Pfaffenhofen
Wenn 20 Stubentiger umziehen

08.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:16 Uhr

Stadtrat Roland Dörfler (links) packte beim Umzug des Tierschutzvereins an den Münchener Vormarkt kräftig mit an. Auch die Kratzbäume zogen mit um, schließlich sollen sich die Katzen wohlfühlen.

Pfaffenhofen (PK) "Dort steht der Korb von Heinzi", sagt Sandra Lob. Die stellvertretende Vorsitzende nimmt einen schwarz-weißen Kater – das Katzensorgenkind des Tierschutzvereins – auf den Arm: "Er hat Atemprobleme seit er von einem Hund ganz arg zugerichtet wurde, seine Lunge wurde bei dem Hundebiss in Mitleidenschaft gezogen.

Zudem hat er Panik, wenn er in einen Katzenkorb soll – aber heute muss es sein. . ."

Beim dritten Versuch gelingt es schließlich, Heinzi in den Korb zu schieben. "Wir haben alle Katzen schon seit Tagen in ihren Transportkörbchen gefüttert, damit sie sich an sie gewöhnen. Wir können die Tiere ja nicht einzeln auf dem Arm tragen, wenn wir umziehen," erklärt Sandra Lob. Heinzi will das irgendwie nicht einsehen, voller Angst streckt er immer wieder eine Pfote durch die Stäbe – er fühlt sich offensichtlich nicht wohl. Doch das Gitter, das die Einstiegsöffnung des Korbes verschließt, hält – es wurde auch extra mit Draht gesichert.

Am vergangenen Samstag begann der Umzug von 20 Katzen und 20 Kleintieren in ihre Übergangsunterkunft, die Georg Hipp am Münchener Vormarkt dem Verein mietfrei zur Verfügung gestellt hat.

"Heute sind die Katzen dran", erklärt Vorsitzende Andrea Holmhey, "in etwa drei Wochen wollen wir das alte Haus an der Ecke Schulstraße und Scheyerer Straße komplett geräumt haben."

Der Rattenschrank bleibt noch im alten Gebäude. Er ist momentan leer – es sind zwar 14 Ratten angekündigt, aber noch sind sie nicht da. "Auch die Zwergkaninchen und Meerschweinchen bleiben zunächst noch in der alten Unterkunft. "Wir schaffen nicht alles an einem Tag", sagt Andrea Holmhey. Nun zeigt sie auf Reini, Resi und Rosi: "Die Vorbesitzer haben sich scheiden lassen – die Tiere sind also sozusagen Scheidungswaisen." Bei den Zwergkaninchen hängt ein Zettel am Stall: Keinen Löwenzahn füttern. "Die vertragen das nicht," erläutert Andrea Holmhey und stellt dann Silvi, Simon und Sebastian vor, drei süße Meerschweine: "Sie wurden in einer Plastiktüte ausgesetzt und schließlich bei uns abgegeben."

Etwa 15 ehrenamtliche Helfer und Helferinnen packten beim Umzug mit an, eine von ihnen kam dafür sogar extra aus München: "Ich kenne Sandra Lob und Andrea Holmhey seit einem gemeinsamen Tierschutz-Lehrgang in Neubiberg," sagt Birgit Eggers-Spängler und schaltet einen Staubsauger an, um die Katzenkratzbäume zu säubern.

Im Nebenraum wird noch einmal der Boden gewischt. Irgendwer ruft: "Wir will eine Brotzeit? Der gespendete Leberkäs vom Metzger Breher ist da!" Während sich die Helfer stärken, freut sich Sandra Lob: "Wir haben dank der vielen Hilfe ganz schön was geschafft – auch Stadtrat Roland Dörfler hat mit angepackt."

Dann kommt ein vorläufiger Höhepunkt des Tierheim-Umzuges – die ersten beiden Katzen werden aus ihren Transportkörben herausgelassen. Blacky und Chucky tasten sich langsam voran, vorsichtig inspizieren sie die neue Umgebung, springen auf ihren Katzenbaum, schauen aus dem Fenster.

Hier werden sie nun bleiben, bis der geplante Neubau des Tierheims an der Weiberrast fertig ist – oder bis die beiden reinen Wohnungskatzen vielleicht doch noch gemeinsam ein neues Domizil bei einer ruhigen Familie gefunden haben.