Wasser, Gewebe, Wandel

Am Donnerstag öffnet die Kulturhalle P3 Ingolstadt ihre Türen für die Ausstellung "F10" der Künstlerin Christine Fuchs

08.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:00 Uhr
Mal in leuchtenden, mal in gedeckten Farben: Die neuen Bilder von Christine Fuchs zeugen vom steten Wandel in der Natur. −Foto: Fröhlich

Ingolstadt - Schlicht "F10" hat die Künstlerin Christine Fuchs ihre Ausstellung betitelt, die ab Donnerstag, 10. September, und bis 20. September Freitag bis Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr in der Kulturhalle P3 Ingolstadt zu sehen sein wird.

"F" stehe für Fuchs. Die "10", weil es ihre zehnte Einzelausstellung geworden wäre - Konjunktiv deshalb, weil in der großen ehemaligen Industriehalle an den patina-grünen Eisenwänden auch Fotos des Fotografen Siegfried Dengler Platz gefunden haben.

Diese nehmen das Thema "Haiku" auf, das in den neuen malerischen Arbeiten von Christine Fuchs grundlegend sind. Japanische Haikus, die kürzesten Gedichte der Welt, zeichnen sich in ihren drei Wortgruppen durch Konkretheit, Bezug auf die Gegenwart und in der traditionellen Form auch auf die Jahreszeit aus. Naturgebilde, die Elemente Erde, Wasser, Luft sind denn auch auf den in Öl auf Leinwand gemalten teils großformatigen, teils quadratisch-kleinen Bildern zu sehen, besser: zu erleben. Was schon einmal 2017 im Pegelhäuschen am südlichen Donauufer unter dem Titel "Wir sind Wasser" dahinfloss, tropfte, sich zu Wolken formte, erscheint nun wie ein blau-weiß-rosa-türkisfarbenes luftiges Gebilde - einem Netz? Einer Ansammlung abgelegter Insekteneier im Brutgewebe? Zwischen dem Grün von Zweigen über ocker-braun-grauem Boden schwebend. Und zieht kontrastierend an den grauen Wänden im P3 den Blick umso stärker an. Je nach Lichteinfall leuchten die Farben intensiv oder hüllen sich verschwiegen ein.

In der Kulturhalle hatte sich Fuchs im Sommer drei Wochen lang eingemietet und gemalt - die Bilder teils auf dem riesigen Holztisch liegend, teils an der Wand gehängt, "um das Fließen der Farbe in Bewegung zu bringen", wie sie sagt. Die einzelnen blauen Kringel, die Wassertropfen, hat sie konzentriert aufgetragen. Überhaupt sind Achtsamkeit, Konzentration auf das Kleine, auf das Lebendige, auf das, was in der Natur im Frühjahr mal zwischen braunen, trockenen Stengeln und Blättern vorsichtig hervorlugt, mal, obwohl so klein, kraftvoll zwischen Betonritzen sich den Weg ans Licht bahnt, wesentlicher Teil ihres Arbeitens. Fuchs hat an der Hochschule der Künste in Kassel studiert und ist zertifizierte Kunsttherapeutin. "Das Experimentieren mit Farbe ist für mich wesentlich. Ich bin neugierig, entwickle ein Bild im Malprozess", erzählt sie. Die Konzentration auf das Wesentliche ist denn auch die Verbindung zum Haiku.

So lag es nahe, dass Fuchs am Eröffnungswochenende den Workshop "Haiku-Malen" anbietet, für den es keine künstlerischen Vorkenntnisse braucht (kulturhallep3@web. de). "Wir nähern uns dem Haiku malend und zeichnend. Die Aufmerksamkeit gilt dem Gestaltungsprozess, nicht dem Ergebnis", steht in der Einladung. Am Donnerstag um 19 Uhr kann man sich inspirieren lassen beim Start-up der Ausstellung mit Haiku-Lesung und Wandeln in der weitläufigen Halle - corona-konform bei geöffneten Türen und Einhaltung der Hygieneregeln - zwischen Bildern und Fotos, die von organischen Prozessen, von Wachstum, Vergehen, Verwandlung erzählen.

DK

Barbara Fröhlich