Schrobenhausen
Was Schriftsteller Helmut Zöpfl zum Josefstag so alles einfällt

18.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:17 Uhr
Helmut Zöpfl
  −Foto: Petry, Mathias, Hohenwart

Schrobenhausen (SZ) In Aichach wurde aus Protest gegen die Abschaffung des Feiertags die Königlich-Bayerische Josefspartei gegründet, die im Rahmen des Brauereifestes in Kühbach alljährlich ihren Parteitag feiert.

Der beliebte Schriftsteller Helmut Zöpfl (Foto), der schon oft in Schrobenhausen zu Gast war, fühlt sich den Josefs sehr verbunden. Er hat den Josefitag zum Anlass genommen, ein paar ganz eigene, satirischen Gedanken einzubringen - und sie der Schrobenhausener Zeitung zur Verfügung gestellt.

Gerade wer die heutige Bildungsgesellschaft betrachtet, muss dem heiligen Josef und seiner Frau uneingeschränkten Respekt und Dankbarkeit zollen. Nach all dem, was wir nämlich wissen, hat er seinen Sohn zunächst einmal einen gescheiten Beruf, seinen eigenen, den des Zimmermannes, lernen lassen. Und das, obwohl die Eltern wussten, dass ihr Kind eine ausgesprochene Frühbegabung war, was sich bei dem Gespräch des erst zwölfjährigen Buben mit den Schriftgelehrten im Tempel zeigte. Selbstverständlich wusste insbesondere Maria durch die Botschaft des Engels um das außergewöhnliche genetische Potenzial ihres Sohnes, denn wer hat schon die Gene eines Heiligen Geistes?

Gewiss, es gab noch nicht eine Hochbegabtenforschung, die den Eltern nahe legt, möglichst kurz nach der Geburt den IQ des Kindes feststellen zu lassen. Die Heiligen Drei Könige hätten vielleicht auch einen Kundigen mit diagnostischen Fähigkeiten bei sich gehabt. Interessant wäre es natürlich schon, wie unsere siebengescheiten Psychologen und Pädagogen mit ihren einseitigen Testmethoden die allerhöchste Weisheit gemessen hätten und welchen IQ sie dem Heiligen Geist zugestehen würden. Da sie aber in der Regel von ihrer eigenen Beschränktheit ausgehen und nur diese hochrechnen, könnte es durchaus sein, dass nur allenfalls eine gewisse Kreativität in Form der Schöpfungskraft festgestellt werden würde.

Wie dem auch sei, der heilige Josef hätte auf Grund seines gesunden handwerklichen Hausverstandes - da bin ich überzeugt - trotz des Anratens hoch gelehrter Saduzäer oder Pharisäer seinen Sohn nicht gleich auf die Eliteschule geschickt, sondern ihn, wie gesagt, auf alle Fälle einen gescheiten Beruf erlernen lassen. Gott sei Dank ist nämlich der Bub und spätere junge Mann nicht abgeschottet von den anderen Kindern und vom Volk in einer skurrilen Kinderuniversität groß geworden, wo er sich dann mit ein paar blassen Hochbegabten um die Platzziffer eins oder den Numerus-clausus hätte rangeln müssen. Er hat vielmehr bestimmt mit Kindern aller Begabungseinrichtungen gespielt und hat im Umgang mit dem Volk und seinem Handwerk gelernt zu wissen, was er sagte.

Und das waren keine abgehobenen Akademikersprache oder römische und griechische Modebegriffe, zu vergleichen den Anglizismen in unseren Politikerreden (anwesende Politiker sind selbstverständlich ausgenommen), sondern handfeste Bilder und Gleichnisse, die noch heute großartig etwas verdeutlichen.

In seinem Beruf hat er gelernt, hinzulangen und nicht alles auf Kommissionen zu verlagern. Sonst hätte nämlich das Gleichnis vom barmherzigen Samariter so ausgesehen: Ich helfe. Nein. Ich müsste helfen. Man müsste helfen. Man müsste diskutieren, wie man helfen könnte. Man müsste eine Kommission einberufen, in der man diskutiert, wie man helfen könnte. Man müsste eine Tagung veranstalten, in der man festlegt, welche Leute in die Kommission einberufen werden, wo man diskutiert, wie man helfen könnte und so weiter. Gott sei Dank hat Christus also bestimmt nicht zuletzt unter dem Einfluss des geradeaus denkenden Ziehvaters gelernt, sich klar auszudrücken und nicht gesagt: "Also ich würde, äh, meinen, dass es eventuell auf Grund der neuesten Zahlen über den vermeintlichen Trend im, äh, sagen wir einmal, äh, ungefähren Bereich möglich wäre, äh, Gutes zu tun. "

So ist es kaum vorstellbar, dass Christus aufgrund seiner handfesten Erziehung sein Evangelium wie das Parteiprogramm einer christlichen Partei mit "Solidarische Leistungsgesellschaft" überschrieben hätte. Wie schrecklich und furchtlos wäre es gewesen, wenn unter dem Einfluss einer seinerzeitigen eventuell schon vorherrschenden Pisa-Manie, Christus zu seinen Jüngern nach dem Multiple-Choice-Verfahren gesprochen hätte. Zum Beispiel: Du bist Petrus, a) der Sohn, b) der Fels, c) der Stern - kreuze die richtige Antwort an! Oder: Geh hin, dein a) Reichtum, b) IQ, c) Glaube - hat dir geholfen. Oder: Gehet hin und lehret a) meine Pappenheimer, b) alle Völker, c) alle Volkshochschulen.

Und der heilige Josef hätte sicher auch nicht, selbst wenn es den bayerischen Kindergartenbildungsplan schon gegeben hätte, den kleinen Jesus multikulturell mit dem Glauben vertraut gemacht, indem er ihm zur Glaubensorientierung zwischen einer Zeusstatue, der Bundeslade oder dem Bild der ägyptischen Göttin Osiris hätte auswählen lassen, sondern er hat den Buben einfach streng autoritär, wie man heute zu sagen pflegt, in den Tempel mitgenommen.

Man sieht, die Erziehungsmethoden unseres heiligen Josefs haben auch ohne die heute verpflichtenden Evaluationen hingehauen.

Helmut Zöpfl