Riedenburg
Weißbierbrotsuppe und rabenschwarzer Sud

Ein eigens konzipiertes Menü zeigt in Riedenburg die vielfältige Einsetzbarkeit des schmackhaften Gebräus

26.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Auf dem Teller und im Glas: Beim Biermenü kommt der Gerstensaft vielseitig zum Einsatz. Biersommelier Michael Krieger (rechts) führte die Gäste durch den Abend. - Foto: Erl

Riedenburg (er) Den Mitglieder der Tafelrunde kitzelt die spannungsvolle Neugier auf die Genüsse, die in den folgenden Stunden auf sie warten, förmlich in der Nase. Der Tisch vor ihnen ist anspruchsvoll gedeckt. Nur die beiden Biergläser vor jedem Teller - jedes kaum größer als ein überdimensioniertes Schnapsglas - lassen sie stutzen.

Denn eigentlich spielt der Gerstensaft an diesem Abend die Hauptrolle. Michael Krieger, der Seniorchef des Riedenburger Brauhauses, spürt die befremdeten Blicke der Gäste und gibt Entwarnung. "Zu jedem Gang gibt es zwei Biere", erklärt der Biersommelier. "Und zum Schluss steigt die Stimmung mit der Farbe des Bieres und mit den Kalorien", scherzt er mit einem Grinsen.

Der Abend ist eine Premiere. Biermenü haben Krieger und Wirt Karl-Heinz Veits das Vorhaben getauft, den edlen Gerstensaft in seiner Vielfalt nicht nur im Glas, sondern auch auf dem Teller zu Ehren kommen zu lassen. Der Koch und der Brauer sind beides Menschen, die ihre Aufgaben mit Leidenschaft und Liebe angehen - und die Mitglieder der Tafelrunde sollen das heute spüren.

"So lange Wein in unserer Gesellschaft besser gewertet wird als Bier, machen wir Brauer etwas falsch", sagt Krieger. Für einen der vielen Wege, dem Erzeugnis aus Wasser, Hopfen und Malz einen höheren Stellenwert zu geben, braucht er die beiden kleinen Gläser je Gedeck. Sozusagen als Aperitif lässt er zwei verschiedene Weißbiere senkrecht in die Gläser fallen. Nur so viel, dass der Schaum den Glasrand erreicht. Dazu gibt es würzigen Bärlauchquark zu Bierbrot, das eigens hierfür kreiert wurde.

In kleinen Schlucken und mit kleinen Bissen tasten sich die Mitglieder der Tafelrunde an die Harmonien und die Unterschiede der Komponenten heran. Eine Weißbierbrotsuppe - mit angeröstetem Bierbrot und dem Sud einer gekochten Rinderbrust - schafft die konsequente Verbindung im Abendmahl. Jeder Gang bekommt zwei neue Biere. Krieger geht es um den Genuss, nicht um die Biermenge. Wer sein Glas nicht leer bekommt, darf den Inhalt in einen Sammelkrug kippen.

Im Hauptgang kommen gegrillte Spanferkelhaxerl mit Dunkelbrotknödel in Dunkelbiersoße an weißbieraufgeschäumtem Sauerkraut auf den Tisch. Ein kräftig hopfiger Doldensud und im Vergleich ein Hallertauer Courvet lachen nun aus den Gläsern. Krieger hat feine Spezialitäten der Region zu den Produkten seiner Brauerei ausgewählt. "Man hat es geschafft, in den letzten 500 Jahren Einheitsbiere zu schaffen", kritisiert er und setzt seine Auswahl bewusst dagegen. Doch der Sommelier kritisiert nicht nur. Amüsant und spritzig steuert er manche Anekdote aus den Riedenburger Brauergenerationen bei und stellt immer wieder die Gemeinsamkeiten und Kooperationen in der Biergeschichte der Dreiburgenstadt heraus.

Das kulinarische Finale des Kochs - ein Schoko-Früchte-Mousse - muss ganz ohne Bier als Zutat auskommen. Krieger lässt als finalen Gaumenschmaus sein kräftiges Dolden Dark und daneben einen ebenso rabenschwarzen Sud in der Tradition englischer Porter-Biere einschenken. Ein ungewohntes Geschmackserlebnis für konventionelle Biergenießer. Doch genau richtig für diesen so erfahrungsreichen wie genussvollen Abend. Auch beim Biertrinken kann sich schließlich der Horizont erweitern.