Hilpoltstein
Wenn der Tod im Birnbaum sitzt

Hilpoltsteiner Burgspieler begeistern bei der Premiere ihr Publikum mit Wortwitz und schauspielerischem Talent

14.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:46 Uhr
Luzifer wundert sich, warum sein Geschäft mit dem Tod ins Stocken kommt. −Foto: Klier

Hilpoltstein (HK) Kann man den Tod überlisten? Für kurze Zeit funktioniert das, jedenfalls im Theater. Schon zum zweiten Mal hat man das in Hilpoltstein erleben können. Nachdem im Oktober vergangenen Jahres der Brandner Kaspar den Tod ausgetrickst hatte, haben sich nun die Burgschauspieler dieses Themas angenommen. Diesmal saß der Tod im Birnbaum, wie auch die gleichnamige Komödie von Manfred Eichhorn heißt.


Unter der Regie von Bernadette Haas-Sörgel und der künstlerischen Leitung von Josef Lang strapazierten die 24 Burgschauspieler das Zwerchfell der Zuschauer zu diesem eigentlich gar nicht amüsanten Thema. Ein Spiel, durchsetzt mit philosophischen, witzigen, aber auch anzüglichen und auf Fränkisch getrimmten Dialogen, gepaart mit schauspielerischem Talent erfreute die Zuschauer.

Zuvor hatte man am Samstag bangen Blickes gen Himmel geschaut. Würde das Wetter nach den vorangegangenen Regenfällen halten? Doch jetzt flogen die Schwalben hoch, helfende Hände hatten die Stühle trockengewischt, das Spiel konnte beginnen.

Fast vollbesetzt war das Theater zu Füßen der romantischen Burgruine, als Bürgermeister Markus Mahl die Zuschauer zur Premiere begrüßte. "Der Tod lauert überall", stellte er fest, "sogar im Birnbaum. "

"Der Tod saß einmal im Birnbaum", sang Julian Sörgel zu Beginn. Später schlüpfte er in die Rolle des Doktor Faustus, dem Verwalter des irdischen Wissens. Gleich dreisprachig begrüßte das Ensemble die Zuschauer: "Willkommen, Welcome, Benvenuti in Hilpoltstein! "

Die resolute Bäuerin Anna (Tanja Jäschke) will ihrer Tochter Liesl (Nele Hartl) ihren Freund Michl (Jonas Gmelch) ausreden, der zurzeit im Krieg ist. Der Wastl (Michael Christian) wäre der Mutter lieber: "Wer warten ko, der kriagt an Mo", lautet ihre Devise. Da schleppt der Vater, der Leitner Gottfried (André Knoll), ein halbtotes Mädchen (Julia Stark, in anderen Aufführungen auch Monique Bayreuther) herein. Es ist beim Unwetter in den Gebirgsbach gestürzt und von ihm gerettet worden. Bald kommt das Mädchen zu sich, vor allem zur Freude des Leitnerbauern. Die Bäuerin reagiert eifersüchtig, denn der Bauer schäkert mit dem Mädchen: "Du, Fröschla! "

In Reimen berichtet das Mädchen, was passiert ist. Die Gerettete entpuppt sich als eine gute Fee und gewährt als Dank dem Leitner drei Wünsche, die allerdings nicht zu weitreichend sein dürfen. Der wünscht sich immer etwas Geld im "Kästla" und dass jeder, der auf seinen Birnbaum steigt, nicht ohne seinen Willen wieder herunterkann. Den dritten Wunsch will er sich aufsparen. Plötzlich ist die gute Fee verschwunden.

Die gierige Bäuerin schilt ihren Mann ob der geringen Wünsche. Viel mehr Geld als 35 Mark hätte er sich wünschen müssen, und zum Wunsch bezüglich des Birnbaums schimpft sie: "Hast du dir den Kopf ughaut? " Der Fritzl (Julian Rebler) jedenfalls besteht den Test und kann erst nach des Bauern Zustimmung wieder vom Baum herunter.

