Kelheim
Wenn der Mensch an erster Stelle steht

Der Liberale Bürgerpreis geht an den Abensberger Theo Rapp und den Hospizverein im Landkreis Kelheim

13.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:23 Uhr

Gruppenbild mit Preisträgern: Theo Rapp (6.v.r.) sowie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Hospizvereins im Kreis Kelheim mit der Jury bei der Verleihung des Liberalen Bürgerpreises - Foto: privat

Kelheim (DK) Der Liberale Bürgerpreis 2012 ist gleich zweimal vergeben worden. Die Jury entschied sich für den Abensberger Theo Rapp und den Hospizverein im Landkreis Kelheim.

Einerseits sollte – wie bei der Premiere im Vorjahr mit dem gebürtigen Serben Zoran Bisevac – das Lebenswerk eines Menschen gewürdigt werden. Zum anderen seien manche Projekte doch zu komplex und nur im Team möglich, begründete FDP-Kreisrat Heinz Kroiss die Teilung der mit 500 Euro dotierten Auszeichnung.

Die Verleihungszeremonie fand am Dienstagabend im „Cabrizio“ in Offenstetten statt. Neben Landrat Hubert Faltermeier (FW) wohnten dem Festakt auch Abensbergs Vizebürgermeister Anton Kiermeier (WG Sandharlanden/Holzharlanden) sowie eine Reihe weiterer Ehrengäste bei. Zur Verleihung des zweiten Liberalen Bürgerpreises war auch der Preisträger des Vorjahres, Zoran Bisevac, gekommen. Der in Abensberg lebende Serbe hatte mit großem Einsatz eine der zehn Marienkapellen, welche die Allersdorfer Wallfahrtskirche umgeben, renoviert.

Die beiden diesjährigen Preisträger engagierten sich auf ganz anderen Gebieten, verdienten jedoch genauso öffentliche Anerkennung und Respekt für ihren enormen ehrenamtlichen Einsatz, so der FDP-Kreisrat Kroiss als Sprecher der fünfköpfigen Jury. In dem Gremium saßen neben ihm Alexandra von Hugo, Mitglied der Leitung der Volkshochschulen im Landkreis Kelheim, Bernhard Resch, der Gesamtleiter des Cabrinizentrums Offenstetten, Silvia Hölzl von der FDP Riedenburg sowie der FDP-Landtagsabgeordnete Andreas Fischer.

Die Liste der ehrenamtlichen Initiativen von Theo Rapp ist lang und reicht Jahrzehnte zurück. Bereits in jungen Jahren brachte sich der heute 72-jährige Abensberger bei der Kolpingfamilie und im Roten Kreuz seiner Heimatstadt ein. Beiden Organisationen trat er Mitte der 1950er Jahre bei. „Wenn man das zusammenrechnet, kommt man auf insgesamt 115 Jahre Ehrenamt“, sagte der Landtagsabgeordnete Fischer in seiner Laudatio.

Noch weit mehr als das haben die Jury Rapps zahlreiche Aktivitäten – lokal wie global – beeindruckt. Darunter sind einige pfiffige Ideen. So sammelt der Brillenträger seit 1969 ausgediente Augengläser, um sie an Menschen weiterzugeben, die sonst keine Sehhilfe hätten und sie sich auch niemals leisten können. Warum das Ganze? Dafür liefert Rapp eine entwaffnend einfache Begründung: „Wer nicht sehen kann, der kann nicht lesen und damit auch nicht lernen.“ Unterstützt von Tochter Elisabeth kamen in mehr als 40 Jahren an die 390 000 Brillen zusammen, die über das Deutsche Katholische Blindenwerk in viele Entwicklungsländer gingen.

Neben Kriegsgräbereinsätzen in Holland und Frankreich oder zuletzt eine Reise nach Brasilien im vergangenen Jahr entwickelte Rapp Mitte der 1990er Jahre eine neue Idee, wie man den Ärmsten dieser Welt finanziell unter die Arme greifen kann. Er sammelte Briefmarken. Aber nicht, um sie zu Hause ins Album zu kleben, sondern um sie über das Kolpingwerk in Köln zu verkaufen. 450 Kilogramm Briefmarken kamen in knapp 20 Jahren auf diese Weise zusammen. Mit dem Erlös unterstützt das internationale Kolpingswerk Alphabetisierungskurse oder Ausbildungen von jungen Menschen in aller Welt.

Theo Rapp ist das aber noch nicht genug. Auch im BRK, dessen Vorstand er viele Jahre angehörte, setzte er ein ganz persönliches Zeichen und will damit nach eigener Aussage ein Vorbild für andere sein. Mittlerweile hat der 72-jährige Abensberger 130 Mal Blut gespendet. „Er selbst ist im wahrsten Sinne mit Herzblut bei der Sache“, so Fischer.

Menschen ein Sterben in Würde zu ermöglichen, das hat sich der Hospizverein im Landkreis Kelheim auf die Fahnen geschrieben. Im Jahr 1995 gegründet, hat die Organisation mittlerweile rund 200 Fördermitglieder. Bundesweit engagieren sich insgesamt rund 80 000 Ehrenamtliche in der Hospizbewegung, rund zwei Dutzend sind es laut dem Vorsitzenden Bernhard Fischer im Kreis Kelheim.

„Über 80 Prozent der Deutschen wünschen sich, zu Hause zu sterben“, sagte Jurymitglied Alexandra von Hugo. Tatsächlich aber sterben laut von Hugo 50 Prozent der Deutschen in Krankenhäusern, weitere mehr als 20 Prozent in Pflegeheimen.

Diese Zahlen kennt auch Fischer: „Wir bieten unsere Dienste jedem an, der Hilfe braucht“, beschreibt er den Ansatz der ehrenamtlichen Mitarbeiter. Begleitung auf dem letzten Lebensweg dürfe nicht mit aktiver Sterbehilfe verwechselt werden, von der sich Fischer ausdrücklich distanzierte. „Genau das wollen wir nicht“, betonte er. Vielmehr sollen „Menschen in der letzten Phase des Lebens mit Achtung, Respekt und menschlicher Zuwendung begleitet werden und würdevoll sterben“.