Ingolstadt
"Weil wir Sie schätzen und lieben"

22.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:50 Uhr

Lob und Anerkennung von allen Seiten: Renate Zehetbauer (r.), eine Kollegin der ersten Stunde, ließ Anton Rottmair (l.) gestern ebenso hoch leben wie alle anderen Laudatoren und natürlich die Kinder. - Foto: Rössle

Ingolstadt (sic) Zwei Stunden lang ließen sie ihn hochleben, die sechs Laudatoren, darunter der Oberbürgermeister, lobten und erheiterten ihn. Dann aber war es eine Hauptschülerin, die wohl am prägnantesten auf den Punkt brachte, warum so viele die Pensionierung des Rektors von der Maximilianstraße bedauern. "Lieber Herr Rottmair! Ich sage ganz bewusst: Lieber Herr Rottmair, denn sie waren immer liebevoll!" Und während der so Geehrte unübersehbar gerührt das Haupt senkte, fuhr die Schülersprecherin Magdalena Grosz mit festem Ton fort: "Sie waren nie arrogant, haben uns nie von oben herab behandelt. Sie haben immer unsere Persönlichkeit geachtet. Diese väterliche Fürsorge war sicher Ihr Geheimrezept." Schließlich: "Wir können uns diese Schule nicht ohne Sie vorstellen. Wir werden Sie nie vergessen!"

Und Rektor Anton Rottmair dürfte die gestrige Abschiedsfeier im Schulzentrum Südwest, der Ochsenschlacht, nie vergessen. Nach den mit berechtigtem Jubel bedachten Darbietungen der Schulband, der Percussion-Gruppe und zweier Tanzensembles, allerspätestens nach dem Feuerwerk der Ehrerbietung, das die Schulspielgruppe unter der Leitung Amalie Finkenzeller abbrannte, wusste der angehende Pensionär, dass die Kinder hier das Gegenteil einer Pflichtübung absolvierten. Der Inhalt des Stücks: Wie würdigt man einen Rektor, den man partout nicht ziehen lassen will? Am besten so: Mit dem refrainartig vorgetragenen Bekenntnis "Weil wir Kinder Sie von Herzen schätzen und lieben!"
 

Die erwachsenen Lobredner gaben natürlich auch alles. OB Alfred Lehmann, ein überzeugter Anhänger der Hauptschule, betonte: "Wir dürfen den Wert unseres Bildungssystems nicht daran messen, wie viel Prozent auf das Gymnasium gehen." Die Hauptschule werde leider unterschätzt, dabei sei sie "für viele Kinder die ideale Schule".

Lehmann überging die Probleme der Hauptschule nicht. Um so mehr gelte es, "Voraussetzungen zu schaffen, die passen". Da war der OB in der sanierungsbedürftigen Ochsenschlacht genau richtig. "Dunkel und bedrückend" sei sie, aber nicht mehr lang. Für 63 Millionen Euro wird der Komplex bis 2016 in weiten Teilen, darunter die Hauptschule, neu gebaut.

Nach den strukturpolitischen Ausführungen wandte sich der Oberbürgermeister wieder ganz der Hauptperson zu: "Du, lieber Toni, bist jemand, wie ich mir einen guten Lehrer vorstelle!"

37 Jahre lang wirkte Rottmair an Hauptschulen, davon fast 20 Jahre in der Schulleitung. Der gebürtige Rohrer (Kreis Pfaffenhofen), Absolvent des Scheiner-Gymnasiums (Abitur 1968) und euphorische Zucheringer (seit 1976) gehörte 1975 zur Pionier-Lehrergeneration der Ochsenschlacht, weshalb ihn Renate Zehetbauer, eine Kollegin der ersten Stunde, in ihrer an Pointen reichen Rede liebevoll als "Ur-Ochsen" bezeichnete.

Auch Werner Marz, der Vorsitzende des Elternbeirats, sparte nicht an Anerkennung: "Ihre vorgelebten Grundwerte haben uns tief beeindruckt!" Rottmair habe sich stark für Chancengleichheit eingesetzt. "Schließlich haben es unsere Schüler nicht immer leicht."

Kritik äußerte Schulamtsdirektor Hermann Haas, der bemängelte, dass Rottmair nur eines seiner drei Kinder für den Lehrerberuf begeistern konnte. Sonst aber lieferte auch er lauter Lob. Besonders das gärtnerische Talent des Zucheringers sei ein Segen für das Schulleben gewesen. Haas schloss mit der Ermutigung: "Aktive Senioren werden immer gebraucht."

Nach dieser geballten Würdigung bekannte der Rektor: "Ich bin fast sprachlos. Ich verdiene so viel Lob gar nicht." Aber tief berührt hat es ihn bestimmt.