Ingolstadt
"Weil die Neun einfach cool ist"

Fünf Jahre Jugendtrendsportzentrum am Hauptbahnhof: Seit der Eröffnung hat sich einiges getan

23.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:42 Uhr
Tina Blum
  −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) "Mein Traumjob war immer die Jugendarbeit", sagt Alexander Angermann, Diplom-Pädagoge und Leiter des Jugendtrendsportzentrums in der Halle 9 - von allen nur "Neun" genannt-, das es schon seit fünf Jahren am Hauptbahnhof gibt.

Neben dem Trendsportzentrum gibt es auch sechs Bandräume für junge Nachwuchskünstler (siehe Artikel unten) und einen Veranstaltungsbereich. Seit der Eröffnung Mitte September 2014 hat sich einiges getan.

Seitdem das erste Skateboard über die Holzhindernisse gerollt ist, leitet Angermann das Trendsportzentrum. "Ich habe die Freiheit, Ideen der Jugendlichen weiterzuentwickeln und sie bei der Umsetzung zu unterstützen. " Genau das schätze er an seinem Job besonders. Das spiegelt auch das Trendsportangebot wider, das in den vergangenen fünf Jahren mächtig gewachsen ist.

"Geplant waren 2014 ursprünglich die Trendsportarten Skateboarding, BMX und eine Boulder-Gruppe", berichtet er. Doch schon am ersten Wochenende nach der Eröffnung standen einige Scooter-Fahrer vor der Tür und fragten an, ob sie die Halle ebenfalls benutzen dürften. "Ich muss zugeben, die hatten wir damals nicht auf dem Schirm. " Und da das Trendsportzentrum an sechs Tagen pro Woche geöffnet hat, wurde auch ein Tag für die Tretroller-Gruppe reserviert.

Später kamen die Parkourer dazu. Auch sie suchten nach einem Raum zum Trainieren. Bei dieser Sportart geht es darum, Hindernisse durch Kombination verschiedener Bewegungen so effizient wie möglich und aus eigener Kraft zu überwinden. "Sie bauen sich selbst die Halle so um, wie sie sie brauchen", sagt Angermann. Seit Januar 2015 verwandelt sich das Trendsportzentrum jeden Samstag von 12 bis 15 Uhr in einen Parkour. Ebenfalls im Angebot: Yoga und Akrobatik-Yoga sowie eine Fitness-Gruppe. Longboarder und Slackliner benutzen das Trendsportzentrum vor allem im Winter. "Uns ist es auch wichtig, dass die Jugendlichen im Sommer das Freizeitangebot außerhalb des Trendsportzentrums in der Stadt nutzen. Sonst wäre es ja überflüssig", sagt Angermann.

Die Hauptzielgruppe im Jugendzentrum sind die 17- bis 21-Jährigen, doch auch Grundschulkinder und Endzwanziger sowie Leute in den Dreißigern sind oft in den Trendsportgruppen aktiv. "Sie arbeiten häufig mit, gestalten die Gruppen, leiten Jugendliche an", sagt Angermann. Vor allem der gegenseitige Respekt, auch über die einzelnen Szenen hinaus, ist für den Diplompädagogen so besonders. "Vor einigen Jahren war es kaum möglich, dass BMXler und Skater gemeinsam am Tisch sitzen. Heute ist alles friedlich und sie helfen einander sogar. "

Jana Schäfer hat sechs Monate als Praktikantin in der Halle 9 gearbeitet. Auch danach ist sie dem Jugendzentrum als Thekenkraft treu geblieben. "Man kann sich immer unverbindlich treffen, die Stimmung ist immer gut und ich habe hier sehr viele Leute kennengelernt", sagt die 21-jährige Studentin.

Ex-Bufdi (Bundesfreiwillgendienstleistender) Moritz Weiherer (19) aus Ingolstadt war schon vor seinem Dienstjahr immer in der Neun anzutreffen - und ist es auch jetzt noch. "Ich bin seit der Eröffnung als Skater hier gewesen. Hab' mich dann auch darum gekümmert, meinen Bufdi hier zu machen und komme jetzt auch immer gerne vorbei. Weil die Neun einfach cool ist. "

Doch das Angebot im Trendsportzentrum hat auch seine Grenzen. "Eine Eishockey-Gruppe hat mal angefragt, aber unsere Räumlichkeiten entsprechen nicht den Anforderungen, deswegen mussten wir ihnen leider eine Absage erteilen", sagt Angermann. Generell sei die Halle auch für Ballsportarten ungeeignet.

Dafür unterstützen Angermann und seine Kollegen vom Stadtjugendring "Randsportgruppen", auch außerhalb des Trendsportzentrums. "Wir haben einer Bike-Polo-Gruppe geholfen, ein internationales Turnier auf dem Streetball-Platz in Unsernherrn auszutragen", berichtet Angermann. Dazu seien Teilnehmer aus ganz Europa gekommen, unter anderem aus Italien, Frankreich, Tschechien, Polen, Österreich und der Schweiz.

Ein lang gehegter Wunsch und ein ganz großes Ziel für die Zukunft wäre, dass der Outdoor-Bereich endlich zustande kommt, um den sich das Jugendzentrum schon lange bemüht. "Es wäre natürlich super, wenn Jugendliche auch hier am Standort draußen sportlich aktiv werden könnten", sagt Angermann.
 

Tina Blum