Ingolstadt
Weiter freie Fahrt durch die Innenstadt

11.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:49 Uhr

Ingolstadt (jhh) Nicht nur Anwohner der großen Straßen fühlen sich in Ingolstadt vom Verkehr manchmal gestört. Kaum ein Stadtgebiet, in dem nicht über Raser oder rücksichtslose Parker diskutiert wird. In der Altstadt kommt der sogenannte Flanierverkehr dazu.

Gemeint sind Autofahrer, die offenbar ziellos kreuz und quer durch die Stadt fahren, um ihre Autos zu präsentieren. Das nervt viele Nachbarn. Manch einer fordert deswegen, die Innenstadt nachts für den Verkehr zu sperren und nur noch Anwohner in die Quartiere zu lassen. Das allerdings wird kaum möglich sein.

Für ein nächtliches Fahrverbot fehlt in Ingolstadt eine rechtliche Grundlage, erklärt Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle (Foto). Grundsätzlich sollen Straßen schließlich öffentlich und für jeden nutzbar sein. Um Straßen zu sperren, müssen deswegen hohe rechtliche Hürden genommen werden. Ansonsten würde die Forderung nach einem Durchfahrtverbot für Auswärtige wohl aus vielen Wohngebieten in der Stadt erhoben werden.

Ein Grund für ein Fahrverbot könnte laut Straßenverkehrsordnung der „Schutz der Wohnbevölkerung vor Lärm und Abgasen“ sein, wie es in . 45 der Straßenverkehrsordnung unter anderem heißt. Dazu müssen aber geltende Grenzwerte überschritten werden. Entsprechende Untersuchungen seien in der Kreuzstraße angestellt worden, so Preßlein-Lehle. „Die Grenzwerte sind allerdings nicht erreicht worden“, berichtet sie. Damit kann ein Fahrverbot nicht erlassen werden.

Damit muss das letzte Wort aber nicht gesprochen sein. „Der Verkehr ändert sich ständig“, so Preßlein-Lehle. Baustellen etwa beeinflussen die Verkehrsströme sehr stark. Es kann also durchaus sinnvoll sein, sich die Situation in der Altstadt noch einmal anzusehen. Maßnahmen wie Schikanen oder Fahrbahnverengungen, um den Verkehr wenigstens zu entschleunigen, bergen immer den Nachteil, dass sie auch Rettungsfahrzeuge oder die Müllabfuhr behindern, gibt Preßlein-Lehle zu bedenken. Allerdings habe man in der Anatomiestraße mit einer neuen Parkregelung – die Autos stehen jetzt abschnittweise abwechselnd am linken und rechten Straßenrand – gute Erfahrungen gemacht.

Den Ruf nach einem eigenen Verkehrskonzept für die Innenstadt kann die Stadtbaurätin nicht ganz nachvollziehen. Vor etlichen Jahren sei ein Leitsystem entworfen worden, das die Verkehrsströme so kanalisiert, dass ein Kreiseln durch die Altstadt unmöglich ist. Zwischen den einzelnen Quartieren sollte es keine direkte Verbindung geben. „Das ist allerdings immer weiter aufgeweicht worden“, so Preßlein-Lehle. Offenbar hatten sich einige Anwohner beschwert, die sich an den Regeln störten, weil sie ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt sahen.