"Weiter so" geht nicht

Kommentar

06.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:23 Uhr

Die Spitzen von CDU und CSU sind gut beraten, sich die aktuelle Bertelsmann-Studie genau anzuschauen, bevor sie sich am Sonntag in Berlin zusammensetzen. Es geht bei dem Treffen, so der neue Chef der christsozialen Landesgruppe, Alexander Dobrindt, um nicht weniger als die Frage, ob die Unionsparteien inhaltlich noch Schwestern sind.

Der bittere Wahlsieg fordert Konsequenzen, die durch die immer wieder aufflammenden Personaldebatten nicht leichter werden. Dass es kein "Weiter so" geben kann, sollte jedoch selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel klar sein. Sie muss sich etwas einfallen lassen. Denn die AfD ist tief ins klassische Unions-Milieu vorgestoßen. Gelingt es ihr, sich dort festzusetzen, werden sich CDU und CSU an Wahlergebnisse deutlich unterhalb von 40 Prozent gewöhnen müssen. Und an extrem schwierige Regierungsbildungen.

Wollen sie das nicht, werden sie nicht umhinkommen, dem Volk mehr "aufs Maul zu schauen". Was nicht heißt: ihm nach dem Mund reden. Wenn aber viele Menschen, die die Bertelsmann-Experten "Modernisierungsskeptiker" nennen, Angst vor der Globalisierung, der europäischen Integration und vor einem Verlust der deutschen Identität haben, muss gerade die Union darauf Antworten finden.