Weniger Unfälle, sinkende Kriminalität

Corona-Pandemie wirkt sich auch auf Arbeit der Polizei aus - Kontrollen als Ausgleich

12.05.2020 | Stand 23.09.2023, 12:00 Uhr
Am Montagabend gab es einen schweren Unfall auf der A3 bei Oberölsbach. Eine Frau wurde tödlich verletzt. −Foto: Eberlein

Ingolstadt - Die inzwischen gelockerten Ausgangsbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie in Bayern haben durchaus auch positive Effekte.

So ging die Zahl der Verkehrsunfälle im Raum Ingolstadt merklich zurück, auf der örtlichen A9 gab es zuletzt nicht eine einzige Kollision mit tödlichem Ausgang. Das teilte die Verkehrspolizei auf Anfrage mit. Die Zahl der Straftaten war ebenfalls rückläufig, egal ob in Eichstätt, Neuburg, Pfaffenhofen oder Ingolstadt.

"Das Unfallgeschehen hat sich seit dem Ausbruch von Corona mehr als halbiert", sagte Manfred Schmidt von der Verkehrspolizei Ingolstadt. Der Rückgang liege bei 54 bis 55 Prozent. Die Dienststelle an der Gutenbergstraße ist vor allem für die örtlichen Autobahnabschnitte der A9 zwischen den Anschlüssen Altmühltal und Pfaffenhofen zuständig und betreut zudem die A93 vom Autobahndreieck Holledau bis zur Ausfahrt Mainburg. Darüber hinaus unterstützt sie die Polizeiinspektion Ingolstadt, wenn es um die Bearbeitung schwerer Verkehrsunfälle geht.

Besonders erfreulich sei, dass die Zahl der Unfälle mit Verletzten seit dem 17. März "auf der Autobahn um 90 Prozent zurückgegangen ist, und es hat keinen einzigen Toten gegeben". Das liege vor allem daran, dass weit weniger Pkw unterwegs waren, als sonst üblich - "zeitweise nur ein Viertel davon". Der langsamere Schwerverkehr habe dagegen zugenommen. Die Zahl der registrierten Unfallfluchten sei um rund 52 Prozent zurückgegangen, wie auch die aufgenommenen Verkehrsverstöße.

Dafür sei die "Qualität" solcher Verstöße nach oben gegangen, etwa beim Thema Geschwindigkeit: "Im Baustellenabschnitt der A9 zwischen Manching und Langenbruck, wo maximal 120 Stundenkilometer gelten, haben wir zwei auswärtige Autofahrer mit über 250 km/h gemessen", sagte Verkehrspolizist Schmidt. "Das bringt ihnen zwei Punkte in Flensburg, drei Monate Fahrverbot und 600 Euro Bußgeld ein - bei diesem Tempo muss man fast von Vorsatz ausgehen, dann wären es sogar 1200 Euro. " Mit der Lockerung der Corona-Ausgangsbeschränkungen merke die Polizei aber, "dass es mit dem Verkehr wieder losgeht und mehr Menschen ins Auto steigen".

Der im Raum Ingolstadt beobachtete Trend zeigt sich auch bundesweit, wie aus Mitteilungen von Autoversicherern, Luftrettern und Polizei hervorgeht. Es gab weniger Unfälle, sowohl mit Blechschäden und Verletzten, hieß es unter anderem im bayerischen Verkehrsministerium. Der Anteil an Fahrradunfällen war dagegen in vielen Teilen Deutschlands im Vergleich zum April 2019 gestiegen.

Die Entwicklung bei den Straftaten im Raum Ingolstadt während der Ausgangsbeschränkungen ist weniger eindeutig, zeigt aber ebenso einen Knick nach unten. Peter Heigl, Chef der Polizeiinspektion Ingolstadt, spricht von "einem ganz leichten Rückgang. Gefühlt waren es weniger Anzeigen", seit die Auflagen gelten. Zahlenmäßig lasse sich das noch nicht belegen, denn die statistische Erfassung von Straftaten erfolge erst "im Auslauf", also wenn ein Fall abgeschlossen sei. Vieles sei aber noch in der Bearbeitung. "Ein belastbarer Trend wird erst Mitte des Jahres erkennbar sein. " Schon jetzt lasse sich aber sagen, dass es etwa weniger Körperverletzungen gegeben habe, nicht zuletzt, weil die Gaststätten geschlossen sind und das Nachtleben zum Erliegen gekommen ist. "Dafür gibt es mehr Betrugsdelikte über das Internet", sagte Heigl.

Diese Erfahrung hat auch Paul Roth, Vize-Inspektionsleiter in Pfaffenhofen, seit Beginn der Corona-Krise gemacht. "Man kann fast schon sagen: Wer heute eine Bank überfällt, ist von gestern, online ist leider viel einfacher Beute zu machen. " Der Klassiker seien die Auktionsplattformen. "Die Leute kaufen etwas, überweisen das Geld und erhalten keine Ware. "

Ansonsten freuen sich alle Inspektionsleiter im Raum Ingolstadt über weniger Händel und Raufereien und dass es bei der häuslichen Gewalt entgegen allen Befürchtungen bisher keinen Anstieg bei den Anzeigen gab. Zeit zum Zurücklehnen hatte trotzdem keiner, wie Neuburgs Polizeichef Norbert Bachmaier betont: "Dafür haben wir mit Kontrollen zur Einhaltung der Corona-Auflagen viel zu tun, das gleicht es wieder aus. " So geht es auch Heinz Rindlbacher, Inspektionsleiter in Eichstätt. Seine Mannschaft muss sich derzeit zwar nicht um Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber im örtlichen Gefängnis kümmern, "aber daneben gibt es genug andere Arbeit", sagte er.

DK

 

Horst Richter