Kleinhohenried
Was macht eigentlich der "Donaukurier"?

Der Paten-Wisent unserer Zeitung lebt seit dem Sommer in Rumänien

06.01.2022 | Stand 25.10.2023, 11:33 Uhr
Ein dickes Winterfell haben die Wisente beim Haus im Moos bereits. Auch wenn die Temperaturen im Donaumoos eher mild sind, werden die Tiere zugefüttert. −Foto: Hanne

Kleinhohenried - Im Sommer hat der Paten-Wisent unserer Zeitung, der "Donaukurier", seine Weiden in Kleinhohenried verlassen, um in Rumänien ausgewildert zu werden. Dort wurde er mit den Jungbullen, mit denen er bereits seit einiger Zeit zusammenstand, in die Freiheit entlassen. Nach einem halben Jahr haben wir bei Amtstierarzt Johannes Riedl, der die Zucht der Wisente im Donaumoos leitet, nachgefragt, wie es dem Bullen eigentlich geht.

"Der ,Donaukurier' ist in Rumänien gut angekommen und wurde dort ausgewildert", erzählt er. Der Jungbulle hat auch ein GPS-Halsband und wird so regelmäßig überwacht. "Das macht der WWF, das ist an Forschungen geknüpft, welche Habitate beispielsweise bevorzugt werden oder wie sich die Tiere bewegen." Der World Wildlife Fund, kurz WWF, leitet das Auswilderungs-Projekt in Rumänien. Im Vordergrund steht dabei, einen möglichst variablen Genpool zu erreichen. Das Projekt sowie die Zucht der Tiere im Donaumoos laufen daher stetig weiter, sagt Alfred Wiedmann, einer der Wisentbetreuer beim Haus im Moos in Kleinhohenried.

Neben der Beobachtung per GPS gibt es in den rumänischen Karpaten auch Ranger, die nach den ausgewilderten Tieren sehen. "Die Ranger schauen vor Ort, ob alles in Ordnung ist", sagt Johannes Riedl. Auf der einen Seite ist es natürlich gewollt, dass die Tiere scheu bleiben und nicht auf Menschen zugehen, erklärt Wiedmann. Auf der anderen Seite steht hinter dem Projekt in Rumänien natürlich auch der Gedanke an den Tourismus. Die Ranger wissen, wo sich die Tiere aufhalten, die Wisente sollen schon gesehen werden, meint Riedl.

"Die Bullenherde ist sehr erfolgreich", erklärt der Veterinäramtsleiter. Der "Donaukurier" war bereits in Kleinhohenried in einer Gruppe aus Jungbullen gut sozialisiert, die nun auch in Rumänien zusammen geblieben ist. "Der Grund, warum wir das so gemacht haben, ist, dass die Bullen dann als Gruppe durch die Gegend ziehen. Einzeln haben sie deutlich mehr Stress." Die Stärke der Herde, beispielsweise bei der Verteidigung gegen Fressfeinde, scheint erfolgreich zu sein. Früher wurden auch einzelne Tiere ausgewildert. Doch in Rumänien hat der Wisent durchaus Fressfeinde. Dort geht von Wölfen und Bären Gefahr aus, besonders für schwache oder kranke Tiere. Gesunde Kühe oder Bullen werden eigentlich nicht angegriffen, sie stellen eine zu große Verletzungsgefahr für die Fleischfresser dar.

Eine Chance, sich in Rumänien fortzupflanzen, hat der "Donaukurier" allerdings noch nicht. "Die bleiben unter sich. Mit sechs Jahren sind sie ausgewachsen und können auch schon decken, haben aber körperlich noch keine Chance", sagt der Amtstierarzt. Die Jungbullen wiegen etwa 300 bis 400 Kilogramm. Die Bullen, die bereits Herden haben, sind bei etwa 800 Kilogramm, also in einer ganz anderen Gewichtsklasse. Eine Weile muss der "Donaukurier" also noch mit seiner Junggesellen-Gruppe verbringen.

DK

Karen Hanne