Buxheim
Wasserschutz, der Biber und die Bienen

Informationsveranstaltung in Buxheim zum Gewässer-Nachbarschaftstag

14.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:27 Uhr
Auf der Brücke: Martin Burkhart erläuterte die Maßnahmen zur Renaturierung am Schutter-Flutkanal in Buxheim. −Foto: Heimbüchler

Buxheim (EK) Der sorgsame Umgang mit den Gewässern ist gerade in Zeiten des Klimawandels wichtiger geworden, denn sie sichern die Lebensgrundlagen.

Aus diesem Grunde haben in den vergangenen Jahren die Gewässernachbarschaften zunehmend an Bedeutung gewonnen. Erstmals wurde dazu jetzt auch in Buxheim im Feuerwehrhaus ein informativer Gewässer-Nachbarschaftstag abgehalten. Daran beteiligten sich neben Bürgermeister Benedikt Bauer (SPD) und mehreren Amtskollegen auch viele Vertreter des Landkreises, des Landschaftspflegeverbandes, des Naturparks und des Naturschutzes.

Bauer wies daraufhin, dass die Gemeinde bei einer Gebietsfläche von etwa 22 Quadratkilometern eine Wasserfläche von rund 300000 Quadratmeter besitzt. In der Gemeinde ist die Schutter neben dem Schutterflutkanal das wohl bekannteste Fließgewässer. Nachbarschaftsberater Ralf Ottmann, der diese Veranstaltung organisiert hatte, zeigte sich hoch erfreut über die große Resonanz zum Thema "Der Biber am Gewässer" und Auswirkungen durch das Volksbegehren "Rettet die Bienen".

Bei dieser Thematik nutzten zwei Naturpark-Ranger, Ann-Katrin Frisch und Birgitta Hohnheiser, die Gelegenheit, sich darüber zu informieren und neue Kontakte zu knüpfen. Der Wildbiologe Gerhard Schwab, der sich seit Jahrzehnten mit dem Biber befasst, sieht ihn als Akteur, der im und am Gewässer im Familienverband lebt. Er ist vor allem in der Dämmerung und in der Nacht aktiv. Heute wird die Zahl der Biber in Bayern auf etwa 23000 geschätzt. Durch seine Aktivität erhöht er beispielsweise den Grundwasserstand, reinigt das Wasser und gestaltet neue Bäche. Schwab betonte auch, dass die wirtschaftlichen Schäden durch Fraß an Feldfrüchten und Fällen von Gehölzen durch den Biber meist gering seien. Allerdings sorgt seine Grabaktivität auch zur Bruchgefahr in Röhren, Dämmen und Deichen.

Trotz intensiver Öffentlichkeitsarbeit entstehen laut Schwab nach wie vor Konflikte wegen Unkenntnis der Lebensweise des Bibers und deren Lösungsmöglichkeiten.

In wirtschaftlicher Hinsicht ist der Biber nach den Worten von Gerhard Schwab ein treu dienender Staatsdiener, der die Fließgewässer kostenlos dynamisiert und in Zeiten klammer Staatskassen ein wertvoller Mitarbeiter ist.

Die Referentin Beate Biber-Eckstein vom Landratsamt Eichstätt befasste sich danach eingehend mit dem Thema. "Biberschadensfonds und Fördermöglichkeiten". Hierzu ging sie zunächst auf die Konfliktsituationen mit dem Biber ein. Wegen der Fraß-, Vernässungs-, Forst- und Unterminierungsschäden sind dazu Elektrozaun, Einzelbaumschutz und Ufersicherung, Dammdrainage und Sicherung von Durchlässen als geeignete Präventionsmaßnahmen möglich. Hierfür gibt es für die Land- und Forstwirte Fördermöglichkeiten, die im Vertragsnaturschutzprogramm bei Brachlegung von und Wiesen (VNP) und Wald (VNPWaldP) geregelt ist. Außerdem fördert das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) extensive Grünlandnutzung sowie Gewässer- und Erosionsschutzstreifen. Hinzu kommen noch umfangreiche Fördermöglichkeiten für Verbände, Kommunen und Privatpersonen nach den Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien (LNPR). Hierzu stehen für Bayern Mittel aus dem Biberschadensfonds jährlich in Höhe von 450000 Euro zur Verfügung.

Die Referendarin Ellinor Handelshauser vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt, die sich mit dem Thema "Rettet die Bienen" befasste, legte ihr Augenmerk auf die Entwicklung von Gewässerrandstreifen. Dabei wies sie auf die Regelungen im Bayerischen Naturschutzgesetz hin.

Schließlich stellte Martin Burkhart vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt in seiner Präsentation den ersten umgesetzten Renaturierungsabschnitt des Schutterflutkanals südlich von Buxheim vor. Dabei verglich er den bisherigen alten monotonen Schutterflutkanal mit dem neuen Bachbett, das mit ökologischem Ausbau die Feuchtbiotope begünstigt.
 

Exkursion zum Schutterflutkanal

Bei der Exkursion zum Schutterflutkanal entlang des Ufers wurde durch Martin Burkhart die Renaturierung des Wasserlaufes in Buxheim auf einer Länge von etwa 250 Metern erläutert. Dazu hatte die Gemeinde zwischen Mittlerer Au und Unterem Moos in Mühlhausen etwa 4000 Quadratmeter zur Verfügung gestellt.

Der Kanal wurde in den 1920er Jahren angelegt und war angelegt worden, weil Überschwemmungen drohten. Er sollte die zuströmenden Wassermassen aus dem südlichen Bereich auffangen und mit dem aufgestauten Hochwasserhaushalt für die notwendige Entlastung sorgen. Der damals von den Hundertschaften von Schutter-Arbeitern in gerader Linie über weite Landstrecken angelegte Bachlauf schlängelt sich im ersten Bauabschnitt nunmehr im geschwungenen Verlauf und wurde mit Prall- und Gleitufer ausgebaut. Mit der Baumaßnahme wurde zudem das Wasserrückhaltevermögen verbessert.

Der neue Wasserlauf ist mit einer Tiefe von etwa 35 Zentimetern und einer Sohlenbreite von 2,00 bis 2,50 Meter ausgebaut. Zudem wurde in diesem wellenförmigen Wasserlauf punktuell Altmühltaler Kiesmaterial eingebracht. Dabei hat die etwa zehn Zentimeter dicke Kiessohle mittlerweile zur Bildung einer artenreichen Ökologie geführt. Der zusätzliche Einbau von Totholz hat inzwischen auch die Lebensraumvielfalt von Fischen und Pflanzen deutlich erhöht. Bereits 2014 wurde begonnen, die Fläche zwischen dem alten und dem neuen Fließgewässer sowie das südliche Ufer zur Schaffung wirksamer Feuchtbiotope mit über 2000 Kubikmeter Erdboden abgetragen. Daraufhin entstand aufgrund des hohen Feuchtigkeitsgrades ein vielfältiges Auengebiet, das sich gegenüber dem Ausgangszustand selbst in eine deutlich artenreichere Auenvegetation verwandelte.

Burkart wies darauf hin, dass aufgrund dieser positiven Erfahrungen die weiteren Renaturierungsabschnitte II und III von 2020 bis 2021 ausgeführt werden. Insgesamt betrifft dies etwa die anschließende Länge von 500 Metern, wobei dazu wohl bis zu 20000 Kubikmeter Erdboden bewegt werden müssen.

August Heimbüchler