Riedenburg
Was sagt das Volk?

Vor der weiteren Windkraftplanung in Riedenburg müssen sich die Betroffenen äußern

20.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr

Das Rieder Windrad und Aichkirchen: Im Hemauer Ortsteil ist der Widerstand groß - Foto: Janda

Riedenburg (sja) Der von vielen gefürchtete Mega-Windpark bei Jachenhausen spielt in den Planungen der Stadt Riedenburg keine Rolle mehr. Nun soll eine Umfrage klären, wie es mit der Energiewende weitergeht; auch eine Zusammenarbeit mit Hemau scheint möglich. Dort liegt die Windkraft derzeit auf Eis.

An der Grundhaltung der Riedenburger Kommunalpolitik hat sich zwar nichts geändert: Noch immer sprechen sich Stadtratsfraktionen und Rathausspitze für einen Ausbau der Windkraft im Gemeindegebiet aus. Doch das Ausmaß der Energiewende ist mittlerweile deutlich geschrumpft. Vorbei sind die Zeiten, in denen von einem Dutzend oder mehr Anlagen die Rede war. „Der Windkraftriegel ist derzeit Geschichte“, sagt Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU). Er geht zum momentanen Stand von drei oder vier Windrädern in Riedenburg aus, „nicht mehr“.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Eine Rolle spielt die 10-H-Regelung im Freistaat, die den Abstand von Rotoren zu Wohnhäusern auf den zehnfachen Wert der Anlagenhöhe festlegt. Für Riedenburg ist das ein Ausschlusskriterium, geeignete Flächen würden bei 200 Meter hohen Anlagen nicht übrig bleiben. Einziges Schlupfloch wäre die Zustimmung der Bevölkerung – angesichts der jüngsten Entwicklungen ist das aber mehr als unwahrscheinlich. Denn der Widerstand seitens der Bevölkerung und einiger Behörden ist massiv. Laut Hauptamtsleiter Günther Wagner haben die Fachstellen im Zuge der bisherigen Planungen eine ganze Reihe an möglichen Flächen für Windkraft negativ bewertet. Wie berichtet, gab es in den vergangenen Monaten auch in den betroffenen Ortsteilen Proteste gegen einen geplanten Windpark im Umfeld von Jachenhausen. „Für uns ist aber wichtig, was die Leute wollen“, stellt Rathauschef Lösch klar. „Wir wollen wissen, ob wir 10 H unterschreiten sollen oder nicht.“ Aus diesem Grund wird die Stadt in den nächsten Wochen die Bürger nach ihren Wünschen fragen (siehe eigenen Bericht). Voraussetzung für diesen Schritt ist allerdings ein Vorschlag samt Skizze, der die bisherigen Planungsschritte beinhaltet.

Und dabei kommt auch die Stadt Hemau ins Spiel. Wie Lösch berichtet, haben sich die Planer der Nachbarkommune für den Fall einer Unterschreitung der 10-H-Regelung auch mit dem angrenzenden Riedenburger Gebiet befasst, genauer gesagt mit zwei Flächen. Im Detail geht es dabei um etwa 50 Hektar, die nördlich von Jachenhausen und nördlich von Ried beim früheren Munitionsdepot liegen. Dazu sollen sich nun die Bürger äußern.

Das Ergebnis in Riedenburg könnte auch Auswirkungen für die Nachbarkommune haben. Nach dem Aus der gemeinsamen Windkraftplanung mit den Gemeinden Deuerling, Sinzing und Nittendorf im Landkreis Regensburg sowie Essing, Ihrlerstein und Painten im Kreis Kelheim liegt die Zukunft der Windkraft in Hemau derzeit auf Eis. Wie berichtet, war das interkommunale Großprojekt und damit wohl auch ein geplanter Windpark im Paintener Forst am Nein aus Deuerling gescheitert. „Wir müssen eigentlich wieder von vorne anfangen“, sagt Hemaus Bürgermeister Hans Pollinger (CSU), der sich heute Abend mit seinem Stadtrat über die weitere Vorgehensweise beraten will.

Dass dabei eine Zusammenarbeit mit Riedenburg herauskommt, schließt er im Gespräch mit unserer Zeitung nicht aus. Vor allem für den Bereich von Aichkirchen, also direkt an der Grenze zur Dreiburgenstadt, hält er eine viel stärkere Kooperation für zwingend erforderlich. Pollinger selbst vertritt weiterhin die Meinung, dass seine Kommune einen Beitrag zur Energiewende leisten muss. „Was der Stadtrat will, ist allerdings völlig offen“, betont er.

Eine Zusammenarbeit mit der Nachbarkommune schließt auch in Riedenburg niemand aus. Pollingers Amtskollege Lösch will aber zuerst die Bürgerbefragung abwarten. „Wenn unsere Leute dagegen sind, wird es sicher keinen Teilflächennutzungsplan mit Hemau geben“, stellt er klar.