Schrobenhausen
Weil Leib und Seele zusammengehören

Werkstattabend zum Wallfahrerstüberl auf Maria Beinberg: Teilnehmer fordern finanzielle Beteiligung der Diözese ein

09.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:54 Uhr
  −Foto: Hofmann, M.Schalk

Schrobenhausen/Maria Beinberg (SZ) Ideen für das Wallfahrerstüberl auf dem Beinberg haben am Dienstagabend rund 50 Teilnehmer eines von der Diözese veranstalteten Werkstattabends erarbeitet.

Ob diese Ideen aber umgesetzt werden, ist eine andere Frage - denn von Kirchenseite wurde von vornherein klargestellt, dass es eben nur Vorschläge sind und dass auch kein Geld dafür zur Verfügung steht. Obwohl das dann noch ein wenig relativiert wurde, gab es dazu einige scharfe Worte aus dem Teilnehmerkreis.

Der Groll entzündete sich schon zu Beginn des Werkstattabends, der (aus Platzgründen, wie es hieß) nicht etwa in Gachenbach oder Peutenhausen stattfand, sondern im Pfarrsaal von Sankt Jakob in Schrobenhausen. Da erklärte Ulrich Hörwick, der zusammen mit Gemeindeentwickler Thomas Wienhardt den Abend leitete, mit welchen Vorgaben er von der Diözese nach Schrobenhausen geschickt worden sei: Varianten für einen Rückbau oder Erhalt des Stüberls sollten untersucht werden, ebenso Möglichkeiten der künftigen Nutzung und der Betriebsträgerschaft. Das alles würden aber lediglich Vorschläge für die weitere Planung sein. Außerdem werde das Bistum keine Geldmittel für das Stüberl aufwenden - "nach derzeitiger Beschlusslage", wie Hörwick mehrfach und durchaus auch betont sagte. Sprich: Eventuell ist, was die Finanzierung angeht, in Augsburg das letzte Wort noch gar nicht gesprochen.

Dennoch: Der Groll schwelte, als sich die Teilnehmer des Werkstattabends an fünf Tischen verteilten und eine gute halbe Stunde lang Konzepte für das künftige Wallfahrerstüberl erarbeiteten. Was dessen Finanzierung angeht, wurde mal ein Förderverein ins Spiel gebracht oder auch eine Immobilie in München, über die die Kirchenstiftung verfüge - aber immer war aus den Konzepten herauszulesen: Ohne Unterstützung der Kirche - auch und vor allem finanzieller Art - geht es nicht.

Die Diözese müsse ganz genau schauen, in welche Gebäude sie Geld stecke, sagte dann etwas später, als die Papierbögen mit den Konzepten an einer Pinnwand hingen und darüber gesprochen wurde, Thomas Wienhardt. Und dann brach sich der Groll seine Bahn: Die Diözese dürfe sich hier nicht einfach rausnehmen. Die Wallfahrt auf dem Beinberg sei etwas Besonderes, sie habe für viele Menschen eine Bedeutung, sei Jahrhunderte alt, hieß es aus dem Teilnehmerkreis. Ulrich Hörwick konterte: "Mir fallen noch 200 solche Orte ein, die mit demselben Argument kommen. "

Dieser Satz entzündete den Groll freilich nur noch mehr. Eine Wallfahrt ohne Einkehrmöglichkeit sei sinnlos, die könne man gleich abschaffen, wetterte einer, "und den Pfarrer schafft's auch gleich ab, den brauchen wir auch nicht mehr". Der mit diesen Worten ins Spiel gebrachte Michael Menzinger, Chef der Pfarreiengemeinschaft Aresing-Weilach und damit auch von Maria Beinberg, sagte dazu nichts, wie er sich auch sonst den ganzen Abend über nicht zu Wort meldete. Es war ja auch nicht das erste Mal, dass vonseiten der Gläubigen persönliche Kritik an ihm laut wurde. Als dann von einzelnen Versammlungsbesuchern weitergegiftet wurde - "Es wird Zeit, dass in Weilach ein anderer herkommt" -, grätschte schließlich der Gachenbacher Bürgermeister Alfred Lengler (CSU) dazwischen: Persönliche Animositäten sollten bitte draußen bleiben, hier gehe es um das Stüberl.

Ebenfalls das Thema Finanzierung griff ein ehemaliger Pfarrer auf, der früher mit seinen Kommunionkindern gerne auf den Beinberg kam (und dort einkehrte) und nun auch am Werkstattgespräch teilnahm. Es sei falsch gewesen, den Abend gleich mit dem Hinweis zu beginnen, die Kirche werde keinen Cent für das Stüberl zahlen: "Das würde ich als unverschämt bezeichnen. So arm ist die Kirche nicht", sagte er und bekam Applaus dafür. Maria Beinberg sei "nicht irgendein Wallfahrtsort, sondern ein alteingesessener". Und dass er eine durchaus überregionale Bedeutung habe, sehe man an den Kennzeichen der Autos, die dort bei Veranstaltungen parken - sie kämen aus einem Umkreis von sicherlich 100 Kilometern.

Ulrich Hörwick stellte schließlich noch einmal klar, dass die bisherigen Vorgaben aus Augsburg - auch, was die Finanzierung betrifft - wohl nicht in Stein gemeißelt seien, "das hat für mich ein offenes Ende". Schon am heutigen Donnerstag habe er einen Termin bei der Diözesanleitung, bei dem der Werkstattabend besprochen werden soll. Der örtliche Kirchenvorstand, der eigens gebildete Bauausschuss für Maria Beinberg und der Bau- und Finanzausschuss in Augsburg werden sich weiter mit dem Thema beschäftigen, und wenn es Ergebnisse gebe, dann - das war Thomas Wienhardt wichtig - werde man auch damit an die Öffentlichkeit gehen.

Was die Gachenbacher und Peutenhausener (auch ein paar Weilacher und Aresinger waren am Dienstagabend dabei) gerne für ihr Wallfahrerstüberl hätten, ist im Grunde mit wenigen Worten zusammengefasst: dass es wieder wie früher wird. Man müsse das bestehende Gebäude vielleicht modernisieren, brauche es aber nicht groß zu verändern. Über eine Nutzungsänderung könne man versuchen, den Bestand zu erhalten - oder eben das Ganze so neu bauen, dass es wie bisher genutzt werden könne. Brotzeiten für Wallfahrer, Ausflügler und auch Einheimische, mehr brauche es nicht. Vieles könne ehrenamtlich organisiert werden. Um die Toilettenanlagen aber müsse sich das Bistum sowieso kümmern - die würden ja auch für die Wallfahrt gebraucht. Und hinter dem Ganzen könne ein Verein stehen oder auch eine Stiftung. Wichtig sei, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen, auch auf die politische Gemeinde und die Kirche.

Dass ein Stüberl zu einer Wallfahrtskirche dazu gehört, stand offenbar für alle außer Frage. Die Bewirtung der Menschen, die auf den Beinberg kommen, müsse sichergestellt sein. Oder, wie auf einem der Bögen stand: "Leib und Seele gehören zusammen! "

Bernd Hofmann