Pfaffenhofen
Wegen der hohen Corona-Fallzahlen kommt das Pfaffenhofener Gesundheitsamt kaum noch nach

19.11.2021 | Stand 25.11.2021, 3:34 Uhr
Viel zu tun: Mitarbeiter im Pfaffenhofener Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung. −Foto: Landratsamt Pfaffenhofen

Pfaffenhofen - Ob Verdachtsfälle im Kindergarten, Quarantäneanordnungen für Kontaktpersonen oder positiv Getestete, die wissen wollen, wie sie sich nun zu verhalten haben: Es häufen sich Berichte, dass Betroffene im Landkreis teils tagelang auf Rückmeldung vom Gesundheitsamt warten. Das Landratsamt räumt das Problem ein. Die Hoffnungen ruhen jetzt auf zusätzlichem Personal.

Ein Leser berichtet, dass er nach seinem positiven PCR-Test beim Arzt vor zwei Wochen keine Rückmeldung vom Gesundheitsamt bekommen hat. "Eigentlich sollten die Isolation anordnen", sagt der 67-jährige Pfaffenhofener. Er habe sich stattdessen eigenverantwortlich in Isolation begeben und schließlich telefonisch auch selbst jemanden bei der Behörde erreicht, der ihm nett und verbindlich weiterhelfen konnte. "Aber die sind hoffnungslos unterbesetzt", berichtet der Leser nach seinem Telefonat. Sein Appell an alle: regelmäßig Selbsttesten und bei positivem Ergebnis eigenverantwortlich reagieren: "Wenn die Bevölkerung nicht aktiv mitmacht, dann wird die Politik die Lage nicht in den Griff bekommen und Weihnachten ist wieder Lockdown."

Seine Erfahrungen sind kein Einzelfall: Am Arbeitsplatz positiv auf das Coronavirus getestet, gleich auf den Heimweg gemacht und das Gesundheitsamt informiert. So das korrekte Vorgehen, das ein weiterer Leser unserer Redaktion schildert. Doch auch eine Woche nach dem anschließenden PCR-Test habe sich das Gesundheitsamt nicht bei ihm gemeldet. "Ich habe selbst alle meine Kontakte angerufen und über mein Ergebnis informiert. Aber wie soll es weitergehen?", so der ratlose Bürger. "Von Kollegen aus anderen Landkreisen habe ich erfahren, sie werden täglich angeschrieben und müssen Berichte über ihren Gesundheitszustand notieren. So bekommen wir die Lage nie in den Griff", schlussfolgert er.

Die vierte Welle bringt die Behörden offenbar an ihre personellen Grenzen: In ganz Bayern und auch hier im Landkreis erreichen die Neuinfektionen immer neue Höchststände. Die Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern können die aktuellen Fallzahlen kaum bewältigen. Das Problem ist bekannt, auch an höchster Stelle. "Die Gesundheitsämter arbeiten mit Hochdruck daran, jede durch Fachpersonal positiv getestete Person zu kontaktieren. Allerdings kann es zu Verzögerungen kommen, wenn viele Neuinfektionen gleichzeitig vorliegen." Der Fokus liege ganz klar beim "Schutz der besonders vulnerablen Gruppen", sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek der Deutschen Presseagentur.

Im Landkreis Pfaffenhofen erfolgt die Kontaktpersonen-Nachverfolgung nach den Vorgaben des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, teilt Regina Brummer vom Landratsamt Pfaffenhofen auf Anfrage mit. "Priorisiert werden die Kontakte bei positiven Fällen in Altenheimen, im Krankenhaus, in anderweitigen medizinischen Einrichtungen oder Pflegediensten sowie Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen, et cetera ermittelt."

Aufgrund der sehr hohen Fallzahlen sei aber aktuell auch bei der Nachverfolgung in den Gemeinschaftseinrichtungen mit zeitlichen Verzögerungen zu rechnen, so Brummer. Daher habe das Landratsamt einen Antrag an die Regierung zwecks Personalaufstockung durch Ad-hoc-Kräfte sowie an die Bundeswehr gestellt.

Zuletzt waren mit der Kontaktnachverfolgung am Gesundheitsamt Pfaffenhofen rund 18 Vollzeitkräfte beschäftigt. "Bis Anfang Dezember kommen noch zwei weitere Vollzeitstellen dazu", berichtet die Landratsamtssprecherin. "Insgesamt 24 Stellen dürfen wir besetzten." Vier Stellen sind dann noch offen, für die Personal gesucht wird.

PK