Leserbrief
Was soll das, CSU?

17.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:10 Uhr

Zur Berichterstattung über die CSU-Äußerungen zur Goachat-Trasse:

Wie fänden Sie das: Fünf Minuten nach dem Anpfiff eilt eine Mannschaft auf den Platz und grätscht erstmal den Gegner um und fordert dann beim Schiedsrichter endlich ein faires Spiel. Reichlich dreist, nicht wahr. So ähnlich benimmt sich aber die Schrobenhausener CSU in der Debatte um die Goachat-Trasse. Statt sachliche Argumente anzubieten, diffamiert der Ortsvorsitzende die vielen Bürger, die sich Sorgen darüber machen, dass die Umgehungsstraße zwar ihre zerstörerische Wirkung in der einzigartigen Paarauen-Landschaft voll entfaltet, aber beim Innenstadt-Verkehr eben nicht zu einer nennenswerten Verbesserung führt. Die von Peter Banzhaf behauptete Arbeitsteilung - er und seine Mitstreiter kümmern sich um die Zukunft der Stadt und die Sorgen der Bürger, während die "Anderen" es sich einfach machen und nur dagegen sind - stimmt so nicht. Die Menschen, die in großer Zahl den Widerstand gegen die Trasse unterstützen, tun das ebenfalls aus Sorge um die Stadt. Sie glauben nur anders als die CSU nicht daran, dass unser Heil sich daran entscheidet, dem motorisierten Individualverkehr noch mehr Lebensraum zu opfern. Sie glauben vielmehr, dass es nicht mehr zeitgemäß ist, weit über 20 Millionen in eine Straße zu investieren, die das Verkehrsproblem der Stadt vermutlich nicht löst, aber für wirklich wirksame Maßnahmen, wie den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs fehlen.

Was die CSU motiviert, eine sachliche Auseinandersetzung zu vermeiden und stattdessen mit Aussagen wie "Kinder sind keine Plakatständer" eigenartige Stimmungsmache zu betreiben, wissen nur deren Verantwortliche. Was Peter Banzhaf motiviert, von einer Entlastung von 6100 Fahrzeugen durch die Goachat-Trasse zu sprechen, weiß nur er. Selbst der für teures Geld engagierte Verkehrsgutachter kommt im offiziellen Eingabeplan nur auf eine Entlastung der Innenstadt um gut 4000 Fahrzeuge. Wobei er unterstellt, dass auch Fahrzeuge, die von der Pöttmeser Straße in Richtung Pfaffenhofen wollen, über das Goachat, die B300 und die Gerolsbacher Straße fahren. Eine Annahme, die man nicht unbedingt teilen muss. Das Gutachten sagt aber eben gleichzeitig, dass die Situation am Gritscheneck auch mit Umgehungsstraße gerade mal auf den Zustand gebracht wird, wie er im Jahr 2000 war. Ist das 25 Millionen wert?

Ich hege keinen Zweifel an der Redlichkeit der Absichten der Verantwortlichen und Stadträte der CSU. Bestimmt wollen sie das Beste für die Stadt. Nur glaube ich, dass sie aus den vorliegenden Fakten die falschen Schlüsse ziehen. Darum geht es in der Demokratie: im Diskurs mit besseren Argumenten zu überzeugen. Deshalb ist es so wichtig, dass die CSU aufhört von hinten zu grätschen, sondern versucht, den Ball zu spielen. Wir wollen Sachargumente hören, die den Eingriff in den geschützten Naturraum und eine Millioneninvestition, die den Handlungsspielraum der Stadt auf Jahrzehnte einschränkt, rechtfertigen. Billige Pöbeleien können Sie sich sparen.

Joachim Siegl

Schrobenhausen