Bertoldsheim
Wasser marsch im neuen Fischpass

RMD und Uniper starten 2,8 Millionen Euro teure Umleitung "Werden bald die Nasen sehen"

09.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:40 Uhr

Foto: Winfried Rein

Bertoldsheim (r) Den Türöffner machte Uniper-Mann Anton Trenkler: Er zog Bretter und Folie aus dem letzten "Raugerinne", gab die volle Strömung und damit den Lauf der Fischtreppe am Kraftwerk Bertoldsheim frei. Ab sofort kann die Fischwelt der Donau der 1,1 Kilometer langen Umleitung folgen.

Ob Forellen, Karpfen, Hechte und Weißfische das tatsächlich tun, wird ein "Monitoring" an den Tag bringen. Mit Reusen und Unterwasserkamera will der beauftragte Fischereibiologe Manfred Holzner das Leben in den durchströmten 38 Natur- und Betonbecken erkunden. Erste Ergebnisse soll es 2018 geben.

Für die Rhein-Main-Donau AG beziehungsweise deren DWK-Tochter als Bauherren sind die investierten 2,8 Millionen Euro kein verlorenes Geld. Die Chance zur Fischwanderung sei jetzt gegeben, der europäischen Richtlinie Genüge getan, alle Beteiligten seien eingebunden und der Bypass zur Überwindung der Staustufe technisch weiterentwickelt worden, betont RMD-Pressesprecher Jan Kiver.

Eigentümer RMD und Betreiber Uniper wollen ihre Errungenschaft entsprechend präsentieren und planen eine Einweihung der Einrichtung in Bertoldsheim Anfang Mai. Dazu wird unter anderen ein Vertreter der bayerischen Staatsregierung eingeladen.

Der Termin kann auch als kleine Reminiszenz an den Start der Staustufe Bertoldsheim vor 50 Jahren gelten. Im Oktober 1967 legte Bundesbahnpräsident Heinz Maria Oeftering symbolisch den Schalter zur ersten Stromeinspeisung ins Netz der Bahn um. Der Bau der Stufen Bittenbrunn, Bergheim, Ingolstadt und Vohburg (1992) folgte plangemäß. Der Ort Bertoldsheim feierte im Sommer 1967 außerdem mit dem schwäbischen Regierungspräsidenten Frank Sieder und dem CSU-Heimatabgeordneten Rudolf Roßkopf die Hochwasserfreilegung und die neue Straßenbrücke des Kreises Neuburg.

Nach Revisionen und Modernisierungen arbeiten die Staustufen der Uniper Kraftwerke GmbH weiter zuverlässig im Dauerbetrieb. Der Umweltaspekt verlangt technische Wanderhilfen für die Fischwelt, wie sie in Ingolstadt und Bergheim bereits eingerichtet worden sind. Bittenbrunn soll nach Fertigstellung des Polders Riedensheim folgen.

In Bertoldsheim soll auch der "Königsfisch" Huchen über felsige Becken und den Schlitzpass am Stausee Zug um Zug sieben Meter Höhenunterschied überwinden können. Der "Vertical Slot"-Fischpass schafft also den Anschluss an den Speichersee und belebt zugleich den Entwässerungsgraben. Mit hochwertiger Wasserqualität bildet er den Großteil der 1,1 Kilometer langen Umleitung.

Der Bypass sprudelt jetzt kräftig, dafür sorgen die Einlaufschütze am Stausee. Ungeachtet aller Pegelschwankungen der Donau zweigen sie stets 500 Liter Wasser pro Sekunde für die Umleitung ab. Die Lockströmung am Fischeinstieg unterhalb der Staustufe "sieht schon sehr gut aus", kommentiert Ingenieurin Uta Mentz, unter deren Fittichen der Bertoldsheimer Fischpass entstanden ist.

Er wird bei Bedarf nachjustiert, im Frühjahr muss alles passen. Dann beginnen die Laichwanderungen der meisten Donaufische. Für Barben und Äschen, auch Nerfling, Kaulbarsch, Schrätzer und Streber sei der Weg bereitet. Landschaftsplaner Gerold Lang geht davon aus, "das wir bald die ersten Nasen in den Becken sehen". Es handelt sich um eine Weißfischart, die früher die Strömung an den Kiesbänken der Donau regelmäßig umschwärmt hat.