Gerolsbach
Wenn die altbekannte Welt zu bröckeln beginnt

Im Gerolsbacher Rathaus wurde die Ausstellung mit Werken von Dieter Bauer eröffnet

19.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:04 Uhr
Dieter Wührl führte in das Werk seines Freundes Dieter Bauer ein; hier das Werk "Verflogen". −Foto: Böhm

Gerolsbach (SZ) Betritt man derzeit das Gerolsbacher Rathaus und hat im oberen Stockwerk zu tun, so blickt man in ein riesiges Clownsgesicht, und obwohl er knallrote Haare hat und bunte Kleidung, ist da etwas Irritierendes im Blick des Clowns.

Nicht umsonst trägt dieses Werk den Titel "Verflogen". Es geht um eine Fliege und um die Lage, in die sie sich und den Clown gebracht hat. Gemalt wurde das Bild vom Aresinger Maler Dieter Bauer. Seine Ausstellung im Rathaus mit dem Titel "Vielfalt" ist nun offiziell mit einer Vernissage eröffnet worden.

Das Trauzimmer, in dem die Gerolsbacher Ausstellungen regelmäßig feierlich eröffnet werden, war gut gefüllt, als Gerolsbachs Vizebürgermeisterin Gerti Schwertfirm die Gäste begrüßte - darunter neben dem Hausherrn, Gerolsbachs Bürgermeister Martin Seitz, auch der Altbürgermeister der Gemeinde Aresing, Horst Rössler, Schlagerstar und Kreisrätin Claudia Jung und auch viele Künstler, die bereits hier ausgestellt haben. Dieter Bauer freute sich besonders über das Kommen seines Freundes und Lehrers Dieter Wührl, Maler und Bildhauer aus Schrobenhausen, außerdem Kunst- und Kulturpreisträger. Wührl, selbst Mitglied in diversen Kunstvereinen und im Bayerischen BBV, versuchte, den Zuhörern den Künstler Dieter Bauer etwas näher zu bringen. "Was man in den Bildern sehen kann", so Wührl, "das ist schwer erarbeitet". Denn, so Wührl weiter, es werde nicht Reales in Bilder übertragen, sondern es seien realistische Bilder, die aus Gedanken und Ideen zu übertragen seien. "Alles entsteht zunächst im Kopf und dem Unterbewusstsein. " In dem, was an Werken entstanden und nun in der Ausstellung zu sehen sei, erkenne man "Idealismus, Freude und Leidenschaft". Der Besucher trifft dann bei seinem Rundgang auf eine weite Palette von Kunstwerken, so etwa Bleistift-Portraitzeichnungen, Holzarbeiten, Landschafts-Ölmalereien ebenso wie Acrylarbeiten, mal auf Stoff, auf Holz, mal auf Leinwand, mal surrealistisch, mal vorbildgetreu. Es finden sich Menschen, Gebäude, Landschaften, Gesichter, bisweilen auch Tiere. Da gibt es das Bild mit dem Titel "Analog bröckelt, digital kommt" - sehr wörtlich genommen vom Künstler. Aufgeklebte Teile erzeugen einen 3-D-Effekt, der sich je nach Blickwinkel für den Betrachter verändert. Da bröckelt die altbekannte Welt, Vertrautes löst sich auf oder verschwindet. Die Gegensätze existieren im Bild parallel, scheinen in einem Zwiegespräch oder gar Zweikampf zueinander zu stehen.

Ähnliches findet sich auch in anderen Werken: das Düstere und das Helle, Lichteinfall und dunkle Wolken, Amüsantes und Erschreckendes - Freud und Leid, so auch der Titel eines Werkes, das zwei sehr unterschiedliche Clownsgesichter zeigt. Dieter Bauer sagt über sich selbst, er habe seinen Stil noch nicht gefunden, er sei noch nicht so weit, dass man ihn sofort in jedem Werk erkennen könne und dafür sei er auch "noch viel zu neugierig". Dennoch ist es das Realistisch-Surrealistische, das Spiel mit Licht und Schatten, das den Künstler in seinen Werken erkennbar macht. Dies gilt auch für die Werke, die er mit nach Gerolsbach gebracht hat. Alle sind sie in den vergangenen zehn Jahren entstanden und geben so einen repräsentativen Einblick in seine vielfältige Arbeit.

Die Ausstellung ist noch bis etwa Mitte oder Ende August im Gerolsbacher Rathaus zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen.

Sibylle Böhm