Schrobenhausen
Wenn am Ende alles anders kommt

Ramona Elsaieds Traum vom Misstitel ist geplatzt - was die Schrobenhausenerin dafür bekommen hat, ist viel besser

11.05.2018 | Stand 12.10.2023, 9:59 Uhr
Gute Figur mit Kleidergröße 44: Ramona Elsaied aus Schrobenhausen kann demnächst als Plus-Size-Model durchstarten. −Foto: Daniela Bunse Hirschfotografie

Schrobenhausen (SZ) Erst sah es so aus, als könnte Ramona Elsaied aus Schrobenhausen ihren Traum vom Titel der Miss Happy Curvy und vom Modelvertrag an den Nagel hängen. Aus, vorbei. Und dann kam alles doch noch ganz anders.

Die Schrobenhausenerin träumte schon lange davon, als Plus-size-Model - sie trägt Kleidergröße 44 - Karriere zu machen (wir berichteten). Als sie von der Misswahl einer Stuttgarter Modelagentur für kurvige Frauen erfährt, scheint das die Gelegenheit. Denn als Preis für die ersten drei Platzierten winkt jeweils ein Modelvertrag.

Die erste Hürde, das Casting, um sich überhaupt als Teilnehmerin zu qualifizieren, ist schnell genommen. Mit 21 anderen kurvigen Schönheiten kommt Elsaied ins Finale, der Titel Miss Happy Curvy ist greifbar nah. "Natürlich war ich ganz schön aufgeregt, als es dann so weit war", sagt die 35-Jährige. Schon früher hat sie hier und da kleinere Modeljobs ergattert. "Aber vor Publikum und einer Jury zu laufen, das ist schon nochmal was anderes." Zumal das Laufen ja nicht das einzige ist, das die Juroren bewerten.

Denn jede Teilnehmerin muss zusätzlich eines ihrer Talente vorführen. Für Ramona Elsaied bedeutete das: tanzen. Eine Bauchtanzchoreographie hinlegen, auf einer großen Bühne mit Hunderten Augenpaaren und sogar einer Fernsehkamera auf sie gerichtet. Aber auch das meistert sie - angespannt bis in die Zehenspitzen. Doch als es an die Kürung der Siegerinnen geht, folgt die Enttäuschung: Die Schrobenhausenerin schafft es nicht unter die ersten drei. "Ich habe mich gedanklich schon vom Modelvertrag verabschiedet", erzählt Elsaied. Zurück in Schrobenhausen überlegt sie, wie es weitergehen könnte - bis rund eine Woche nach der Misswahl ihr Handy klingelt. Am anderen Ende der Leitung: die Chefin der Stuttgarter Modelagentur. "Die sagte mir, dass ich und alle anderen Teilnehmerinnen trotzdem in die Kartei ihrer Agentur aufgenommen werden", sagt Ramona Elsaied. "Ich war überglücklich."

Denn wie sich herausstellte, hatte die Agenturchefin bei der Misswahl etwas erlebt, das ihr seit 30 Jahren im Geschäft nicht untergekommen war. "Sie sagte, dass wir so toll miteinander umgegangen sind. Sie hat wohl noch nie erlebt, dass es hinter den Kulissen kein Gezicke gibt", so Elsaied. Ja, und freilich höre man das oft: Jemand macht bei einem Wettbewerb mit, gewinnt nicht und trotzdem sagt derjenige später, dass die Erfahrung toll war und nur Dabeisein, aber nicht das Gewinnen zählt. "Aber bei mir stimmt das wirklich", sagt die 35-Jährige. 22 Frauen auf einem Haufen und dann auch noch die Wettbewerbssituation - tatsächlich habe sie selbst nicht daran geglaubt, dass das besonders harmonisch sein würde oder am Ende sogar noch Freundschaften entstehen könnten. "Aber das war so", sagt sie schmunzelnd. "Wir haben uns alle super verstanden, uns unterstützt, sind gemeinsam Essen gegangen."

Sogar in einer WhatsApp-Gruppe schreiben die Frauen seither miteinander, halten sich auf dem Laufenden - schließlich verfolgen sie alle den gleichen Traum: als Plus-size-Model in der Branche Fuß fassen. "Dass Frauen so an einem Strang ziehen, hat die Chefin unserer Agentur ziemlich beeindruckt - eben so sehr, dass sie uns alle bei sich aufgenommen hat", erzählt Elsaied weiter. So habe sie zwar nicht den Titel als Miss Happy Curvy bekommen, nun aber trotzdem einen Modelvertrag in der Tasche und dazu noch ein paar Freundinnen mehr. "Besser geht es ja nicht", sagt sie strahlend. Für die Schrobenhausenerin ist der nächste Schritt ein Laufstegtraining, das soll sie für weitere Jobs fit machen. "Da freu' ich mich schon drauf", sagt sie. Und dann kann es quasi losgehen, mit der großen Karriere als Curvy Model.

Alexandra Burgstaller