Ingolstadt
Wenn der Plan nicht aufgeht

FCI-Trainer Tomas Oral hat sich gegen Magdeburg verzockt - jetzt gibt's ein Finale

03.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:42 Uhr
Schmerzlicher Verlust: Abwehrrecke Björn Paulsen (links) wird dem FC Ingolstadt beim Saisonfinale gegen 1860 München fehlen. Der 29-Jährige holte sich beim 0:2 gegen Magdeburg seine fünfte Gelbe Karte ab und ist gesperrt. −Foto: Foto: Strisch

Ingolstadt - Die Szenerie im Audi-Sportpark war am Mittwochabend nach dem 0:2 des FC Ingolstadt gegen den 1. FC Magdeburg in mancherlei Hinsicht symbolbehaftet.

Auf der einen Seite tanzten die Gästespieler auf dem Rasen und feierten den Klassenerhalt, während auf der anderen Spielhälfte die Schanzer mit hängenden Köpfen vom Platz schlichen. Passend dazu dröhnten euphorische "Auswärtssieg"-Rufe einiger mitgereister Magdeburg-Fans vor den Toren des Stadions in den Innenraum, während FCI-Trainer Tomas Oral nach dem zweiten Gegentreffer wutentbrannt mit der Hand auf die Spielerbankabdeckung schlug, dass es nur so krachte.

Der Ärger der Ingolstädter war verständlich, nicht nur, weil die Serien von acht Spielen ohne Niederlage und sechs Partien ohne Gegentor endeten. Auch die Aussicht auf den direkten Aufstieg hat sich vor dem letzten Punktspiel der Saison beim TSV 1860 München (siehe nebenstehenden Bericht) deutlich verringert. Doch Oral wäre kein anerkannter Motivator, hätte er nicht trotzig sofort wieder in den Angriffsmodus geschaltet. "Für uns hat sich nicht viel verändert. Natürlich hätten wir uns eine andere Ausgangsposition gewünscht, aber wir sind in der Situation, in der wir sein wollten: Wir haben alles noch selbst in der Hand", meinte Oral.

Dennoch waren dem 47-Jährigen der Ärger und die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Wie schon bei den torlosen Remis gegen Münster und Braunschweig mussten die Schanzer versuchen, den Abwehrriegel eines äußerst defensiven Gegners zu knacken, und erneut sind sie daran gescheitert. "Das ist eigentlich eine Mannschaft, die wir schlagen müssen, und wir waren auch klar spielbestimmend, aber wir sind in der Entwicklung noch nicht so weit. Wir haben offensiv gewechselt, aber wir waren nicht durchschlagskräftig genug", sagte Oral.

Vielleicht ärgerte sich der FCI-Coach im Nachhinein auch ein wenig über einige Personalentscheidungen, die durchaus diskussionswürdig waren. Beispielsweise ersetzte Oral den gelbgesperrten Ballkünstler Maximilian Beister auf der Außenbahn durch den dynamischen Frederic Ananou - der Plan, gegen die drittbeste Defensive der Liga fast ausschließlich auf Power und Kampfkraft zu setzen, ging nicht auf.

Zum einen fehlte den unentwegt anrennenden Ingolstädtern bei den schwülwarmen Temperaturen und nach vier Englischen Wochen das Tempo. Zum anderen lastete die Kreativarbeit somit alleine auf den Schultern von Maximilian Thalhammer, der kaum Anspielstationen fand und sich nur einmal nach einem Doppelpass mit dem ansonsten wirkungslosen Kapitän Stefan Kutschke Torgefahr inszenieren konnte.

Dabei saß mit Filip Bilbija ein leichtfüßiges und spielstarkes Talent auf der Bank, das bereits mehrfach Beisters Rolle übernommen und dabei überzeugt hatte, dieses Mal jedoch komplett unberücksichtigt blieb. Auch bei der taktischen Umstellung nach der Pause ging Oral ein hohes Risiko, als er Nico Antonitsch anstelle des gelbvorbelasteten Björn Paulsen auswechselte und somit eine Sperre riskierte - prompt kassierte der Däne seine fünfte Verwarnung und muss nun gegen die Löwen zuschauen.

Geburtstagskind Paulsen - er wurde am Donnerstag 29 - war deshalb nicht wirklich nach Feiern zumute. "Es war sicher der dümmste Zeitpunkt der Saison, aber es ist passiert. Die Gelbe Karte war berechtigt", meinte der Abwehrrecke und drückt nun am Samstag im Grünwalderstadion seinen Teamkameraden die Daumen. "Wir haben eine Chance verpasst. Aber das war nicht das erste Mal in dieser Saison, und wir sind immer wieder zurückgekommen. Die Jungs werden alles tun, um in München zu gewinnen. Wir haben ein Ziel", sagte Paulsen.

Und dass Oral sein Team weiter pusht, versteht sich von selbst. "Vielleicht brauchen wir ein paar Einzelgespräche. Aber ich bin sicher, dass die Mannschaft mental stabil ist, sonst hätten wir das bisher nicht hinbekommen. Schließlich hat es unsere Serie erst zugelassen, dass wir ins Aufstiegsrennen eingreifen konnten. " Ein Happy End ist weiterhin möglich.

DK

Gottfried Sterner