Weder Sieger noch Verlierer

16.04.2008 | Stand 03.12.2020, 5:59 Uhr

Die Streitschlichter an der Realschule Kösching erhalten ihre Zeugnisse (vorne, von links): Julia Woisetschläger, Nadine Rother, Julia Obermeyer, Özdehan Turan, Sarah Herat, Simone Dittert, Patrizia Spinola und Rektor Bernhard Buchhorn, (hinten, von links): Peter Slesiona, Philipp Preußner, Simon Schumann, Michael Nerger, Kevin Kiefer, Milena Haas, Christina Fuß, Laura Rinberger und Konrektor Ulrich Öxler. - Foto: frj

Kösching (DK) 15 Jugendliche der Realschule Kösching haben jetzt ihre Zeugnisse als Mediatorinnen und Mediatoren erhalten. Sie wollen in Zukunft bei Streitfällen vermitteln und schlichten und dafür sorgen, dass es weder Sieger noch Verlierer gibt.

Rektor Bernhard Buchhorn betonte, an einer Schule mit zurzeit 540 Schülerinnen und Schülern könne es jederzeit Anlass zum Streit geben – ob unabsichtlich oder gewollt. Wichtig sei, auftretende Konflikte ohne Einbindung der Lehrkräfte lösen zu können. Der Schulleiter dankte dem Elternbeirat für die finanzielle Unterstützung des Projekts. Er hoffe, dass die Streitschlichter wenig gebraucht, aber im konkreten Fall ihr Können anwenden werden.

Peter Slesiona erläuterte die Entstehung und Entwicklung des Projekts der Streitschlichter an der Realschule Kösching. Er betonte, getreu dem Motto "Lernen in Gemeinschaft" sei es ein stetes Anliegen, denen, die dort arbeiten und leben, ein Klima zu bieten, in dem gemeinsames Lernen und Leben zum Erlebnis werde. Denn zu den Grundlagen eines gelingenden Gemeinwesens gehöre ein friedliches Miteinander. Deshalb habe sich bereits im Frühjahr 2007 an der Realschule eine "Arbeitsgemeinschaft Schulmediation" gebildet. Seitdem trafen sich 15 Schülerinnen und Schüler der achten Klassen in regelmäßigen Abständen, um unter Slesionas Anleitung in intensiven Trainingseinheiten das Streit- schlichterhandwerk zu lernen.

Anschließend ging Peter Slesiona auf Probleme ein, die bis zum vorläufigen Abschluss des Projekts gelöst werden mussten. Dazu gehörte ein neues Logo, wobei sich bei zwei unterschiedlichen Vorschlägen schließlich der Entwurf von Özahan Turan durchsetzte. Außerdem sei es nötig gewesen, Schüler, Lehrer und Eltern von der Notwendigkeit der Mediation, die in vielen Ländern bereits eingeführt ist, zu überzeugen. Ziel sei es, eine Vermittlung ohne Sieger und Verlierer zu erreichen.

Im Rahmen der kleinen Feier stellte die Schülerin Özahan Turan das Konzept des Streitschlichtens vor, wie sie es zusammen mit ihren Mitschülern erlernt hat. Dazu gehört zuerst die Festlegung der Rahmenbedingungen durch klare Vorstellung der Regeln. Nach der Darstellung des konkreten Konflikts müssen Ursachen und Hintergründe geklärt werden. In einer Art "Brainstorming" werden Lösungsmöglichkeiten formuliert. Schließlich legen die zwei Streit-schlichter zusammen mit den Kontrahenten in einem Protokoll das Ergebnis fest und unterschreiben es gemeinsam. Danach legen sie einen zweiten Gesprächstermin fest.

In einer Bilderfolge ließen die Verantwortlichen das Streitschlichtertraining Revue passieren. Dieses "macht Spaß, schmeckt und ist lehrreich", ließen sie wissen.

Zum Abschluss erhielten alle 15 Schülerinnen und Schüler ihr Zeugnis über die erfolgreiche Teilnahme an der Ausbildung zum Streitschlichter. Darin wird bestätigt, dass sie von März 2007 bis März 2008 ein Trainingsprogramm von etwa 20 Lerneinheiten mit Erfolg absolviert haben.