Ingolstadt
Weniger Diesel, mehr Hybride

Die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge ist erstmals merklich zurückgegangen

09.02.2021 | Stand 13.02.2021, 3:33 Uhr
Sie klebt die begehrte TÜV-Plakette auf die Nummernschilder: Berit Groh ist Sachbearbeiterin in der Zulassungsstelle Ingolstadt. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Es ist zwar kaum vorstellbar, aber die Zahlen belegen es: Nachdem über Jahre und Jahrzehnte hinweg die Zulassungszahlen für Autos praktisch nur gestiegen sind, gingen sie 2020 erstmals deutlich zurück.

 

Wurden zu Beginn des Vorjahres in Ingolstadt noch 100807 Pkw registriert, waren es am 31. Dezember "nur " noch 96038 - ein Minus von rund vier Prozent bei gleichbleibender Einwohnerzahl. Zum Vergleich: Im Laufe des Jahres 2010 wurde erstmals die Marke von 80000 Autos überschritten, Anfang 2014 die 90000er-Grenze.

Gründe für den Rückgang dürfte es etliche geben, nicht zuletzt, weil viele Autos in Ingolstadt gewerblich angemeldet sind - in manchen Jahren stellten sie ein Drittel der Pkw-Zulassungen. Dabei spielen auch die Leasingfahrzeuge von Audi eine Rolle. "Aus unternehmerischer Sicht steht für uns weiterhin die Rentabilität im Vordergrund, in diesen durch Covid-19 beeinflussten Zeiten mehr als je zuvor. Hier ist es für uns wichtig, die richtige Balance zu halten", so ein Sprecher von Audi gegenüber unserer Zeitung. Dabei gelte: "Rendite vor Volumen" - will heißen, dass die Rentabilität der Audi-Fahrzeuge respektive der Fahrzeugflotte ganz klar Vorrang vor Volumen hat. "Daher haben wir uns im letzten Jahr bewusst entschieden, unser ?internes Geschäft' (Dienstwagen, Mitarbeiterleasing, Fahrzeugpools) zurückzufahren. Dadurch stabilisieren wir Restwerte und reduzieren unseren Gebrauchtwagenbestand bei der Audi AG", heißt es weiter.

Doch nicht nur die die Gesamtzahl der Autos ging zurück, sondern auch die Zahlen für alle jeweils zum Jahresbeginn in Ingolstadt zugelassenen Kraftfahrzeuge inklusive Anhänger. Zählte die Zulassungsstelle 2019 exakt 120371 Stück, waren es ein Jahr später bereits 123878. Zu Beginn des laufenden Jahres ist die Zahl jedoch auf 120516 gesunken. Zum Vergleich: Ende 2010 war diese Zahl in Ingolstadt erstmals sechsstellig.

Auch im Detail zeigt die aktuelle Statistik der Zulassungsstelle deutliche Veränderungen auf. So sind offenbar mit Gas betriebene Fahrzeuge nicht mehr so attraktiv, was möglicherweise auch am Tankstellennetz liegen könnte. Waren zu Jahresanfang 2020 noch 1005 Gas-Kraftfahrzeuge zugelassen (davon 955 Pkw), sank deren Zahl bis zum Jahresende auf 649 (599 Gas-Pkw) und damit unter die Marke vom Jahresanfang 2019 mit 758 Gas-Fahrzeugen.

Doch gibt es entgegen dem allgemeinen Rückgang bei den Pkw auch deutliche Steigerungen. So meldet Alexander Stefan, Leiter der Zulassungsstelle, zum Jahresende 2020 exakt 2101 Elektro-Kfz in Ingolstadt und damit mehr als doppelt so viele als ein Jahr zuvor (1009). Davon sind 2046 Elektro-Pkw, was dafür spricht, dass auch hier Audi eine nicht unerhebliche Rolle spielen dürfte. Zum Vergleich: Anfang 2017 fuhren ganze 67 Autos rein elektrisch.

Interessant wird es bei den Hybrid-Fahrzeugen, die sowohl einen Elektro- als auch einen Verbrennungsmotor haben. Wurden zum Jahresbeginn 2019 noch 2855 Exemplare in Ingolstadt gezählt, waren es ein Jahr später bereits 6747 und zum Jahreswechsel 20/21 schon 9263 und damit fast ein Zehntel aller zugelassenen Autos, denn fast alle diese Fahrzeuge sind Pkw.

