressen. Sunst hätt er sein Buam net Florian tauft. – Aba jetz amoi, wer hat denn aufpaßt in der Stadt, wann der OB net da war? De tean doch grad dann was woin.
Wastl: Da brauchst koa Angst ham. Mia ham do an amtierenden Bürgermoaster ghabt. Batz hoast der. Der amtiert da auf hauts drei. Hast des denn net gspannt? Überall is der vorn dro, Der empfangt de Minister und Botschafter und hoilt de Daumen auf de Beamten, wanns aufmucka woin.
Resl: Und wenn da Batz amoi net amtieren hat kenna, der hat ja schließli a amoi aufn Lokus geh müssn – wer hat denn dann amtiert?
Wastl: Ja, da gibt ja no oan. Der hoaßt Wegmann. Da sagt ma, des is der kloane Burgermoaster. Den nehmas net so gern her, weil er net so groß und so nett is wia der Batz.
Resl: I hab ghört, der hat bloß die Schuabandlkramer und Durchwanderer empfanga derfa.
Wastl: Da sichst, es gibt scho a – wia sagt ma da glei – a rationale Arbeitsteilung bei der Stadt.
Resl: Ja, und hat ma do koa Angst ghabt, daß der Batz wieda amoi a paar – Herrschaft, jetz kumm i net glei drauf – ja, habs scho! – a paar Marmor-Nippes-Sacha einkaffa hätt kenna für de Stadt.
Wastl: A geh, Resl, da ham ma inzwischen scho ganz andere Bolzen.
Resl: Was moanst nacha da?
Wastl: An Golfplatz moan i natürli. Hast vo dem no nix ghört?
Resl: O mei, Wastl, des is doch a oider Schnee. Vom Golfplatz redt jetzt doch koa Mensch mehr- Der hoaßt jetzat Bolzplatz für den gehobenen Mittelstand, und mittelstandsfreindli war de CSU do scho allerweil.
Wastl: Bloß mit der Liebe hams as net recht.
Resl: Wia konnst denn des behauptn? Wastl: Ja, da Intendant woit da a bißl nachhelfa und eana zoagn, was Liebe hoaßt. Na sans ganz bös worn, de Weiba vor allem.
Resl: Wer nacha?
Wastl: Mathilde hoaßt de oane und de andere Helene.
Resl: Was ham denn de gegen die Liebe?
Wastl: I woaß net. De oane hat vier Kinder und de andere mag an Rudi recht gern.
Resl: Ja, und in dem Stück, hat ma da ois gsegn?
Wastl: Na, gsegn hat ma gar nix net. Aba des, was ma si dabei denka hat müssn, des war hoit ausgschamt.
Resl: Ja, Zeitn san des. Jetz muaßt a scho im Theater was denka. Wirst segn, boild fangas im Stadtrat a no as denka o. Wanns dumm hergeht, vielleicht a no in de Bezirksausschüß. Mir teans überhaupt leid.
Wastl: Wer?
Resl: De Stadträt, weils allerweil fasten. Des machat i net.
Wastl: Wia kummst jetzt da drauf. Resi, i glaub du spinnst a bißerl.
Resl: Doch, mir hat erst oana verzählt, daß mit eanane Diäten leben müassn.
Wastl: Ah gell, deswegen is da Götz Franz so moga.!
Resl: Freili, der is ja glei auf zwoafache Diät gsetzt, weil er im Landtag a no drinna hockt.
Wastl: Aba Nägl haut der ro, daß glei ois scheppert.
Resl: Ja, daß am Herrmann Beißzanga verbiagt, wann ers wieda außiziagn wui.
Wastl: Woaßt, wia da Götz kumma is, hat er gsagt: „D’SPD is bis jetzt a Fraktion von Austrägler gwesn, jetzt muaß a Partei von Anträgler wern!“. Drum haut er a so nei.
Resl: Mit earnane Anträg da kanntens an Computer füttern, daß er glei Sodbrenna kriagt.
Wastl: Aba se ham ja koan! Drum kanns natürli vorkemma, daß den oan oder andern Antrag a amoi vergessn. Da hams do neili an eigenen Antrag so dafetzt, daß d’Flusen im kloana Sitzungssaal umanandergflogn san, wia wenn de Frau Holle ihre Betten ausgschüttelt hätt.
Resl: Um was is na da ganga?
Wastl: Um de Schuihöf is ganga. Aba schui-höflich sans gar net umgsprunga mit dene Damen, de gmoant ham, se derfa a amoi was sagn. De ganzen Schuimoaster, wias da drinna hocka, san über de hergfoin. D’Lokalredaktion vom Donau Kurier hätt vierzehn Tag in Urlaub geh kenna, weils bloß no Leserbrief ham abdrucka braucha. Was moanst wie da Götz da pfiffa hat, ois wann ma eam auf d’Hennaaugn tretn war.
Resl: Aufn Pößl und an Stark hat der Götz a an Bock.
Wastl: Warum nacha?
Resl: Er wuis bei seiner linken Partei nimma aufstelln, hat er gsagt, weils eam as Renomme verderbn. Stur, wias san, woin se se partou Rechts-Anwälte nenna.
Wastl: Du, aba an Böhm siagt ma fei a nimmer vui.
Resl: Ja, der hat jetzt ganz andere Sorgn.
Wastl: Wia des?
Resl: Der is doch bei der Schnauferlfabrik, de wo se Audi nennt. Und da hams so vui Schiss vorm Toyota und vorm Honda. Jetz muaß er allerweil nach Japan fliagn – zur Werks- Spionage.
Wastl: Geh, der ko do net japanisch.
Resl: Doch, des hat er scho glernt. O sa kra boi samma fudschi – jammat er allerweil. Drum duat er gern am Gewerbe- steuerradl drahn.
Wastl: Du, i glaub, der Stadtrat wird allmähli weltumspannend. Der Böhm is in Japan, der Spranger hockt drübn am großen Sklavensee in Canada. Jetz brauch ma bloß no oan, der de Indira Gandhi poussiert, nacha geht die Sonne im Reich des Schanzer Stadtrats nimma unter.
Resl: Gell, des hat der Karl Batz gsagt?
Wastl. Na, du Rindvieh, des war doch der Karl V.
Resl: Ja woaßt, Haus- und Telefonnummern kann i mir einfach net merka.
Wastl: Du, bei dene gibt’s doch no oan, dens Gruber Heiner hoassen. Woaßt von dem a was? Mei, des der Philosoph im Stadtrat, der wart bloß drauf, daß in Europa d’Lichter ausgenga, bsonders am Borchers seine, daß er mit seim Autschgerl umananderfahrn ko, wia er mog.
Wastl: Du, in seiner Näh, da hockt doch oane, so a Mollerte. I moan, de is mit der Eriag verwandt. Is de net ganz liberal?
Resl: Sell scho, aba mit’m Amler Hans versteht sie se recht guat. De hoazn se nämli gegenseitig mit ihra Abwärme auf.
Wastl: Siagst, Resl, so was gfoit mir. Warum miassn denn d’Stadträt allerweil so wuild aufeinanda sei?
Resl: Allerweil streitns net mitanand. Hättst se gestern gsegn beim Starkbieranstich, do warns allesamt so zahm wia de Holzfüchs. Grad lusti warns beim Saufa. Da hams koa Diät braucht.
Wastl: Warum hams dann heit net a gsuffa?
Resl: Wegen der bleden Gemeindeordnung, i glaub, de hat a Preiß gmacht.
