Spalt
Wenn das Sudhaus zum Tatort wird

Das Buch "Eine Bierleiche zum Dessert" verbindet Hopfen- und Krimigenuss Lesung im Kornhaus Spalt

06.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:43 Uhr

Die Kurzkrimi-Sammlung "Eine Bierleiche zum Dessert" halten die Autoren Horst Prosch (links) und Veit Bronnenmeyer (rechts) in den Händen. Beide hat die Spalter HopfenBierGut-Chefin Sabrina Müller zu einer Lesung eingeladen. - Foto: Leykamm

Spalt (lkm) Ein halbes Jahrtausend lang behält das deutsche Reinheitsgebot nun schon seine Gültigkeit. Das will auch literarisch gefeiert werden. Dem Cadolzburger Verlag "ars vivendi" gelingt das mit "Eine Bierleiche zum Dessert", einer Sammlung von 14 Kurzkrimis von ebenso vielen Autoren.

Zwei von ihnen machten nun bei einer Lesung im Spalter HopfenBierGut Durst auf mehr.

Das interaktive Museum im Kornhaus bot dabei die optimale Kulisse, vor der sich trefflich in spannungsgeladene Szenerien eintauchen ließ. Im Falle des Beitrags von Autor Horst Prosch ("Ein Bier in einer Bar") spiegelt sich die Kurzgeschichte in besonderer Weise im Veranstaltungsort wieder. Denn der Wolframs-Eschenbacher verlegt seinen Krimi in die Zukunft und lässt eine betagte ehemalige Hopfenkönigin auf das schicksalshafte Jahr 2015 zurückblicken. Auf wenigen Seiten entfaltet Prosch dabei eine düstere Szenerie. So hat die schlechte Doldenernte von "damals" zur Folge, dass der Anbau des Hopfens völlig zum Erliegen kommt und stattdessen die SAEG (Spalter Aroma-Entwicklungsgesellschaft) gegründet wird. Auch für den Brombachsee sieht es schlecht aus. Er verkommt zur Schlammpfütze, in der junge Frauen beim "Seeathlon" gegeneinander im Spaßwettkampf antreten. Die Siegerin wird zur "Hopfenkönigin" ernannt.

Bei der Lesung kam auch Veit Bronnenmeyer zu Wort. Der Fürther hat bereits den Agatha-Christie-Krimipreis erhalten. In seiner Kurzgeschichte mit dem Titel "Nebenwirkungen" nimmt er ebenso Bezug auf die Region, zumindest versteckt. Denn er lässt seinen Krimi in "Pichlas" spielen. Da braucht es nicht viel Fantasie um zu erahnen, welcher Ort damit gemeint sein könnte. Der dortige Braumeister wird im Gärbottich tot aufgefunden. Die Gemeinde ist da natürlich in helle Aufregung versetzt. Ob da aber ausgerechnet ein Architekt des Berliner Flughafenterminals helfen kann? Die Antwort findet sich ebenso in dem 189 Seiten starken Band wieder, der für 12,90 Euro zu haben ist. Die goldgelbe Schnittverzierung weckt schon bei der ersten Begegnung des Krimi- und Bierfans mit dem Werk den Durst auf Spannung und Hopfentrank.

Das Verlangen nach beidem wurde auch bei den rund drei Dutzend Besuchern der beiden Lesungen im Kornhaus gestillt. Die Gäste kamen aus dem weiten Umland angereist, schmökerten eifrig und beehrten die Gastronomie im Seenland und in Spalt selbst.

Anlass für die Veranstaltung mit Buch und Bier bot der Internationale Museumstag, der das Motto "Kulturlandschaften" hatte. Die treffen auch in dem Werk selbst aufeinander. So haben zwar viele, aber beileibe nicht alle Autoren fränkischen Hintergrund. Der heimische Dialekt blitzt auch mal kurz auf. Die Stile sind bunt gemischt. Da wird es auch mal vermeintlich mystisch, wenn etwa "das Bier, das Blut und das Böse" aufeinandertreffen. Einem anderen Autor gelingt es wiederum, eine Kurzgeschichte in "21 Bierdeckelepisoden" zu unterteilen. Unterm Strich eine äußerst gelungene Sammlung.