Kelheim
Wechselbad der Gefühle

Beim 24-Stunden-Rennen tritt das Team um Tobias Zellner kräftig in die Pedale - Der DONAUKURIER hat ihn begleitet

16.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:43 Uhr
Kathrin Götz
Zahlreiche Rennradfahrer traten beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen in Kelheim gegeneinander an. −Foto: Fotos: Götz/Erl

Kelheim (DK) "Acht Runden pro Mann, vielleicht auch neun oder sogar zehn", wünscht sich Tobias Zellner (24) für sein Team Eisenschinda am Samstag beim Race 24, dem 24-Stunden-Rennen in Kelheim, das jährlich vom RSC Kelheim organisiert wird.

Die Stadt hat sich bereits am Freitag bei einer italienischen Einkaufsnacht mit Modenschau und Live-Musik in Stimmung gebracht. In den 24 Stunden nach dem Start des Rennens wollen Zellner und seine Teamkollegen Matthias Gruss (23), Andres Pitruska (27), Wolfgang Schien (46) und Petr Petrik (58) nun im Wechsel die 16,4 Kilometer lange Strecke und 170 Höhenmeter mit dem Rennrad bezwingen. Seit März hat das Team fleißig trainiert. Zunächst im Fitnessstudio, später auf der Straße. "Zwei- bis dreimal die Woche haben wir trainiert. Meistens eineinhalb bis zwei Stunden", erzählt Tobias Zellner.

Um 14 Uhr ist es endlich soweit. Mit einem lauten Startschuss beginnt das Rennen. Eine Masse aus über 200 Einzelfahrern und den Startern von 180 Teams setzt sich auf der Brücke am alten Hafen in Bewegung, unter ihnen Zellners Teamkollege Gruss, der sich für das Team als Erster auf die Strecke wagt. Insgesamt werden gut 900 Rennradfahrer auf die Strecke gehen. Freunde, Familie und Teamkollegen feuern die Starter vom Straßenrand aus an und beobachten, wie sie einige Hundert Meter weiter die erste Steigung in Angriff nehmen. Die Hienheimer Straße entlang geht es den Berg hinauf. Ist dieser geschafft, folgt eine lange Abfahrt. Über die Bankelstraße folgt der Weg bergab nach Essing und über die Staatsstraße 2230 zurück in Richtung Kelheim. Dort geht es über die Alleestraße und durch das Mittertor in die Innenstadt.

Am Ludwigsplatz steht Zellner schon zum Fahrerwechsel bereit. Gruss fährt ein, steigt ab, hebt sein Rad über die Rundenabgrenzung und übergibt Zellner die Staffel. Gruss ist begeistert. "Top, einfach Top" ist die erste Runde gewesen, berichtet er. "Am Start muss man etwas aufpassen, man steht ziemlich dicht aufeinander. " Eine knappe halbe Stunde später hat auch Zellner seine erste Runde gemeistert.

In der Stadtgrabengasse, nahe dem Mittertor, hat die Mannschaft in einer Garage ihr Fahrerlager eingerichtet. Hier werden die Fünf von Freunden und Verwandten mit Essen versorgt, können sich auf aufgestellten Feldbetten ausruhen und austauschen. An einer Wand sind zwei Bildschirme aufgestellt. Über eine App kann darauf eine Karte der Strecke abgerufen werden. Die App wurde dieses Jahr neu eingeführt. "Das ist sehr praktisch", erklärt Zellner. "Wir wissen immer, wo auf der Strecke unser aktueller Fahrer ist und können uns so auf den Fahrerwechsel vorbereiten. "

Sechs Stunden später ist deutlich Routine eingekehrt. Im Lager wird es ruhiger. Langsam bereiten sich die Fahrer auf die Dunkelheit vor. Nachts sind eine Warnweste und eine Beleuchtung am Fahrrad Pflicht. Gegen Mitternacht ist den Fahrern die Müdigkeit deutlich anzusehen. "Die Muskeln machen sich bemerkbar", berichtet Zellner. "Es sind weniger Leute auf der Strecke", stellt Gruss fest. Noch ist Trubel auf dem Ludwigsplatz und Leute jubeln den Fahrern zu. Stunde um Stunde wird es ruhiger.

Morgens um 7 Uhr ist es ruhig in der Innenstadt. Budenbetreiber räumen auf und bereiten sich auf den Tag vor. Vereinzelt applaudieren einige tapfere Fans den Radlern zu. "Wir brauchen jetzt deutlich länger für eine Runde", berichtet Zellner. Die Motivation kommt mit dem zunehmenden Tageslicht zurück. "Sobald die Sonne aufgeht, läuft es wieder. " Gegen Mittag geben die Fahrer nochmal ihr Bestes.

Für die letzte Runde des Teams geht Zellner noch einmal ins Rennen. Am Ziel wird er von Familie und Mannschaft begrüßt. "Es ist ein tolles Gefühl, wenn man über die Linie fährt und weiß, dass es vorbei ist. " Sein persönliches Ziel von zehn Runden hat er erreicht. 46 Runden hat das Team insgesamt geschafft. In 24 Stunden sind sie zu Fünft 753 Kilometer gefahren. In der Platzierung befinden sie sich in der Kategorie Herren Team mit Platz 55 von 105 im breiten Mittelfeld. "Jetzt reicht es eine Zeit lang mit dem Radfahren", findet Teammitglied Schien.

 

Kathrin Götz