Was die Stadt im Schilde führt

Das Ingolstädter Wappentier ist ein Panther, sieht aber gar nicht aus wie eine Raubkatze

08.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:30 Uhr
Der Ingolstädter Panther ziert unter anderem den kleinen Park beim Neuen Schloss. Manch einer wundert sich, warum das Schanzer Wappentier nicht wie eine Großkatze aussieht. −Foto: Hauser

Das Maskottchen des Ingolstädter Eishockeyvereins ERC ist ein Panther mit Namen Xaver.

Die Fußballer des FC 04 lassen sich vom Drachen Schanzi anfeuern. Obwohl sie so unterschiedlich sind, gehen beide Tiere auf das Ingolstädter Wappentier zurück.

Wer von einem "Panther" spricht, meint meist einen schwarzen Leoparden wie Bagheera aus dem "Dschungelbuch". In der Heraldik, der Wappenkunde, ist der Panther oder Panthier aber etwas anderes. Da sieht er tatsächlich eher wie ein Drache aus.

Das Fabelwesen ist - wie ein Wolpertinger - eine Mischung aus mehreren Tieren. Meist wird er mit Löwenkörper, Adlerklauen und Drachenkopf dargestellt. Manchmal hat er auch den Kopf eines Pferdes, Stiers oder Hasen. Wichtig ist, dass er Feuer aus dem Maul speit. In anderen Darstellungen schlagen auch aus anderen Körperöffnungen Flammen. Obwohl er furchterregend aussieht, ist der Panthier ein friedliches Wesen. Er verströmt dazu einen süßen Geruch - weswegen er in Italien "Dolce" heißt. Der Panthier ist ein Symbol für das siegreiche Christentum. Er ist in vielen Wappen zu finden, etwa in dem der Steiermark und des Kreises Traunstein. Im dritten Feld des Bayerischen Staatswappens steht er für Nieder- und Oberbayern. Mit der Zeit ist im Sprachgebrauch aus dem "Panthier" ein "Panther" geworden.

Die Ingolstädter führen ihren Panther seit dem frühen 14. Jahrhundert im Schild. Bis dahin war alleine der heilige Mauritius das Erkennungszeichen der Schanz. Wie der Panther nach Ingolstadt kam, ist an einem Wandgemälde im Historischen Sitzungssaal des Alten Rathauses dargestellt. Dort sieht man die Schanzer Truppen nach der Schlacht von Gammelsdorf (1313), in der sie für den Wittelsbacher Herzog Ludwig IV. - später genannt der Bayer - gegen den Habsburger Friedrich den Schönen ins Feld zogen. Nach der Schlacht erhielten sie den Wappenschild mit dem Panther überreicht, weil sie so tapfer waren. Die Geschichte hat allerdings einen Haken: Sie ist nicht wahr. Woher hätte der Herzog vor der Schlacht wissen sollen, dass die Ingolstädter sich so gut schlagen werden, dass er vorsorglich schon mal ein Wappenschild eingepackt hat? Außerdem waren es wohl eher die Truppen aus Straubing und Deggendorf, die in der Schlacht die Wendung brachten. Wahrscheinlicher ist, dass der Schanzer Panther auf das Kloster Niederaltaich zurückgeht, das zeitweise Mauritius und den Panther im Wappen führte. Dem Kloster gehörten einst Teile Ingolstadts.

Es gibt weitere Theorien zum Ursprung des Ingolstädter Panthers. Sicher ist, dass man ihm in der Stadt überall begegnen kann: als Wappen auf Gullydeckeln, als Statue im Park und eben auch beim Eishockey und Fußball.

jhh

ZUR SERIE
Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, entdeckt manchmal rätselhafte Details in den Straßen, an Gebäuden und Plätzen. In einer Serie spüren der DK und seine Heimatzeitungen einigen dieser Geheimnisse nach. Die Geschichte über den Panther findet sich auch in dem Buch "Ingolstädter Geheimnisse", das der DK und der Bast-Verlag herausgegeben haben. Es kostet 19,90 Euro und ist in den DK-Geschäftsstellen erhältlich.