Ingolstadt
Wenn der Festsaal zum Wirtshaus wird

TV-Format "Brettl-Spitzen" live in Ingolstadt: Viel Applaus für die Couplet-AG und ihre Gäste

19.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:04 Uhr
  −Foto: Weinretter

Ingolstadt (DK) Mit einem gewaltigen Paukenschlag eröffnet die Couplet-AG am Freitag einen langen Abend voll irrwitziger Texte, urkomischer Volkslieder und Gschichten ausm echten Leben - erzählt mit der unverblümten Direktheit des bairischen Dialekts.

Der Beginn einer Reise zurück in die Zeit vor einhundert Jahren, als noch 800 Volkssänger auf über 100 Kleinkunstbühnen in München ihre Revue zum Besten gaben.

Die "Brettl-Spitzen" - mit der Couplet-AG als Zugpferd und bekannt aus dem BR-Programm - springen nun endlich aus dem Fernseher heraus direkt auf die bekanntesten Bühnen Bayerns. Viele der zahlreichen Besucher haben sich dafür extra fesch in Dirndl und Lederhosn geworfen, als es heißt "jessas, is' im Wirtshaus schee". Auch wenn der Festsaal im Stadttheater zunächst nicht die dafür typische Atmosphäre aufweist.

"Es darf mitgeklatscht, mitgesungen und mitgeschunkelt werden", empfiehlt Gastgeber Jürgen Kirner herzlich. Die Künstler stecken mit ihrer guten Laune an, und man folgt dem Ruf, sich der gelebten Lebensfreude hinzugeben. Es amüsiert sich jeder, so gut er eben kann. Das wusste seinerzeit schon Karl Valentin.

Getreu dem Motto hört das Publikum also musikalische Schmankerl davon, was man in der Gastwirtschaft halt so erlebt: den niemals enden wollenden Alkoholfluss, die Suche nach Herzdame oder -bube, das Kommen und Gehen der Gäste unter der kritischen Begutachtung der Dorfgemeinschaft. Besonders deftige Lieder davon singen können die Niederbayern vom Trio Schleudergang. Ihre frivole Art auf Gitarre, Akkordeon und Tuba sorgt für peinlich berührte Lacher. Eine weitere Perle aus der Talentbörse der Brettl-Spitzen ist Barbara Preis. Sie will sich dem Publikum lieber "scheibenweise" vorstellen, wie sie sagt. Das ist auch besser so, denn ihr scheint es im Wirtshaus besonders gut zu schmecken - ihr erstes Stück widmet sie ihrer "Wampn". Doch sie spielt nicht nur selbstironisch mit ihren Reizen, sondern auch technisch ausgefeilt mit ihrer klangvollen Stimme. Ob als Birkenthalerin, Stripteasetänzerin oder mit dem Volumen einer Primadonna. Bei der pfundigen Niederbayerin sitzen die Ingolstädter herzhaft lachend in ihren Stühlen.

Doch auch mit bereits arrivierten Stars warten die Brettl-Spitzen auf: Brigitte Walbrun, die sonst als "Dahoam is dahoam"-Rosi die Lansinger Brauerei aufmischt, überzeugt an diesem Abend als freche Chanson-Sängerin im Glitzerkleid oder beschwipste Femme fatale.

Eine kleine Schäkerei darf in der Gastwirtschaft natürlich nicht fehlen. Doch hätten alle Revue-Sängerinnen des Abends es nicht so faustdick hinter den Ohren. Da waren Männer gut beraten, in weiter Entfernung zur Bühne zu sitzen und gleich noch ihre Bierbäuche einzuziehen. Diese hatten nämlich eine nahezu magische Anziehung, als sich die Damen regelmäßig dazu entschlossen, in den Publikumsreihen auf Tuchfühlung zu gehen und nach einem Gspusi zu suchen.

Aber "schlimmer geht's immer", weiß Roland Hefter. Der Münchner Lebenskünstler hat für jede Schieflage Tipps und Tricks parat, die er begleitet von seiner Gitarre, mit dem Publikum teilt. Da klatschen die Zuhörer gern zu "Des is doch jedem scho passiert" oder "Des werd scho no" mit.

So ein Abend in der Lieblingskneipe geht ins Geld. Im großen Finale beschließen die Künstler gemeinsam, sogar die Schwiegermutter zu verkaufen, um das Geld dann zu versaufen. Auf dem Höhepunkt der Emotionen und mit schmerzenden Lachmuskeln endet der XXL-Abend des Kabaretts gekrönt von vielen Zugaben.

Katharina Wirtz