Neuburg
Was wurde aus den Absolventen der Asylklassen?

Die ersten Schüler der Berufsintegrationsangebote sind im Arbeitsmarkt aktiv Ohne weitere Begleitung geht es nicht

29.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Stolze Absolventen mit ihren Zeugnissen: Im Sommer vergangenen Jahres haben die ersten Schüler der Neuburger Berufsintegrationsklassen ihren Abschluss gemacht. ‹ŒArch - foto: Belzer

Neuburg (DK) Die Asylklassen an der Neuburger Berufsschule gelten als Erfolgsmodell. Die Schüler der ersten beiden "Berufsintegrationsklassen" haben die Schule verlassen. Was wurde aus ihnen?

Junge Flüchtlinge in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren: Das ist das Ziel des Projekts. Die Neuburger Berufsschule kooperiert dabei mit den "Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft" (bfz). Die Koordinatorin im Bereich Sprache und Migration der gemeinnützigen GmbH, Charlotte Schweiger, gibt Auskunft. "Die Ergebnisse waren hervorragend. Über unseren Erwartungen."

Konkret geht es um zwei Klassen mit insgesamt 32 Schülern. Neun Jugendliche brachen das Angebot vorzeitig ab. Ein Schüler wechselte an die Realschule, einer nahm anderweitig eine Arbeit auf, einer wurde aus disziplinarischen Gründen rausgeschmissen, einem fehlte die Motivation, drei wechselten aus finanziellen Gründen zu einem Integrationsangebot des Jobcenters, und zwei Mazedonier scheiterten an ihrem Asylstatus. Ist die Abbruchquote hoch? "Die Quote ist im Vergleich zu deutschen Schülern nicht hoch", sagt Schweiger. Manche Abbruchgründe lägen außerdem nicht an den Schülern selbst.

23 Schüler erhielten dann im vergangenen Sommer ihre Zeugnisse. Einer ging privat nach Bremen, da gibt die Aktenlage nichts her, was aus ihm wurde. Bei zweien scheiterten alle Versuche, sie über Praktika in den Arbeitsmarkt zu integrieren an der fehlenden Motivation. Das ist nicht unproblematisch für die Beruflichen Fortbildungszentren, denn wenn Firmen mehrfach schlechte Erfahrungen machen, steigen sie ganz aus dem Projekt aus. Das war offenbar auch hier der Fall. Ein anderer Migrant war stets von der Abschiebung bedroht, weshalb keine Vermittlung zu Stande kam, ein weiterer war gesundheitlich so beeinträchtigt, dass kein Arbeitsplatz gepasst hat.

Bleiben 18 Absolventen, die eine Lehre starteten. Drei junge Frauen begonnen eine schulische Ausbildung zu Sozialbetreuerinnen in der Monheimer Straße, eine zur Kinderpflegerin. Ein Absolvent ging an die FOS. Zehn starteten eine duale Ausbildung: zwei Elektroniker, ein Autosattler, ein Straßenbauer, ein Industriemechaniker, ein Metzger, ein Maurer, ein Tiefbauer, ein Verkäufer und ein Anlagenmechaniker. Dazu kommen zwei Malerhelfer und ein Verpackungshelfer.

Schulleiter Fritz Füßl zieht eine positive Bilanz: "Ich denke, die Ausbeute ist ganz gut." Bei deutschen Auszubildenden im dualen System liege die Abbruchquote zum Vergleich bei 25 Prozent. "Ich finde es erfreulich, dass es uns gelungen ist, dass eine doch beträchtliche Zahl ins Berufssystem integriert worden ist", sagt Füßl. "Wenn wir sie weiter unterstützen, bin ich überzeugt, dass daraus Fachkräfte hervorgehen."

Es ist nicht so einfach, die Spuren der 32 ersten Schüler der Neuburger Berufsintegrationsklassen weiterzuverfolgen. Der Metzger hat mittlerweile offenbar an die Berufsfachschule für Ernährung umgesattelt. Die Kinderpflegerin schlägt sich gut in der Monheimer Straße, die Sozialbetreuerinnen sind alle weiter dabei. Der Anlagenmechaniker ist bei der Firma Ruml und Feller in Neuburg untergekommen, hat einen Lehrvertrag unterzeichnet. Geschäftsführer Josef Fetsch ist mit dem Albaner zufrieden. Die praktische Arbeit funktioniere. "Es klappt gut. Die Schule ist ein bisschen das Problem. Ohne Nachhilfe würde das nicht klappen, das muss man ganz klar sagen." Der Chef ist froh, dass ein ehrenamtlicher Helfer Nachhilfe gibt, vor allem in Deutsch, aber auch in anderen grundlegenden Fächern. Ohne weitere Begleitung geht es nicht, das meint auch Füßl. Einer seiner Lehrer hält weiter Kontakt zu den beiden Elektrikern und unterstützt sie.

Apropos Unterstützung: Die Kreishandwerkerschaft hatte im vergangenen Jahr angekündigt, Patenschaften für die aktuell 160 jungen Flüchtlinge in den neun Berufsintegrationsklassen - nächstes Jahr zwölf Klassen - zu vermitteln. Gestandene Handwerker sollten die Asylbewerber auf dem Weg in den Arbeitsmarkt begleiten und gleichzeitig Nachwuchskräfte gewinnen. "Bisher ist daraus nichts geworden. Wir warten noch auf die Handwerker", sagt Füßl dazu. Vielleicht sei die anfängliche Euphorie ein bisschen verflogen? "Wir sind aber weiterhin offen für das Projekt." Kreishandwerksmeister Hans Mayr bestätigt, dass bisher nichts gelaufen ist. Man habe unterschätzt, wie groß der bürokratische Aufwand sei, habe das Projekt aber nicht aufgegeben. Demnächst will die Kreishandwerkerschaft einen neuen Anlauf starten.