Reichertshausen
Wenn die Mama zur Prinzessin wird

Die Narrhalla-Hoheiten Julia und Christian Götz regieren im Fasching als Spätberufene

30.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:53 Uhr
Eine Familie im närrischen Ausnahmezustand: Elisa (von links), Christian, Michl, Julia und Amelie Götz ganz privat. −Foto: Anna Ermert

Reichertshausen (PK) Im Ausnahmezustand sind Julia und Christian Götz in diesem Fasching. Eigentlich bilden die beiden mit ihren drei Kindern eine ganz normale Familie. Doch heuer ziehen die Eltern als Prinzessin Julia I. und Prinz Christian IV. der Narrhalla Ilmmünster durch die fünfte Jahreszeit.

"Ich bin so froh, dass wir das gemacht haben. Der Alltag und der Ernst des Lebens rutschen in den Hintergrund - und man bekommt den Kopf frei, fühlt sich wie mit 20", erzählt Julia Götz fröhlich. Ihr Prinzgemahl gibt ihr Recht, schränkt aber die Euphorie ein wenig ein. "Körperlich ist man Montagfrüh nicht erholt, aber stimmungsmäßig dafür umso besser drauf." Beide Aussagen deuten an, dass die beiden eine Kleinigkeit von einem "normalen" Prinzenpaar unterscheidet. Meist ist die Regentschaft einer Garde der Höhepunkt einer Laufbahn als Gardemädel - mit Mitte 20. Im Fall des Reichertshausener Ehepaars ist das aber nicht so. Julia und Christian sind Spätberufene. Sie ist 37 Jahre, er ein Jahr jünger.

Trotzdem sind sich die beiden einig. "Es ist wunderschön, so positiv für uns. Wir haben uns das gar nicht vorstellen können." Damit das als Familie klappt, müssen alle mitziehen. Sehr gefragt sind die Omas und Opas - und an Aschermittwoch muss wieder Alltag einkehren. Die Kinder Amelie, Elisa und der kleine Michl müssen schließlich zur Schule - und alles muss danach wieder wie gewohnt weiterlaufen. "Fünf Wochen kann man das schon mal lockerer machen. Aber nicht länger", sagt die "strenge Mama" Julia. Deshalb hängt ein "Ausnahmezustandsplan" in Augenhöhe der Kinder in der Diele, damit alle Drei immer sehen: "Es ist momentan eine ganz und gar ungewöhnliche Zeit."

Bereits 2004 hatte die Narrhalla angefragt, ob Julia und Christian Götz Lust hätten als Prinzenpaar anzutreten. "Aber der Christian wollte damals nicht. Ich schon eher, meine Eltern war früher auch bei der Narrhalla. Aber wir haben es dann bleiben lassen", erzählt Julia. Die Berufs- und Familienplanung ging vor. Julia ist heute Beamtin, Christian arbeitet bei einem Lkw-Hersteller. Im Laufe der Jahre wuchs die Familie an: Amelie ist elf, Elisa neun, Michl fünf Jahre.

Die Narrhalla hat es den zwei Mädels zu verdanken, dass sich ihre Eltern Anfang vergangenen Jahres zur Regentschaft entschlossen haben. Denn die Töchter sind seit vier Jahren begeistert bei der Kindergarde. Sie haben an dem bunten Treiben einen Heidenspaß - und überredeten die Mama, die eigentlich schon "Nein" gesagt hatte. Gemeinsam haben die Drei dann offensichtlich auch den Prinzen überzeugen können.

Insgesamt hat das Prinzenpaar rund 60 Auftritte zu absolvieren. Es begann ruhig, mittlerweile wird es schon anstrengender. "Am Faschingswochenende ist dann aber richtig was los", meint Julia. Da ist Kondition gefragt. Doch das Prinzenpaar ist sportlich. "Und das muss man auch sein", meint der Prinz: Fußball, Skifahren, Radeln, Bergwandern und Klettern. Außer Fußball macht Julia alles mit. Eher überraschend wirkt, dass die beiden keine passionierten Tänzer sind. Erst kurz vor der Heirat 2006 haben sie mit einer Freundin an drei Abenden ihren Hochzeitswalzer gelernt. "Dann war aber Schluss mit Tanzen", erzählt Julia. "Wir hatten im Gardetanz keinerlei Vorkenntnisse, sind komplett bei Null gestartet."

Im August letzten Jahres begannen sie mit dem Prinzenwalzer. Ab November ging's ans Einstudieren des Showteils. Zwei Tanzlehrer aus Ingolstadt wurden dafür engagiert. Anfangs war einmal pro Woche Probe, zusätzlich tanzten sie alleine daheim. In den vergangenen Wochen wurde dann zusammen mit der ganzen Narrhalla-Truppe mehrmals pro Woche trainiert: Walzer, Showteil, Ausmarsch. "Da kommt man ins Schwitzen", erzählt Julia und erinnert sich an ihren ersten Auftritt. "Ich glaub ich war in meinem ganzen Leben noch nicht so nervös wie bei der Generalprobe. Beim ersten Auftritt war es nicht mehr so tragisch - und mit der Zeit merkt man dann: Wir schaffen das."

Christian war überrascht, wie viel Zuspruch kam. Von Fremden. "Aber auch von Freunden, die dem Faschingsrummel skeptisch gegenüberstanden, weil sie positiv von dem starken Programm überrascht sind."

Die größten Fans des Prinzenpaars sind natürlich die Töchter: "Mama und Papa machen das super", sind sich Amelie und Elisa einig. Nur den kleinen Michl lässt der Rummel eher kalt.

Spannend war die Frage nach dem Outfit. Robe und Anzug sind maßgeschneidert. "Die Lederklamotten für den Showteil haben wir von der Stange gekauft", erzählt Julia. Ihr Resümee: "Wir bereuen es nicht, definitiv ist es alles wert." Und für die Prinzessin ist eines ganz wichtig: "Auch der Christian steht wirklich voll dahinter."