Ingolstadt
Weiterer Personalabbau bei Cummins?

Beim Generatorenhersteller schwingt im heutigen Warnstreik auch Angst um die Arbeitsplätze mit

07.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:10 Uhr
Dunkle Wolken haben sich über der Firma Cummins zusammengebraut. Der heutige Warnstreik der IG Metall beim Generatorhersteller steht auch im Zeichen des Ringens um Arbeitsplätze. −Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Wenn heute Morgen in einigen Großbetrieben der Stadt Warnstreiks der IG Metall anstehen, geht es in der Regel um die laufende Tarifrunde. Bei der Firma Cummins hat die Belegschaft aber noch ganz andere Sorgen: Es geht um Arbeitsplätze, die das Unternehmen offenbar in größerem Stil abbauen möchte.

Seit dem vergangenen Herbst herrscht Unruhe beim Generatorenhersteller an der Bunsenstraße: Der amerikanische Mutterkonzern Cummins Inc. macht nach Einbrüchen bei den Verkaufszahlen Druck auf seine Ingolstädter Tochter, die vormals als AvK Deutschland firmierte und seit 2006 zum Cummins-Imperium gehört. Den Verlusten beim Generatorengeschäft auf dem Weltmarkt möchte der internationale Konzern mit Personalabbau begegnen – gerade auch am deutschen Standort.

Den langen Winter hindurch war das Betriebsklima im Werk an der Bunsenstraße geprägt von den internen Auseinandersetzungen um die künftige Beschäftigtenzahl, die in besten Zeiten (bis 2008) bei rund 340 gelegen hat. Nach DK-Informationen wurde zwischen Firmenleitung, Betriebsrat und IG Metall ein Sozialplan ausgehandelt, der den halbwegs verträglichen Abbau von 70 Arbeitsplätzen geregelt hat. Doch diese Schrumpfkur scheint dem amerikanischen Mutterkonzern (mit Hauptsitz in Großbritannien) noch nicht zu genügen: Er dränge nach wie vor auf eine weitere Verkleinerung der Ingolstädter Belegschaft, heißt es aus informierten Kreisen. Die örtliche Geschäftsleitung habe hier praktisch keinen Spielraum und sei gezwungen, die Umstrukturierungspläne der Zentrale im britischen Stamford umzusetzen.

Nach DK-Informationen sind von den nunmehr noch 275 Arbeitsplätzen an der Bunsenstraße 86 in der Produktion von einer Verlagerung ins rumänische Werk des Konzerns bedroht. Für die Betroffenen wäre dies gleichbedeutend mit einer Kündigung, denn die Option, dass ein Facharbeiter aus Ingolstadt tatsächlich einen neuen Arbeitsplatz in Südosteuropa anstreben würde, ist wohl rein hypothetischer Natur.

Die Ingolstädter IG Metall unterstützte den Cummins-Betriebsrat von Beginn an in seinem Ringen um die Arbeitsplätze. Ihr Bevollmächtigter Johann Horn sprach gestern nach einem Treffen mit der Arbeitnehmervertretung des Betriebs von weitreichenden Konsequenzen, die sich aus der gegenwärtigen Konzernstrategie ergeben könnten: „Wir sorgen uns um den Standort.“

Denn es sei höchst fragwürdig, ob der Ingolstädter Betrieb auf längere Sicht existieren könne, wenn hier neben der Verwaltung nur Entwicklung, Konstruktion und Montage verblieben. Horn: „Das ist kein Zukunftsplan.“

Deshalb haben Betriebsrat und IG Metall in den vergangenen Wochen ein eigenes Gutachten zur weiteren Unternehmensstrukturierung in Auftrag gegeben, das im Ergebnis laut Horn „fast in die Nähe“ der Konzernziele komme, aber keinen Stellenabbau am hiesigen Standort vorsehe. Letztlich gebe es noch eine Differenz, die nach Einschätzung der IG Metall verhandelbar sein müsste. Johann Horn: „Es fehlen 900 000 Euro.“ Doch die Konzernleitung wolle sich bislang nicht auf Gespräche einlassen.

Bei einem heutigen Treffen mit den organisierten Belegschaftsmitgliedern will die IG Metall ihre weitere Strategie erörtern, die Cummins-Bosse doch noch an den Verhandlungstisch zu bringen. Es gebe da „sicher noch Aktionsmöglichkeiten“, heißt es bei den Metallern.

Die Ingolstädter Geschäftsführung von Cummins war gestern für den DK nicht zu erreichen. Die örtliche Personalleiterin mochte sich nicht zur Entwicklung äußern und verwies auf mögliche Stellungnahmen am heutigen Dienstag.