Spalt
Wenn der Raser mit dem Stinkefinger grüßt

Spalter Bürger wollen Missbrauch der Hagsbronner Straße als Motorradrennstrecke nicht länger hinnehmen

21.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:22 Uhr

Keine Ausrede für Raser: Dieser Hinweis am Spalter Ortsausgang lässt sich auch bei hohem Tempo gut erkennen. - Foto: Leykamm

Spalt (lkm) In hohem Tempo donnert der Fahrer auf seinem Motorrad vom Spalter Ortsaus-gang die Hagsbronner Straße bis zum Kreisverkehr hoch und wieder zurück. Und das gleich mehrere Male, gemeinsam mit weiteren Rasern. Etwas langsamer gefahren wird nur, um besorgten Verkehrsteilnehmern den Stinkefinger zeigen zu können oder um spöttisch aufs eigene Nummernschild zu deuten: „Schreib mich doch auf!“

Das ist leider keine Szene aus dem alten Actionfilm „Mad Max“, sondern spiegelt in komprimierter Form das wider, was betroffene Anwohner nach eigenen Angaben immer häufiger erleben und erleiden müssen. Täglich würden fast stundenlang regelrechte Rennen auf besagter Strecke abgehalten, wie sie behaupten. Doch diese Situation wollen die Anlieger nicht mehr länger hinnehmen und stattdessen eine Sperrung des Straßenabschnitts für Motorradfahrer erreichen.

Mit einem entsprechenden Schreiben haben sich die Spalter Bürger mittlerweile an die Untere Verkehrsbehörde im Landratsamt gewandt. Sie soll der Regierung von Mittelfranken den Sachverhalt vorlegen und von ihr prüfen lassen. Dasselbe Schreiben wurde nun auch im Spalter Stadtrat diskutiert. Über ein Dutzend Antragsteller verfolgten auf den Besucherplätzen gespannt die Debatte – und waren zunächst erleichtert: Denn alle Fraktionen signalisierten ihre Unterstützung für den Antrag. Dies auch vor dem Hintergrund einer sich immer schärfer zuspitzenden Lage.

Erste Schritte zur Beruhigung der Situation gab es bereits: Nach Absprache mit dem Landkreis ordnete die Stadt das Aufstellen eines Schildes an mit der Aufschrift „Langsam und leise fahren“. Wem dieser „gut gemeinte Hinweis“ gilt, erklärte Bürgermeister Udo Weingart, machen die Grafiken deutlich, die Motorradfahrer zeigen. Und wo das Limit liegt, ist auch klar: 70 Stundenkilometer – das ist auf einem Verkehrsschild wenige Meter weiter zu lesen.

Auch hat die Polizei in den vergangenen Wochen ihre Präsenz deutlich verstärkt. Allerdings nur mit bedingtem Erfolg, wie es in der Diskussion des Stadtrats durchklang. Es sei zu erkennen, „dass die Raserei kein Ende nimmt“, so Weingart. Die Kritik ziele aber ausdrücklich nicht auf die Motorradfahrer im allgemeinen, mach-te der Rathauschef mehrmals deutlich. „Es geht um die Rowdies und Raser, die Leib und Leben gefährden“, betonte er. Oder kurz um diejenigen, „die das Hirn ausgeschaltet haben.“

Und das wohl leider auch nach dem Absteigen von der Maschine. Denn Gespräche der betroffenen Anwohner mit den Rasern hätten gezeigt, „dass sie keinerlei Verständnis für unsere Situation haben. Im Gegenteil, unsere Gründe bezüglich Verkehrsgefährdung und Lärmbelästigung werden eher belächelt“, heißt es in dem Antragsschreiben. Mangels Einsicht der Raser bleibt dem, der die Straße legal nutzen will, bloß noch die Flucht. „Es trauen sich schon jetzt weder Radfahrer noch normale Verkehrsteilneh-mer, diese Strecke zu nutzen.“ Teils würden weiträumige Umgehungen in Kauf genommen, um die Straße zu meiden.

Die Chance der Polizei, durch Kontrollen dauerhaft Abhilfe schaffen zu können, schätzen die Betroffenen in dem Schreiben wegen des knappen Personals bei den Ordnungshütern als eher gering ein. Außerdem sähen die Raser die „Spielchen mit der Polizei eher als sportliche Herausforderung“. Deshalb favorisieren die Antragsteller auch eine Sperrung der besagten Strecke für Motorräder. Doch eine solche Forderung durchzusetzen „wird nicht einfach werden“, gab der stellvertretende Bürgermeister Alfred Zottmann (FW) zu bedenken. Erst müssten die Fakten zusammengetragen werden, um bei der Regierung von Mittelfranken Handlungsbedarf zu signalisieren. Denn sie muss die Situation letztlich bewerten und die weitere Vorgehensweise entscheiden. Zudem ist die besagte Strecke ein Teil der Kreisstraße RH13 und liegt damit im Zuständigkeitsbereich des Land-kreises. Es müssten alle Behör-den mit ins Boot genommen werden, um eine Änderung der Situation herbeiführen zu können, bekräftigte Weingart.