Weichering
Weicherings Mahner und Erinnerer wird 100

Krieger- und Soldatenverein feiert Jubiläum an zwei Tagen - Gedenken an Gestorbene

23.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:07 Uhr
Ramona Schittenhelm
Ein wichtiger Aktivposten in Weichering: Der Krieger- und Soldatenverein feiert Anfang Juni sein 100-jähriges Bestehen. Beim Volkstrauertag sind die Mitglieder ein wichtiger Bestandteil des Gedenkens. Die Fahnenweihe fand 1920 statt, kurz nach der Gründung. −Foto: Schittenhelm/Verein

Weichering (DK) Das Dorf Weichering hat über die Jahrhunderte hinweg durch mehrere Kriege gelitten.

Daran erinnert der Krieger- und Soldatenverein, der am 1. und 2. Juni sein 100-jähriges Bestehen feiert. Gerade während des Dreißigjährigen Krieges wurde nahezu der komplette Ort zerstört. Das Gebäude des alten Wirts ist daher getrost als ältestes Gebäude Weicherings zu bezeichnen, wie aus der Gemeindechronik hervorgeht.

Die 1000-Einwohner-Marke erreichte Weichering nach dem Zweiten Weltkrieg , als der Ort Hunderte von Flüchtlingen aufnahm. Nur mit viel Ausdauer, Zielstrebigkeit und Fleiß gelang es, das Dorf wieder aufzubauen und mit neuem Leben zu füllen, woran sich die älteren Einwohner noch erinnern. Einen wichtigen Halt bekamen sie dabei durch die Vereine, zu denen auch der Krieger- und Soldatenverein zählte. Er wurde 1919 zum Ende des Ersten Weltkriegs gegründet. Die Grundlagen für diesen Schritt waren damals aber bereits gelegt, wie aus Unterlagen des Vereins sowie dem Gemeindearchiv hervorgeht. Bereits die Heimkehrer nach dem siegreichen Krieg gegen Frankreich 1870/71 wollten die Kameradschaft pflegen. Da in den ersten Jahren nicht genügend Mitglieder im Ort zu finden waren, schloss man sich dem Krieger- und Soldatenverein Zuchering an.

Fünf Kriegsteilnehmer sollen es gewesen sein, die 1971 nach Weichering zurückkehrten; Joachim Heckner war 1870 im französischen Orléans gefallen. Weitere Vorreiter des heutigen Krieger- und Soldatenvereins waren Blasius Schmidt, Johann Fahrmeier (beide aus Lichtenau), Josef Stemmer, Johann Wagner, Blasius Bauer, Vitus Fahrmeier, Josef Krammer und Peter Königer. Die Rückkehrer des Ersten Weltkrieges gründeten schließlich im Ort einen eigenen Verein. 24 Weicheringer waren zwischen 1914 und 1918 gefallen, drei weitere blieben vermisst.

Entsprechend der Satzung des Vereins gelten Kriegsteilnehmer als aktive Vereinsmitglieder, alle anderen als passive. 60 Personen sind bei der Gründungsversammlung mit dabei gewesen, 45 davon wurden sofort Mitglied - darunter 40 Kriegsteilnehmer. Zum ersten Vorsitzenden des Vereins wurde der damalige Bürgermeister Alois Fahrmeier gewählt. Nach nur einem Jahr schaffte sich der Krieger- und Soldatenverein laut seiner Chronik eine eigene Fahne an.

Dem NS-Reichskriegerbund traten die Weicheringer während der NS-Zeit nicht bei. Vielmehr löste sich der Verein damals auf, er wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg reaktiviert. Der Kassenbestand von 145 Reichsmark ging an den Kriegerdenkmal-Fonds, der sich um die Pflege des Ehrenmals kümmerte. Offiziell gab es den Krieger- und Soldatenverein in dieser Zeit zwar nicht, tatsächlich lebte der Verein jedoch weiter. An Festen wie Fronleichnam oder dem Rosenkranzfest, das in Weichering fest verankert ist, rückten die Mitglieder nach wie vor mit der Vereinsfahne an, ebenso bei Beerdigungen von verstorbenen Mitgliedern. Auch das Böllerschießen wurde aufrecht erhalten.

Offiziell wieder gegründet wurde der Verein aber erst 1956. Hauptlehrer Franz Jaintner wurde damals zum Vorsitzenden gewählt, Josef Pehl zum Stellvertreter. Der Jahresbeitrag lag bei zwei Mark. Beschlossen wurde darüber hinaus, dass für jedes gestorbene Mitglied eine Messe gelesen werden soll. Die Vereinsfahne wurde 1960 renoviert und neu gesegnet. Der Verein feierte 50 Jahre nach der eigentlichen Gründung 1969 diesen Jahrestag, damit verbunden war das Gedenken an die gestorbenen Kameraden. Ein wesentlicher Schritt dazu war 1972 die Erneuerung des Kriegerdenkmals, an der sich der Verein beteiligte. 1991 wurde das neue Kriegerdenkmal eingeweiht, auch daran beteiligte sich der Verein. Im Jahr 1994 feierten die Mitglieder das 75-jährige Bestehen. 700 bis 800 Gäste kamen, um erst der Gefallenen zu gedenken und anschließend gemeinsam zu feiern. Seit 1994 übernimmt der Verein zudem die Haussammlung zur Kriegsgräberfürsorge.

Johann Fürholzer führt den Krieger- und Soldatenverein seit 2011, Martin Volnhals ist sein Stellvertreter. Weitere Mitglieder des aktuellen Vorstands sind Christian Rechner (Schriftführer), Klaus Schmitt (Kassier), Josef Mandlmeier, Vitus Froschmeier, Heinz Mack, Markus Laumer und Gerhard Walter (alle Beisitzer). Aktuell gehören dem Verein 112 Mitglieder an. Seine Aufgabe sieht er in der Erhaltung der Tradition und des Kriegerdenkmals.

Das Jubiläum

In Weichering wird am Samstag und Sonntag, 1. und 2. Juni, gefeiert.Der Anlass ist das 100-jährige Bestehen des Krieger- und Soldatenvereins Weichering. Dieses wird kombiniert mit einem Neubürgerempfang der Gemeinde, der am Samstagnachmittag gefeiert wird. Das Jubiläum findet am Festplatz bei der Sparkasse in Weichering statt. Auf dem Programm steht nach dem Neubürgerempfang die Jubiläumsfeier, die um 18 Uhr beginnt. Am Sonntag folgt ab 8 Uhr der Empfang der Vereine mit Weißwurstfrühstück, gegen 9.30 Uhr folgt die Aufstellung zum Kirchenzug. Um 10 Uhr beginnt die Messe mit anschließender Totenehrung am Kriegerdenkmal. Die weiteren Programmpunkte sind ab 11.30 Uhr das gemeinsame Mittagessen im Zelt, ab 13 Uhr Ansprachen und Ehrungen sowie ab 16 Uhr die Verleihung von Erinnerungsgeschenken. shm

Ramona Schittenhelm