Weihe der Kräuterbüschel

12.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:34 Uhr

Traditionsgemäß kommen lebensnotwendige und heilkräftige Pflanzen in den Kräuterstrauß. In der Hallertau darf natürlich der Hopfen (unten) auch nicht fehlen.

Pfaffenhofen (PK) Zum Fest Mariä Himmelfahrt, an diesem Mittwoch, 15. August, werden nach altem Brauch Kräuter gesammelt und als Kräuterbüschel gebunden von den Gläubigen zur Weihe in die Kirche getragen.

Diesem alten Brauch nehmen sich nach Mitteilung des Kreisfachberaters für Gartenbau und Landschaftspflege Josef Stadler auch viele Gartenbauvereine im Landkreis an. In Vorführungen zeigen Fachkundige an Interessierten, worauf es bei den Kräuterbüschelbinden ankommt und aus welchen Arten er sich zusammensetzt.

Traditionsgemäß soll sich der Kräuterstrauß aus lebensnotwendigen und heilkräftigen Pflanzen wie Brotgetreide, Heil- und Gewürzpflanzen zusammensetzen. Den Mittelpunkt bildet in der Regel die Königskerze, auch Wetterkerze oder Muttergotteskerze genannt. Hinzugeordnet werden der Rohrkolben, der Rainfarn oder Muttergottesstag sowie das Johanniskraut.

Als Heilpflanzen finden weiter Verwendung: Baldrian, Lavendel, Dost, Ringelblume, Melisse, Wegwarte, Holunder, der Salbei, der gegen den "Hepp" oder Keuchhusten hilft, Schafgarbe und die Kamille. Aus dem Gewürzgarten kommen hinzu Basilikum, Thymian, Salbei, Minze, Liebstöckl und Bibernelle. Nicht fehlen sollten die Hauptgetreidearten Hafer, Gerste, Weizen und Roggen. Einen farbigen Akzent setzen beim Kräuterbuschen die Gartenblume wie die Malve und die Glockenblumen.

Josef Stadler: "Nach altem Volksglauben steht der geweihte Kräuterbuschen in hohem Ansehen. Man misst ihm außerordentlich Heil- und Wirkkräfte bei. In bäuerlichen Anwesen werden die geweihten Kräuter nach dem Trocknen gut aufgewahrt. Sie kommen in den Herrgottswinkel, aber auch über die Türen, unters Dach und in den Stall.

Früher, so berichtet der Kreisfachberater, warf man bei heranziehenden Gewittern oder drohendem Unwetter einige Kräuter in das Herdfeuer, um es abzuwenden. Zum Schutz vor Krankheiten im Stall mischte man einige Kräuter dem Viehfutter bei. Wenn ein Familienmitglied erkrankte, zupfte man vom entsprechenden Heilkraut und fügte es dem Tee bei."

Die Kräuterweihe hat eine Jahrhunderte lange Tradition. Aus der Literatur ist zu entnehmen, dass sie sich bis ins 10. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Aus der Zeit findet sich in einem römisch-deutschen Pontifikalbuch bereits ein Segensgebet über die Kraft der Heilkräuter.