Ingolstadt
Weihnachtliches im Zeichen der Inklusion

Traditioneller Markt in neuem Gebäude: Weihnachtsbasar der Lebenshilfe lockt viele Besucher und Stammkunden an

01.12.2019 | Stand 23.09.2023, 9:43 Uhr
  −Foto: Brandl, Lebenshilfe

Ingolstadt (DK) Bewährtes Format in neuer Umgebung: Am Samstag und Sonntag veranstalteten die Lebenshilfe- Werkstätten der Region 10 am Franziskanerwasser wieder ihren traditionellen Weihnachtsbasar mit einem Tag der offenen Tür - heuer erstmals im erst kürzlich eröffneten Haus E und im Haus D, der Leichtmontage-Werkstätte mit Förderstätte und der Werkstätte für Menschen mit geistiger Behinderung.

Das moderne und barrierefreie Gebäude ist nicht nur neu, sondern auch groß und damit weitläufiger als der ehemalige Standort des adventlichen Marktes, auf dem die gemeinnützige Behinderteneinrichtung stets Produkte aus eigener Herstellung verkauft, darunter Kerzen, Weihnachtsgestecke und -kränze, selbstgestrickte Wintersachen und Schönes aus dem Hand-in-Hand-Laden in der Innenstadt. Das bedeutete zunächst mehr Platz für Aussteller und Besucher, aber auch eine gewisse Umgewöhnung, denn nicht alles stand mehr so kompakt beieinander wie zuvor.

Dafür blieb mehr Raum, um sich in Ruhe umzusehen. "Manche müssen sich erst neu orientieren", sagt Sprecher Uwe Stelzer. "Es sind aber mindestens genau so viele Menschen da wie bisher, eher noch mehr als sonst", ergänzte Geschäftsführer Peter Koch. Beide zeigten sich daher sehr zufrieden mit der Besucherzahl, darunter viele langjährige Stammkunden, die gezielt hier einkaufen.

"Die Damen am Stand des Hand-in-Hand-Ladens kommen kaum zum Durchatmen, vieles ist schon verkauft", freute sich Koch am Samstagmittag. Die rund 30 ehrenamtlichen Mitarbeiter, die die Einrichtung unterstützen, hatten bereits im Vorfeld wieder vollen Einsatz gezeigt. Sie fertigten innerhalb weniger Wochen zwischen 400 und 500 Gestecke und Kränze für die zwei Tage an, so Stelzer.

Eröffnet wurde der Basar im Beisein von Oberbürgermeister Christian Lösel, Bürgermeister Albert Wittmann und weiteren Ehrengästen, darunter der CSU-Landtagsabgeordnete Alfred Grob. Die Begrüßung übernahm der Vorsitzende der Lebenshilfe, Gerhard Preisler. Für die passende musikalische Umrahmung mit weihnachtlichen Klängen sorgte die Oberstimmer Hoagarten Musi.

Danach konnten sich die Anwesenden in den neuen Räumen nach Herzenslust umsehen, sich Geschenke aussuchen und dabei das Angebot der Lebenshilfe und deren Leistungen kennenlernen.

Neu ist etwa das Betreute Wohnen in Familien, das Leiterin Larissa Hirsch interessierten Besuchern erläuterte. Bislang gebe es sieben Familien, die einen Menschen mit Behinderung bei sich wohnen ließen und ihn auch betreuten, etwa bei Arztbesuchen oder im Alltag. "Er wird damit zu einem vollwertigen Teil der Familie, fühlt sich aufgehoben, ist sozial integriert und hat familiäre Ansprechpartner", sagte Hirsch. Unter den Menschen, die sich für das Angebot interessieren, befänden sich sowohl junge Gastfamilien, die Gutes tun wollten, ebenso wie aktive Rentnerehepaare, deren Kinder aus dem Haus seien, die jedoch noch "seelische Wärme" zu vergeben hätten, wie Hirsch es formulierte. Angesetzt sei das Projekt, das vom Bezirk Oberbayern finanziert werde, auf Dauer. "Es findet zuvor immer ein Probewohnen statt", berichtete Larissa Hirsch. Die Erfahrungen damit seien bisher gut.

"Wir sind jedes Jahr aufs Neue erstaunt, wie groß die Resonanz ist", sagte Waltraud West, die den Bereich mit fröhlich bunten Strickwaren betreut. Neu im Sortiment waren heuer Mützen mit einem Bommel aus echtem Kaninchenfell. "Das haben wir geschenkt bekommen", so West. Dazu gab es gestrickte Eierwärmer, Topflappen, Filzhausschuhe und Pudelmützen mit praktischem Loopschal. Viel Anklang fanden auch die neu kreierten Shopping-Taschen, genäht aus dekorativen Motiv-Stoffen - ebenfalls eine Spende an die Werkstätten. Wer es originell und dazu pflegeleicht mag, konnte sich einen gehäkelten Stoffkaktus ins Regal stellen. "Die müssen nicht gegossen werden", schmunzelte West.

Premiere feierte zudem der Weihnachtswunschbaum am Eingang zu Haus E. An ihm konnten die Bewohner der Lebenshilfe ihre Wünsche zum Fest drapieren, etwa eine CD oder der Besuch eines Eishockeyspiels. Die Besucher wiederum hatten Gelegenheit, diese abzunehmen, um sie zu Weihnachten zu erfüllen. Während des Samstags erreichte die Lebenshilfe dazu eine Spende über 1777 Euro, zur Verfügung gestellt von Michael Rindlbacher, Initiator der After-Work Eventreihe Feier(ei)abend. Sie soll helfen, eventuell übrig gebliebene Wünsche doch noch zu verwirklichen.

Michael Brandl