Niederlauterbach
Welke bereitet Sorgen

28.08.2011 | Stand 03.12.2020, 2:28 Uhr

 

Niederlauterbach (WZ) Braune Blätter im sonst so satten Grün der Rebe bereiten den Hopfenbauern Sorge, steckt dahinter doch immer öfter ein Pilz mit Namen Verticillium. „Ein Problem, das uns noch stark beschäftigen wird“, befürchtet Stephan Weingart vom Hopfenring.

Wie bei der Rundfahrt anlässlich des Niederlauterbacher Hopfentages (WZ berichtete) zu beobachten, hat sich die lapidar als „Welke“ bezeichnete Erkrankung in so mancher Rebe eingenistet. Ein hochinfektiöser Pilz befällt die Leitungsbahnen der Wirtspflanze und „verstopft“ sie beim Keimen (Tracheomycose). „Die Befallshäufigkeit hat eindeutig zugenommen“, urteilt Dr. Peter Doleschel. Der Direktor des LfL-Instituts für Pflanzenbau konstatiert selbst bei bisher als resistent geltenden Sorten wie Northern Brewer oder Perle Erkrankungen. Weil kein chemisches Mittel dem Pilz Herr wird, sieht er „großen Anlass zur Sorge“. Das besondere Augenmerk in der Forschung gilt den letalen (also für die befallen Pflanze tödlichen) Rassen. Wie Doleschel in seinem Referat ausführte, sei man bestrebt, die Bestimmung des Erregers durch molekulare Schnelltests zu optimieren.

Allerdings bringe die Kenntnis der Ursache noch nicht die Lösung des Problems, so Doleschel. Phytosanitäre Maßnahmen und der Einsatz von Bioantagonisten – sprich von natürlichen Gegenspielern – werden derzeit untersucht. Auch die Ursache der Anfälligkeit und die Analyse bestimmter Verticillium-Pathotypen beschäftigen derzeit die Experten in der Hopfenforschung.

Doleschel hatte aber auch positive Nachrichten zu berichten. So sei es gelungen, die automatische Drahtaufhängung weiter zu optimieren, wobei „ausreichende Präzision und vor allem Geschwindigkeit“ noch als Herausforderung für die Entwickler gelten dürfen. Bei Untersuchungen zur Statik der Gerüstanlagen haben sich in der Hallertau die Ecksäulen als „kritischer Punkt“ erwiesen. Flachere Abspannwinkel von 45 Grad statt 76 Grad seien als Lösung aber nicht überall realisierbar. Statt der üblichen 3,40 Meter erfordert sie 8,75 Meter Abstand zum Sockel.

Auch die Funktionsverbesserung der Sensortechnik im Pflanzenschutz mache Fortschritte, so Doleschel, der im übrigen die Prüfung der Wirksamkeit von Pflanzenschutzmitteln im Hopfen für die Neuzulassung zu den „wichtigsten Aufgaben“ der angewandten Forschung in Hüll zählte.

In der Brauszene ist das Thema „Flavor-Hops“, ausgehend von den amerikanischen Craft Brewers aktuell. Hier habe man in der Zucht schon vor vielen Jahren auf besondere Aromen geachtet und könne mit zahlreichen Sorten und Zuchtlinien aufwarten, die interessante Aromen bieten, so der Referent. In diesem Zusammenhang sei auch der Bereich Hopfenqualität und -analytik wichtig, bei dem aktuell die Untersuchung ätherischer Ölkomponenten des Hopfens im Vordergrund stehe.

Die Aufgaben und Möglichkeiten der Hopfenforschung seien vielfältig. Nicht realisierbar bleibe aber die Entwicklung eigener Pflanzenschutzmittel, die Züchtung dauerhaft resistenter Pflanzen oder bestimmter Aromaspezialitäten „zum Zeitpunkt der Nachfrage“. Und natürlich, so fügte Doleschel mit einem Schmunzeln an, könne man auch die Hopfenpreise nicht steigern.