Vohburg
Was man aus ein paar Scherben lesen kann

Archäologen stellen Ergebnisse der jüngsten Ausgrabungen am Burgberg in Vohburg vor

30.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:53 Uhr

Archäologin Ines Gerhardt und ihr Ehemann Stefan Mühlemeier (rechts) erläutern den interessierten Bürgern die Funde. - Foto: Bauer

Vohburg (DK) Spannende Erkenntnisse erfuhren im Vohburger Pfarrheim die interessierten Besucher des Vortrags "Pferdeställe oder Bernsteinzimmer" Die Archäologen Ines Gerhardt und Stefan Mühlemeier erzählten dabei von ihren Ausgrabungen auf dem Burgberg.

Der Vohburger Heimat- und Kulturkreis hatte Gerhardt und Mühlemeier, beide von der Firma Phoinix, eingeladen. Erwin Kirschner, Vorsitzender des Vereins, begrüßte am Freitagabend rund 50 interessierte Bürger, um einen kostenlosen Blick in Vohburgs Geschichte zu werfen.

Zuerst erläuterte Mühlemeier ganz allgemein das Vorgehen archäologischer Untersuchungen in Bayern. Das beginnt mit der genauen Erlaubnis durch das zuständige Landratsamt. Im Beispiel Vohburg hieß das, untersucht werden dürfen drei Abschnitte bis zu 60 Zentimeter Tiefe. Gerne hätte man tiefer gegraben, denn die Kulturschicht auf dem Burgberg ist rund vier Meter tief. Vor Ort beginnt alles zunächst mit dem vorsichtigen Baggerabtrag bis zur Freilegung interessanter Bereiche. "Natürlich kann es auch vorkommen, dass da gar nichts kommt", so der Referent. Als nächstes folgen Einmessung und ein Plan mit ersten Nummerierungen. Gegebenenfalls folgt nun ein Schneiden von Profilen. Weiter geht es mit Fotografieren, Zeichnen und Beschreiben. Erst dann kommen, zum Teil parallel, Rekonstruktionen, Fundbearbeitung und Restaurierung. Für den Laien bewundernswert, was man aus ein paar Scherben herauslesen kann. "Im Falle von Vohburg heißt das beispielsweise den Bau von zwei Häusern in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts", erläuterte Ines Gerhardt. Anhand von Plänen und Grabungsfotos zeigte sie auf, was da alles auf dem Burgberg zu finden war und welche Schlüsse man daraus ziehen kann. Da findet man im nordwestlichen Grabungsfeld zwischen Wasserturm und Tor eine Mauer, die immerhin 1,3 Meter breit ist. Also mit Sicherheit kein einfacher Lagerschuppen, zumal man deutlich erkennen kann, dass mehrere angebaute Mauern bestanden. Leider sind alle Mauern am Ende abgerissen, sodass sich schwer Aussagen treffen lassen, hieß es. Dazwischen Schutt aus mehreren hundert Jahren, vom 14. Jahrhundert bis zum 20. Immer wieder wurde auf alten Resten neu darüber gebaut. Das erkennen Archäologen deutlich. Der zweite Abschnitt liegt zwischen Schloss und südlich davon und macht einen Winkel bis zur Kriegerkapelle. Was man hier findet, ist zum Teil sehr alt, zum Teil sind es einfach die Grundmauern des alten Krankenhauses. Am interessantesten zeigt sich Abschnitt drei nördlich des Schlosses bis nach Westen zum Burgtor. Hochinteressant ist dort eine 23 Meter lange Mauer, also kein kleines Gebäude. Aber leider fehlen auch hier die Enden und bereits aus längst vergangenen Zeiten gibt es einen Durchstich. Nur 20 Zentimeter daneben entstand einst die jüngere Mauer. Innerhalb des Gebäudes erkennt man deutlich hellbraune Flächen. "Das ist gebrannter Lehm", erläutert Gerhardt. "Hier müssen also einmal Fachwerkhäuser abgebrannt sein." Dazwischen eine Apsis, die aber nach Süden ausgerichtet ist; also keine Kirche, denn die wäre nach Osten zeigend. Die Lösung: Auch vom Durchmesser her muss es eine Wendeltreppe gewesen sein, also auch kein kleines Gebäude.

Immer wieder gibt es Fragen von den Besuchern, die beide tapfer beantworten. Auch ein Kachelofen aus dem 14. Jahrhundert lässt sich nachweisen. Und Kochgeschirrreste findet man durch alle Jahrhunderte in rauen Mengen. Am Ende zeigten Gerhardt und ihr Mann Mühlemeier noch zahlreiche Fundstücke. Auch hier wurde von den Gästen Frage um Frage gestellt.