Eichstätt
Was ist das Geheimnis?

Schwester Berlinde Pollinger von der Congregatio Jesu feierte 100. Geburtstag

14.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:01 Uhr

Sichtlich aufgeregt nimmt Schwester Berlinde die Geschenke zu ihrem 100. Geburtstag entgegen - Fotos: Daniela Preis

Eichstätt (EK) „Wer san na Sie“ „Ich bin der Oberbürgermeister!“ Mit einem Lächeln und einem festen Händedruck begrüßte Schwester Berlinde Pollinger vom Orden Congregatio Jesu im Englischen Institut ihre Gäste. Mit ihren nun 100 Jahren ist die alte Dame noch erstaunlich vital.

Sichtlich aufgeregt nahm sie die Geschenke von Oberbürgermeister Andreas Steppberger an, der Schwester Berlinde zu ihrem 100. Geburtstag unter anderem im Namen von Ministerpräsident Horst Seehofer eine Silbermedaille mit dem Bildnis der Patrona Bavariae überreichte. „Der wird ja gar nimmer fertig!“, wunderte sich Schwester Berlinde angesichts der vielen Geschenke des Gratulanten.

Neben dem Oberbürgermeister wollte sich auch Dompfarrer Josef Blomenhofer die Gelegenheit nicht entgehen lassen, der Jubilarin zu gratulieren. Mit ihm stimmte Schwester Berlinde ein Kirchenlied an, bei dem sie die Oberstimme sang. Natürlich war auch für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt. Das Küchenteam der Congregatio Jesu um Annemarie Flößl arbeitete zwei Tage lang an den verschiedenen Kuchen, wobei auf einem sogar ein Porträtfoto der 100-Jährigen zu sehen war.

Fragte man die alte Dame nach ihrem Geheimnis, wie sie 100 Jahre alt geworden sei, erzählte sie als Erstes von den 78 Buben und 72 Mädchen, die sie in ihrer Zeit als Lehrerin gleichzeitig unterrichtet hatte. Die hielten sie teilweise ganz schön auf Trab. Ihre Mitschwestern im Englischen Institut nannten neben dem Aktivbleiben noch ihre innere Fröhlichkeit. „Und neugierig war sie immer, wollte alles wissen. Oder sag ma doch lieber wissbegierig, des klingt besser.“ In der Tat liest die Jubilarin immer noch jeden Tag die Heimatzeitung von vorne bis hinten durch, um nichts zu verpassen.

In den vergangenen 100 Jahren hat Schwester Berlinde schon so einiges erlebt. Davon erzählte auch ein zweiseitiges Gedicht, das Schwester Waltraud (84) für sie geschrieben hatte. Symbolhaft stand darin ein Regenbogen für ihr bewegtes Leben.

Geboren wurde Schwester Berlinde als Barbara Pollinger am 12. Juni 1913 in Neuenschwand (Kreis Schwandorf) als fünftes von zwölf Kindern. Nach der Volksschule besuchte sie die Lehrerbildungsanstalt in Eichstätt, legte ihre Lehramtsprüfungen ab und trat 1939 in das Institut der Englischen Fräulein ein. „Lehrerin zu sein, war Deine größte Freud“, hieß es in dem Gedicht über ihr Leben. Das Unterrichten genoss Schwester Berlinde wirklich sehr und in ihrer langjährigen Tätigkeit als Lehrerin in Deggendorf machte sie sich auch bei den Schülern beliebt. Das sieht man allein daran, dass die Jubilarin immer noch des Öfteren Besuch von ihren ehemaligen Schützlingen bekommt. Bevor sie in den Ruhestand ging, versah Schwester Berlinde noch 20 Jahre lang die Pforte und Sakristei im Haus der Congregatio Jesu. Seit 2008 lebt sie nun im Maria-Ward- Schwesternaltenheim.

Wenn Schwester Berlinde nachts nicht schlafen kann, wandert sie in Gedanken um die ganze Erde und betet für diejenigen, die ihres Gebetes bedürfen. Im Moment sind das besonders die Menschen in ihrem geliebten Deggendorf, denen das Hochwasser sehr zugesetzt hat. Außerdem dankt sie Gott für ihr langes Leben und genießt jeden Tag. Wie es in dem Gedicht von Schwester Waltraud so schön heißt: „Schau mit Vertrauen in die Zukunft hinein und sage: 100 Jahre müssen es nicht mehr sein!“