Weinzierl statt Tilly

19.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

Zum Artikel "Das letzte Gefecht in Tillys Namen" (DK vom 18. Mai):

Ich schließe mich ohne Wenn und Aber der Meinung derer an, die der Auffassung sind, für die private Realschule Am Brückenkopf sei Tilly als Patron untragbar. Aus heutiger Sicht wäre Tilly für das Massaker von Magdeburg ein Kriegsverbrecher.

Es ist richtig, dass es auch Ingolstädter Bürger gibt, die würdig sind, das Patronat für die private Realschule zu übernehmen. Dabei erscheint mir eine Person besonders geeignet. Ich denke an den Festungskommandanten der Stadt 1945, Oberstleutnant Paul Weinzierl. Dieser Mann war sein Leben lang unangefochten ein ehrenhafter Bürger und hat das Verdienst, durch Einsatz seines Lebens die Stadt Ingolstadt und deren Bürger einige Wochen vor Kriegsende vor einem weiteren Luftangriff bewahrt zu haben. Der Spezialist für die Kriegszustände in Ingolstadt, Hans Fegert, ist in der Lage, die Öffentlichkeit hierüber mit Einzelheiten zu bedienen.

Paul Weinzierl hat durch passiven Widerstand die Befehle zur Verteidigung der Stadt und des Donauübergangs unter Einsatz seines Lebens sabotiert. Ihm ist es zu verdanken, dass die Schlacht um den Donauübergang in und bei Ingolstadt nicht stattgefunden hat. Diesen Dank schulden nicht nur jene Bürger, die Zeitzeugen des Geschehens waren, sondern auch deren Nachkommen. Wir alle sind verpflichtet, die Erinnerung an diesen mutigen Mann wachzuhalten. Ich bin deshalb der Auffassung, dass nicht nur die private Realschule Am Brückenkopf den Namen Paul-Weinzierl-Realschule, sondern auch der Baggerweg die Bezeichnung Paul-Weinzierl-Weg tragen soll.

Die Schülerinnen und Schüler dieser Schule sollen an einen Retter von Menschenleben und nicht an einen Schlächter erinnert werden.

Wendelin Schleicher

Ingolstadt