Schrobenhausen
Wenn das Telefon klingelt . . .

Die Zahl betrügerischer Anrufe in Schrobenhausen nimmt seit einiger Zeit zu

27.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr
Klaus Rewizter, Leiter der Polizeiinspektion Schrobenhausen. −Foto: Spindler, JÃ?¼rgen, Schrobenhause

Schrobenhausen (SZ) Als das Telefon zur Mittagszeit läutete und sie die Nummer ihrer Eltern auf dem Display sah, war eine Frau aus Mühlried sofort alarmiert. Um diese Zeit rufen sie eigentlich nie an. Sie waren es auch nicht. Stattdessen war ein Mann mit ausländischem Akzent am Apparat.

Die Mühlriederin hörte zunächst in Knacken in der Leitung, dann ertönte die Stimme eines Mannes mit fremdländischer Aussprache, die sie beglückwünschte und ihr mitteilte, dass sie einen größeren Betrag gewonnen hätte. Sie wurde sofort misstrauisch und fragte nach, weshalb der Mann unter der Nummer ihrer Eltern anrufe. Weil er gerade bei diesen zu Hause sei und mit ihnen am Tisch sitze, lautete die Erklärung des Mannes. Die Mühlriederin ließ ihn noch weiterreden und bemerkte so im Hintergrund weitere Stimmen, die ebenfalls in Telefongespräche verwickelt waren - der Anruf kam also offensichtlich aus einem Call-Center.

Daraufhin unterbrach sie das Telefonat, um gleich im Anschluss die Nummer ihrer Eltern, die ebenfalls im Mühlried leben, zu wählen. Die beiden waren tatsächlich daheim, allerdings alleine, und hatten nicht mit dem vorausgegangenen Anruf zu tun. Als die Mühlriederin am nächsten Tag zur Schrobenhausener Polizeiinspektion ging, um den Vorfall zu melden, erfuhr sie, dass es sich dabei um keinen Einzelfall handelt.

Eine weitere Bürgerin, eine 82-Jährige ebenfalls aus Mühlried, bekam in den vergangenen Wochen schon sechs Anrufe von offensichtlichen Telefonbetrügern. Meistens läuterte das Telefon auch bei ihr in der Mittagszeit und zeigte Nummern mit ausländischer Vorwahl an.

Alle Anrufer behaupteten, dass sie sich im Auftrag des Energiekonzerns Eon meldeten, so die Mühlriederin. Weil dieser den Strompreis um 18 Prozent erhöhe, würden sie in den nächsten Tagen zur Beratung vorbeikommen. Als sie die Seniorin aufforderten, ihnen zu sagen, wann sie Zeit habe und zu Hause sei, wurde diese hellhörig. "Die wollen doch nur wissen, wann ich daheim bin und wann nicht", wurde ihr klar. Und auch, was sie zu tun hatte - die Anrufe nämlich bei der Polizei zu melden.

Die ersten fünfmal hatte sich Männer gemeldet, die nur gebrochen Deutsch sprachen, erzählt die 82-Jährige. Beim sechsten Mal sei jedoch eine Frau am Apparat gewesen - deshalb habe sie auch nicht zu der Tat geschritten, die sie sich eigentlich für den Fall eines weiteren Betrugsanrufs vorgenommen hatte.

Die Seniorin hatte sich auf den Rat ihrer Kinder hin eine Trillerpfeife direkt neben ihr Telefon gelegt, mit der sie einen lauten Pfiff angeben wollte, um den Anrufer aus dem Konzept zu bringen. "Aber weil das eine Frau war, wollte ich dann nicht zu einem solchen Mittel greifen", erklärt sie. Stattdessen teilte sie der Anruferin kurz und bündig mit: "Lassen's mich in Ruhe. Ich habe schon die Polizei verständigt."

SO VERHÄLT MAN SICH RICHTIG

Beinahe wöchentlich werden bei der Polizeiinspektion Schrobenhausen betrügerischer Anrufe gemeldet. Sehr oft erscheint dabei eine bekannte Telefonnummer auf dem Display der Anrufempfänger, beispielsweise die Nummer von engen Verwandten. Auch der Polizeinotruf 110 wird von den Betrügern gerne verwendet. Technisch sei das ohne größere Schwierigkeiten möglich, erklärt Klaus Rewizter (kleines Foto), Leiter der Polizeiinspektion Schrobenhausen. Man dürfe sich von diesen vorgeblendeten Nummer nicht täuschen lassen. "Die Täter sitzen in der Regel im Ausland", so der Polizeichef. Wer einen solchen Anruf erhält, sollte nicht darauf eingehen oder sich in ein Gespräch verwickeln lassen, sondern einfach auflegen. Solange die Betrüger mit ihren Anrufen abblitzen, kann die Polizei wenig unternehmen. "Dann handelt es sich um sogenannte straflose Vorbereitungshandlungen", erläutert Rewitzer.

Trotzdem können Bürger, die einen solchen Anruf bekommen haben, dies bei der Polizei Schrobenhausen, Telefon (08252) 89 75-0, melden. "Wir dokumentieren das, aber es noch keine Straftat", erklärt Schrobenhausens Polizeichef. | woe