Roth
Wenn der Vater mit dem Sohne

Jonathan und Fenec "Der Traumtänzer" stellen gemeinsam in der Galerie des Kunstvereins Spectrum aus

28.11.2016 | Stand 02.12.2020, 18:59 Uhr

"Saustarke Gene in den Rothmühl-Passagen" heißt die gemeinsame Ausstellung von Jonathan (Günter Schmidt, links) und Fenec "Der Traumtänzer" (Peter Schmidt). - Foto: Unterburger

Roth (HK) Großes Gedränge herrschte in der Galerie des Kunstvereins Spectrum in den Rother Rothmühl-Passagen: Kein Wunder, stellte doch einer der profiliertesten Maler des Kunstvereins zusammen mit seinem Sohn aus. Jonathan, früher in Wendelstein, jetzt in Schwabach lebend, und sein Sohn Fenec "Der Traumtänzer" eröffneten die Ausstellung "Saustarke Gene in den Rothmühl-Passagen".

Galant überreichte der Künstler Jonathan, der vor mehr als 30 Jahren den Kunstverein Spectrum mitbegründete und lange Jahre sein erster Vorsitzender war, jeder Besucherin eine rote Rose. "Ich hoffe, dass Sie unsere Bilder und Skulpturen als einmalig ansehen", sagte er und verwies darauf, dass man mit dem Ausstellungstitel "Starke Gene in den Rothmühl-Passagen" durchaus etwas provozieren wollte.

Die Schwabacher Künstlerin Sabine Reimann hielt die Laudatio auf Jonathan (Günter Schmidt) und Fenec "Der Traumtänzer" (Peter Schmidt). Auf den ersten Blick scheine es wenige Gemeinsamkeiten zwischen den Werken des Vaters und des Sohnes zu geben, sagte sie: Unverkennbar weibliche Rundungen in klaren Farben präsentierten sich gegenüber geradlinigen, verwaschenen Strukturen in dezenten Brauntönen. In Jonathans Acrylarbeit "Geburt" ringle sich ein schlangenartiges Wesen aus dem Kopf einer doppelhäuptigen Frau, die scheinbar erschrocken auf die gegenüberliegende Seite starre - auf die geordneten Linien der von "Oxidation" veränderten Stahlplatten von Fenec. "Doch schon hier zeigt sich die erste Gemeinsamkeit der beiden Künstler", hob die Laudatorin hervor, "ihre Arbeiten scheinen etwas zu sein oder zu zeigen, was sich beim genaueren Betrachten als etwas viel Tieferes und Existenzielles erweist."

Jonathan male mit lebensfrohen Farben und zeichnerischer Leichtigkeit seine Lieblingsorte in Italien oder seinem ehemaligen Zuhause Wendelstein, erklärte Sabine Reimann. "Im Zentrum all seiner Arbeiten steht die Liebe mit ihrem ganzen Facettenreichtum", erklärte sie. "Ohne die Liebe geht nichts", sage er. So habe Jonathan in seiner Installation "Aleppo" der gefährdeten Liebe ein "Denk-Mal" gesetzt. Hier seien die Farben und Darstellungen nicht mehr fröhlich und warm, sondern kalt, chaotisch und verzerrt.

Erschreckend sei es, wenn man die Arbeit daneben mit dem Titel "Hoffnung" ansehe, die aus dem Jahr 1993 stammt und an politischer Aktualität nichts eingebüßt habe, nämlich die Bedrohung der gesamten Welt durch den Menschen. "Doch da ist sie, die Hoffnung, und der Kreis schließt sich", so Reimann weiter, "über dem Kontinent Afrika, dem Geburtsland der Urmutter, reichen sich ehemalige Feinde die Hände zum Frieden." Symbolisch für den Neuanfang werde gemeinsam ein neuer Stammbaum gepflanzt.

Wie sein Vater sei auch Fenec ein Mahner, denn die behandelten Themen seien nicht abgeschlossen. So erinnere die beängstigende Skulptur "Waris" an Waris Dirie, die 2007 in ihrem Buch "Wüstenblume" als erste Frau über die grausamen Genitalverstümmelungen berichtet hat, die ihr im Alter von fünf Jahren zugefügt wurden. Den Fluss des Lebens, den Jonathan als "Lebenslauf" in Acryl gemalt hat, setzt Fenec mit seiner "Wasserschnecke" um. "Das Plätschern des Wassers scheint unbeeindruckt von dem Leid und der Gewalt, aber auch der Schönheit und Freude um es herum - und in stetem Auf und Ab strömt es seinen Weg", so die Laudatorin.

Die Ausstellung "Saustarke Gene in den Rothmühl-Passagen" ist in der Galerie des Kunstvereins Spectrum in den Rothmühl-Passagen, Willy-Supf-Platz 2, in Roth zu sehen. Geöffnet ist bis zum 28. Dezember jeweils donnerstags von 14 bis 18 Uhr.