Der Leitnerbauer hat sich bei der Rettungsaktion erkältet und wird krank. Ein gefundenes Fressen für den komödienhaft agierenden Tod (Josef Lang). Doch auch der ist erkältet und als er seinen Schleier heimlich über den Bauern ausbreiten will, muss er niesen und der Leitner erschrickt. Einen letzten Wunsch will der Tod dem Bauern gewähren. Die gewiefte Bäuerin bezirzt den Tod, damit dieser in den Birnbaum steigt und dem Bauern eine seiner geliebten Birnen holt. Bekanntlich liegt ein Bann auf dem Baum, der Tod kommt nicht mehr herunter, wenngleich er meint: "Gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen. "

Petrus (Andreas Scheuerlein) und seine himmlischen Begleiterinnen (Gudrun Reichard und Monika Mruck) haben sich auf der Turmtreppe versammelt, zusammen mit Dr. Faus-tus, der, teils auf Lateinisch, Sinnsprüche von sich gibt. Auf der Erde wird nicht mehr gestorben, bei Petrus kommt keiner mehr an und Luzifer (Hans-Joachim Fricke) beschwert sich über ausbleibende Kundschaft in der Hölle. Wo ist der Tod?

Luzifer schäkert mit der Teufelin (Heike Kerner) und wird dafür von des Teufels Großmutter (Marion Heider) beschimpft, wobei sie nach dem Herrgöttle von Biberach (Thomas Schmauser) ruft, das prompt erscheint und von den vielen schwarzen Seelen im Ort berichtet. Ein heftiger Streit entbrennt zwischen Teufel, seiner Großmutter und Justitia (Sonja Mählert-Berner). Schließlich wird der Ruf nach dem Schlampertoni (Wolfgang Heider) laut, der bekanntlich hilft, Verlorenes wiederzufinden. Der ist zwar ausgebucht, lässt sich aber zu einer Suche nach dem Tod überreden. Und wird fündig: "Der Tod hockt im Birnbaum beim Leitnerbauern. "

Da kommt auch schon der Bauer stockbesoffen daher. Er freut sich über die zusätzlichen Jahre, die ihm der Tod gewährt hat. Antonio Vivaldis "Winter" aus den "Vier Jahreszeiten" erklingt, die himmlischen Chöre singen "Der Mai ist gekommen", "Heut ist ein freudenreicher Tag" und "Bunt sind schon die Wälder", und dann nochmals Vivaldis "Winter". Ein ganzes Jahr ist also vergangen.

Liesls Michel kommt halbtot aus dem Krieg heim und berichtet von den Verletzten, die nicht mehr sterben können. Da redet der Tod dem Bauern ins Gewissen und macht ihm ein Angebot. Was das für ein Angebot ist und ob es wirkt?

Die Lösung kann man beim Besuch einer der Vorführungen des Burgspiels erfahren, und zwar am Freitag, 19. Juli, Samstag, 20. Juli, Freitag, 26. Juli, Samstag, 27. Juli, Samstag, 3. August und Sonntag, 4. August. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr. Sollte eine Vorstellung wetterbedingt ausfallen, soll sie am darauffolgenden Sonntag nachgeholt werden.

Solch ein Burgspiel ist natürlich nur im Team zu stemmen. Die weiteren Darsteller sind die Begleiterin der Irdischen (Stefanie Schmauser), die Nachbarin und der Nachbar der Leitners (Franka Elsbett-Klumpers und Gabriele Buratti). Im Souffleusenkasten saß Jennifer Scheuerlein, für die Bühnentechnik waren Reinhold Dombrowsky, Patrick Brandl, Reinhard Netter, Peter Brandl und Elias Jäschke zuständig, für die Maske Tatjana Schaaf, Marie Harrer und Verena Muffel. Das Bühnenbild wurde von Bernadette Haas-Sörgel und Josef Lang gestaltet; Inspizienten waren Anette Ehrenfried und Evelyn Brandl und für den Service sorgte Ursula Lang mit ihrem Team.

Manfred Klier