Irsching
Weiter nur Ersatz

Zum dritten Mal: Eigentümer wollen die beiden Gaskraftwerke in Irsching vorläufig stilllegen

26.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:02 Uhr
Schon länger nicht mehr im Einsatz gewesen: Der hochmoderne Block 5 des Gaskraftwerks in Irsching bei Vohburg. −Foto: Meßner

Irsching (DK) Die Gaskraftwerke in Irsching bei Vohburg sollen stillgelegt werden. Das haben die Eigentümer der Bundesnetzagentur und dem Netzbetreiber Tennet angezeigt, wie sie gestern mitgeteilt haben. Für die Mitarbeiter in Irsching ist das keine Überraschung - und auch kein Grund zur Beunruhigung.

Die Geschichte wiederholt sich. Denn es ist bereits das dritte Mal, dass die Eigentümer die Stilllegung anzeigen. Bisher hat die Bundesnetzagentur jedes Mal die Systemrelevanz der beiden betroffenen Blöcke 4 und 5 festgestellt. Die beiden Gaskraftwerke dienen seither als Reserve und kommen ausschließlich zum Einsatz, wenn ihre Leistung bei vorübergehenden Engpässen oder hohem Strombedarf zur Stabilisierung des Stromnetzes gebraucht wird. Zuletzt war das im Januar 2017 der Fall. Kaum Sonne, wenig Wind, dazu hoher Strombedarf aufgrund sehr niedriger Temperaturen. Zudem gab es damals Probleme mit den französischen Kernkraftwerken. "Da sind wir einige Tage am Netz gewesen", berichtet Kurt Sangl, der stellvertretende Werkleiter in Irsching. Doch seither wurden die Gaskraftwerke, die zu den modernsten der Welt zählen, nicht mehr benötigt. Block 5 gehört Uniper, N-Ergie, Mainova und Entega, bei Block 4 ist Uniper alleiniger Eigentümer.

Die grundlegende Situation hat sich in den vergangenen Jahren nicht verändert. Die beiden Gaskraftwerke können, nicht zuletzt aufgrund der politischen Rahmenbedingungen, nicht wirtschaftlich arbeiten. Die Betreiber sehen deshalb keine Alternative, als die beiden Blöcke stillzulegen. Das hingegen lässt die Bundesnetzagentur nicht zu und bezahlt den Eigentümern einen Ausgleich, um die Kraftwerke einsatzbereit zu halten. In diesen Tagen läuft eine Frist aus, so dass die Eigentümer gezwungen waren zu handeln.

"Wir sehen das relativ gelassen", sagt Sangl. Es sei ja nicht das erste Mal, fügt er hinzu. Für die rund 60 Mitarbeiter in Irsching ist die Situation dennoch unbefriedigend. "Wir haben nicht unbedingt Angst um unseren Arbeitsplatz", sagt Sangl. Aber die Mitarbeiter seien ausgebildet worden, um in einer hochmodernen Anlage zu arbeiten und nicht, um einen Stillstand zu verwalten. In diesem Jahr stehen an beiden Blöcken Revisionsarbeiten an, die jeweils vier bis sechs Wochen dauern. Zudem wird die Leittechnik ausgetauscht und auf den neuesten Stand gebracht. Auch die Eigentümer sind mit der Situation alles andere als zufrieden. Sie sehen sich gezwungen, eine Leistung zu "nicht kostendeckenden Preisen" zu erbringen, wie es in einer gestern veröffentlichen Mitteilung heißt. Das Thema beschäftigt bereits die Gerichte, eine Entscheidung steht allerdings noch aus.

Zuletzt hat die Bundesnetzagentur die Reserveverordnung um 13 Monate verlängert. Allgemein wird mit einer weiteren Zugabe gerechnet. Sangl hat indes die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Irsching 4 und 5 wieder ans Netz zurückkehren könnten. Denn sukzessive werden in den nächsten Jahren die Kernkraftwerke in Bayern abgeschaltet. Gundremmingen geht Ende 2021 vom Netz, das letzte bayerische Atomkraftwerk Isar/Ohu 2 folgt ein Jahr später. Diese Lücke werden die regenerativen Energien - so das Kalkül - nicht alleine schließen können. Sollte es einen Versorgungsengpass geben, stünde Irsching dann bereit.

Markus Meßner