Neuburg
Wenn alles auf den Kopf gestellt wird

20 Jahre Elisa: Die Offene Behindertenarbeit und das Geschwisterkinder-Angebot bieten Hilfe für die ganze Familie

22.05.2020 | Stand 23.09.2023, 12:06 Uhr
Auch für die Geschwister von chronisch-kranken und behinderten Kindern stellt der Familiennachsorgeverein ganzjährig ein Angebot mit Ausflügen und Aktionen zusammen. −Foto: Elisa

Neuburg - Die Offene Behindertenarbeit, die es seit dem Frühjahr 2001 beim Neuburger Familiennachsorgeverein Elisa gibt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, betroffene Familien in finanziellen und sozialrechtlichen Fragen kostenlos zu unterstützen.

Dabei geht es nicht nur um Behördengänge und Antragstellungen, sondern auch um die Beschaffung von Hilfsmitteln oder die Ermittlung einer Pflegestufe. "Oft wissen die Familien gar nicht, was sie alles beantragen können", erklärt Psychologin Claudia Meyer, die in diesem Bereich oft für Betroffene tätig wird.

Mit der Offenen Behindertenarbeit, die vom Freistaat und dem Bezirk Oberbayern finanziert wird, gibt es in der Region eine Anlaufstelle, die bei Formalitäten und Behördengängen hilft. "Damit wollen wir den Eltern eine Erleichterung für den Alltag bieten", sagt Meyer, "einen Teil der vielen Aufgaben abfangen und sie dabei unterstützen. " Das könne beispielsweise bei Problemen oder Widersprüchen mit Behörden sein, bei einer Pflegebegutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung oder bei der Beantragung einer Reha oder Kur. "Wenn Eltern anrufen und eine Frage haben, versuche ich eine Antwort zu finden", verrät Meyer. "Wir orientieren uns stark an den Bedürfnissen der Familien", fügt Sozialpädagogin Marlen Förderer hinzu. "Es sollen alle Schnittmengen, die mit der Behinderung zu tun haben, abgedeckt werden. " Eine solch lebensverändernde Diagnose, sei es die Geburt eines behinderten Kindes oder eine Erkrankung in Folge eines Unfalls, "stellt erst mal alles - auch die Erwartungen - auf den Kopf".

Da komme organisatorisch wie emotional viel auf die Betroffenen zu. "Diese Herausforderungen können wir zwar nicht wegnehmen, aber bei der Bewältigung helfen und sie etwas verringern", erklärt Meyer. Durch die gute Vernetzung der Offenen Behindertenarbeit könne oftmals auch an andere Stellen oder Partner weitervermittelt werden. "Wir sehen uns auch als Informationsplattform und haben deshalb mit dem Nachsorge-Bereich eine Familienbildungsreihe ins Leben gerufen", sagt Meyer. Es gehe darum, dass sich Betroffene - im Sinne der Selbsthilfe - begegnen, austauschen und so auf andere Gedanken kommen können. Bei der Entwicklung solcher Konzepte ist unter anderem auch das Angebot für Geschwisterkinder vor rund sechs Jahren entstanden. "Mit einem kranken Kind müssen Eltern häufig Prioritäten setzen", weiß Förderer, "da fallen die Geschwister ungewollt unter den Tisch. "

Deshalb werden diese im sogenannten GeKi-Angebot besonders in den Mittelpunkt gerückt. Ein- bis zweimal im Monat werden Ausflüge, Kurse oder Aktionen - von Malen und Basteln über eine Kanu- oder Segeltour bis hin zur Führung auf dem Bauernhof - organisiert. "Es geht aber auch darum, dass sich die Kinder inhaltlich mit ihrer Situation befassen", erklärt Förderer. Viele, vor allem jüngere Geschwisterkinder, würden denken, sie wären die einzigen mit dieser Situation. "Hier haben die Kinder die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen. "

Darüber hinaus gibt es auch Eltern-Kind- sowie Familien-Angebote. So habe Mama oder Papa mal nur Zeit für das gesunde Kind und schenke diesem die volle Aufmerksamkeit oder alle Familienmitglieder könnten gemeinsam etwas unternehmen - wie die Fahrt in den Dinopark im vergangenen Jahr. Die Zahl der teilnehmenden Geschwisterkinder sei schwankend und stark vom Angebot abhängig. Dieses richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen vier und 17 Jahren.

SZ

Luisa Riß