Die Plug-in-Hybride machen davon allerdings nur knapp ein Drittel aus. 2911 dieser Fahrzeuge (bis auf eines alles Pkw), die zusätzlich auch am Stromnetz aufgeladen werden können, standen zum Jahresende in den Ingolstädter Garagen und auf den Parkplätzen - immerhin 2250 Stück mehr als noch zu Beginn von 2020.

Ein Exotendasein fristen weiterhin die mit Wasserstoff betriebenen Autos in Ingolstadt - auch wenn Ingolstadt seit Ende 2019 eine von 16 Wasserstoff-Regionen der Bundesrepublik ist. Ganze vier Pkw wurden zum Jahreswechsel mit Wasserstoff betrieben.

Dagegen tanken sieben von acht Fahrzeughaltern in Ingolstadt nach wie vor ausschließlich Benzin oder Diesel. Annähernd 30 Prozent dieser Pkw (28759) sind aktuell noch Selbstzünder - im Januar 2017 war mit rund 38500 Stück die Spitze erreicht worden. Der Rückgang dürfte wohl nicht zuletzt eine Folge des Dieselskandals sein. Relativ konstant ist die Zahl der zugelassenen SUV, sie schwankte in den vergangenen zwei Jahren zwischen 3446 und 3730. Leicht steigend ist die Zahl der Krafträder: von 8337 auf 8682.

Auf den städtischen Buslinien verkehren 104 eigene Fahrzeuge der Stadtbus Ingolstadt GmbH. Davon werden laut Prokurist Korbinian Raßhofer Anfang Februar 53 von Hybridmotoren angetrieben sein. Wurden 2013 die ersten dieser Fahrzeuge beschafft, kauft die Stadtbus Ingolstadt jetzt nur noch Hybridbusse. Dank staatlicher Förderung sind diese nur unwesentlich teurer als normale Linienbusse, benötigen aber laut Raßhofer 2,5 bis 3 Liter weniger Kraftstoff je 100 Kilometer.

Bei der Stadt sind die Kommunalbetriebe für den Fuhrpark zuständig. 79 Pkw sind laut Sprecherin Tanja Krauß derzeit angemeldet, davon fünf Elektroautos, 41 Dieselfahrzeuge und 33 Benziner, darunter drei Audi A3 e-tron (Hybrid). Außerdem ist geplant, im Nutzfahrzeugbereich drei Sonderfahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb anzuschaffen, wobei allerdings die Förderzusage noch fehlt. 

Kreis Eichstätt an der Spitze

Im Landkreis Pfaffenhofen sind  zum Jahresende insgesamt 134 529 Fahrzeuge zugelassen gewesen. Laut Landratsamt entspricht dies einer Steigerung  von 2,14 Prozent  gegenüber dem Vorjahr, als  die Zahl der Fahrzeuge im Landkreis mit 131 716 beziffert wurde. Bei der Art der zugelassenen Fahrzeuge im vergangenen Jahr handelt es sich vor allem um Pkw (85 640), Anhänger (19 174), Krafträder (13 288), Zugkraftwagen (9043) und Lkw (6341).

Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen lag  die Zahl der gemeldeten Kraftfahrzeuge zum 31. Oktober bei 111 092 (Vorjahr: 107 560). Reine Elektrofahrzeuge sind dabei laut der Zulassungsstelle im Landratsamt 339 gemeldet. Mit der Zunahme um  92,61 Prozent gegenüber dem gleichen Tag des Vorjahres zeigt sich ein eindeutiger Trend in dieser Technologie.  Auch bei den Hybridfahrzeugen, also einem gekoppelten Elektro-/Benzinantrieb, ist eine starke Zunahme zu verzeichnen: Waren es Ende Oktober 2019 noch 657 Fahrzeuge, sind ein Jahr später bereits 1017 registriert (plus 55 Prozent).

Mit 137 121 zugelassenen Fahrzeugen liegt der Landkreis Eichstätt in der Region 10 an erster Stelle.  Innerhalb von knapp zehn Jahren hat diese Zahl übrigens um gut sechs Prozent zugenommen (2011: 128 947). Aufgeschlüsselt nach Fahrzeugarten bedeutet dies, dass unter anderem 86 047 Pkws angemeldet waren, 13 511 Krafträder,  sowie 4642 Lkw. DK