Ingolstadt
Wege aus der Krise

Christel Schoen hat ihren Krebs besiegt – und will mithilfe der Berichte anderer Betroffener Kranken Mut machen

22.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:16 Uhr

Persönliche Berichte von Krebskranken: Für die beiden „Mut-Macher-Bücher“ hat die Ingolstädterin Christel Schoen über 120 Autoren gewonnen, die von ihrer Krankheit erzählen. Der Erlös der Bücher kommt der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr zugute - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Sie steht mitten im Leben. Dann kommt die Diagnose. Am 29. Februar 2008, einem Schalttag, erfährt Christel Schoen, dass sie im rechten Lungenflügel einen „Riesentumor“ hat. Sieben Jahre später hat sie den Krebs besiegt. Und will mit ihren „Mut-Mach-Büchern“ anderen Kranken Hoffnung machen.

Beruflich hat sie alles erreicht. Als Geschäftsführerin des Katholischen Deutschen Frauenbundes in Berlin arbeitet Christel Schoen in der Woche 50 Stunden und mehr. Doch sie macht ihren Beruf gerne, deshalb ist die gebürtige Münsterlanderin, die 1979 nach Ingolstadt kam, 2003 auch mit ihrem Mann nach Berlin gegangen. Doch dann kommt der Schock in Form einer Diagnose: „Fibromatöser Pleuratumor“ im Bereich des rechten Lungenoberlappens, so groß wie zwei Frauenfäuste. Ein extrem seltener Tumor. So selten, dass es für ihn keine Überlebensprognose gibt. Dabei hatte sie vorher nur einen sich langsam steigernden Rückenschmerz unter dem rechten Schulterblatt bemerkt. Als Christel Schoen dann auf einen Schlag viel Gewicht verliert, lässt sie sich von ihrem Hausarzt untersuchen. Der schickt sie sofort in eine Lungenfachklinik. Die Krankengeschichte nimmt ihren Lauf.

Vier Blöcke Chemotherapie und 15 Bestrahlungen sind nötig, damit der Tumor etwas kleiner wird und operiert werden kann. „Ich hatte wahnsinniges Glück“, erzählt die Ingolstädterin. Die nunmehr 500 Gramm schwere Geschwulst wird in Berlin „von einem der besten Thorax-Chirurgen Europas operiert“.

Trotzdem fällt es ihr schwer, den Diagnose-Schock zu überwinden, ihre Gedanken und Gefühle neu zu sortieren, beschreibt sie in der Einleitung ihres Buches. Neben der Schulmedizin, der Christel Schoen ihr Weiterleben zu verdanken hat, macht sie sich auf die Suche nach alternativen Therapiemöglichkeiten. Und stößt dabei im Internet auf die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr, die Schulmedizin mit Komplementärmedizin verknüpft. Mit Heilmitteln nach Hildegard von Bingen, aus der Homöopathie und aus der Bachblüten-Therapie ergänzt sie die Maßnahmen der Schulmedizin, mildert damit die Nebenwirkungen der Chemo und bekommt auf diese Weise mehr Lebensqualität.

Doch in den „Mut-Mach-Büchern“ geht es weniger um Christel Schoen selbst als vielmehr um Menschen, die Ähnliches wie sie durchmachen mussten – vielleicht auf ganz andere Weise. Denn jede Krankengeschichte nimmt einen anderen Verlauf. Doch was sie eint: Die innere Einstellung zur Krankheit kann die eigene Heilung positiv beeinflussen. Es geht aber auch um die Angehörigen von Krebspatienten. So schildern in „Krebs: Wege aus der lauten Stille des Schweigens“ etwa der frühere Direktor des Krankenhauses St. Elisabeth in Neuburg, Roman Schiele, und seine Frau Petra, wie jeder aus seiner Sichtweise die schwere Zeit, in der Roman Schiele gegen seinen Schilddrüsenkrebs gekämpft hat, erlebt hat.

Neben Roman Schiele geben auch viele weiteren Autoren – einige davon aus Ingolstadt und Umgebung – sehr persönliche Einblicke in die größte Krise ihres Lebens.